Jugendliche bei Brandstiftung „bekifft“

Wegen Brandstiftung sind am Dienstag in St. Pölten zwei Jugendliche verurteilt worden. Laut Anklage zündeten sie einen Müllcontainer an, die Flammen griffen auf ein Wohnhaus über. Ihren Aussagen zufolge waren sie „bekifft“.

Im Prozess gaben die beiden beschäftigungslosen St. Pöltner zu, am 14. Oktober 2017 einen Papiercontainer und eine Müllinsel vor einem Mehrparteienhaus in Brand gesetzt zu haben. Das Feuer hatte sich über die Fassade bis zum Dachstuhl ausgebreitet. Nach Angaben der Einsatzkräfte wurden 20 Wohnungen evakuiert und 14 Personen aus dem Gebäude gerettet - mehr dazu in St. Pölten: 14 Personen bei Brand gerettet (noe.ORF.at; 14.10.2017).

Wohnhausfassade stand in Vollbrand

Die Feuerwehr musste 20 Wohnungen evakuieren und 14 Personen retten. Der Schaden beträgt laut Anklage etwa 500.000 Euro.

Die Angeklagten hatten vor der Tat - laut eigenen Angaben - zuhause Cannabis konsumiert und waren dann, ausgerüstet mit Wattepads, Tampons und einer Flasche Benzin, auf gestohlenen Fahrrädern losgefahren. Am Bischofteich hatten die beiden Freunde Tampons angezündet und in einen mit Papier gefüllten Container geschmissen, dann machten sie sich aus dem Staub.

500.000 Euro Schaden

In der Tullner Bahnstraße hatte der 17-jährige Zweitangeklagte eine Dose mit benzingetränkten Wattepads angezündet und in einen von drei Containern hineingeworfen. Wenig später breitete sich das Feuer von dort auf das Gebäude aus. Der Schaden beträgt laut Anklage etwa 500.000 Euro. Dass das Feuer auf die Fassade übergreifen könnte, „mit dem habe ich nicht gerechnet“, sagte der 17-Jährige auf der Anklagebank.

Der vorsitzende Richter sprach von „mehr Glück als Verstand“, dass kein Bewohner ernsthaft verletzt worden war. Der Staatsanwalt bezeichnete die Aussage als Schutzbehauptung. „Warum macht man so etwas?“, wollte der Richter wissen. „Keine Ahnung“, meinte der 18-jährige Erstangeklagte. Er sei „bekifft“ gewesen und habe seinem Freund zeigen wollen, wie das ausschaut, wenn man etwas anzündet, sagte der Zweitangeklagte: „Ich gebe zu, mir gefällt Feuer.“

„Mann mit bewegten Vergangenheit“

Der Jugendliche gestand auch, bereits Monate vorher am Neugebäudeplatz in St. Pölten einen Papiercontainer angezündet zu haben. Die Flammen hatten auf eine Telefonzelle übergegriffen. Er habe damals selbst die Feuerwehr verständigt, meinte der Bursch am Dienstag. Der Verteidiger erklärte, dass sein Mandant „ein junger Mann mit einer bewegten Vergangenheit" sei“, immerhin „war er mehrmals in psychiatrischer Behandlung.“

Der 18-Jährige sei nicht davon ausgegangen, dass das Feuer auf Fassade und Dachstuhl übergreifen werde. Der Rechtsbeistand des Zweitbeschuldigten hielt fest, sein Mandant sei durch Suchtgift beeinträchtigt gewesen. „Das wahre Ausmaß war ihnen in keinster Weise klar und auch nicht beabsichtigt“, sagte der Rechtsanwalt.

Die unbescholtenen Angeklagten wurden wegen Brandstiftung, Sachbeschädigung und Diebstahl schuldig gesprochen. Der 18-Jährige erhielt 18 Monate, der 17-Jährige - er wurde zusätzlich wegen schwerer Sachbeschädigung verurteilt - 24 Monate. Beide Strafen wurden unter Setzung einer Probezeit von drei Jahren bedingt nachgesehen. Zudem wurde Bewährungshilfe angeordnet und beiden die Weisung, sich einer Psychotherapie zu unterziehen, erteilt.