Erfolgreiche Radwege auf Schiene
Der Ybbstalradweg, der auf der Trasse der ehemaligen Ybbstalbahn verläuft, schaffte es auf Anhieb in die Liste der zehn Topradwege in Niederösterreich. Das gilt auch für die Thayarunde, die mit zwei Abschnitten ebenfalls zum Großteil auf einer früheren Bahntrasse verläuft, von Waidhofen an der Thaya nach Slavonice (Tschechien) und von Göpfritz an der Wild (Bezirk Zwettl) nach Raabs an der Thaya (Bezirk Waidhofen an der Thaya).
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Das Konzept, Radwege auf Schienen zu errichten, erreichte in den vergangenen Jahren immer mehr Popularität. Neu ist etwa ein Radweg zwischen Kilb und Bischofstetten (beide Bezirk Melk), wo früher die Krumpe (die Lokalbahn Ober-Grafendorf – Gresten, Anm.) fuhr.
Vom umstrittenen Projekt zum Paradebeispiel
Dabei war gerade in Waidhofen an der Ybbs das Projekt, einen Radweg auf der Bahntrasse zu errichten, viele Jahre lang heftig umstritten. Viele hätten sich den Erhalt der Bahnstrecke gewünscht, allen voran der Verein Pro Ybbstalbahn. Immerhin habe es einen Plan für einen Radweg neben der Bahntrasse gegeben, sagte Obmann Thomas Vielhaber: „Natürlich wäre es teurer gewesen, beides zu erhalten, das ist klar. Aber es wäre ein Mehrwert für die Region gewesen, wenn wir beides hätten.“
Treibende Kraft hinter dem Radwegeprojekt war Martin Ploderer, Bürgermeister von Lunz am See (ÖVP). Auch er wollte die Bahn eigentlich erhalten, sagte er, aber schon so habe man Baukosten von zehn Millionen Euro gehabt - und die Errichtung von Schiene und Radweg beim Abschnitt „Ofenloch“ nebeneinander hätte die Kosten explodieren lassen - „auf das Zwei- bis Dreifache“, so Ploderer. „Also fast unmöglich und auch fast nicht vertretbar“, sagte er.
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Mittlerweile wird die Strecke der ehemaligen Ybbstalbahn deshalb von Speichen statt Schienen beherrscht. Im Juni des Vorjahres wurde der Ybbstalradweg eröffnet - mehr dazu in Ybbstal: Neuer Radweg auf alter Bahntrasse (noe.ORF.at; 17.6.2017). Heute gilt der Ybbstalradweg als Paradebeispiel, wie erfolgreich ein Radweg auf einer ehemaligen Trasse sein kann.
Investitionen lohnten sich für den Tourismus
In den ersten fünf Monaten nach der Eröffnung wurde der Ybbstalradweg von etwa 37.000 Menschen befahren. Das Erfolgsgeheimnis ist dabei der flache, breite Weg. Der erste Ansturm ließ in der Region auch neue Strukturen wachsen. In Waidhofen an der Ybbs etwa richtete die Transportunternehmerin Elke Esletzbichler Shuttle-Taxis ein, die Radfahrer ins 55 Kilometer entfernte Lunz bringen oder von dort holen. „Im Sommer werden wir zwei zusätzliche Fahrer einstellen, die nur mit dem Radtaxi unterwegs sind“, sagte sie.
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Ihr Pendant ist das Transportunternehmen Daurer in Lunz, das dasselbe anbietet. Als Konkurrenten sieht man sich nicht, man würde einander ergänzen, heißt es. „Wir müssen von 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr Bereitschaft aufrechterhalten, und das sieben Tage die Woche. Natürlich mussten wir dafür intern einiges organisatorisch umstellen“, sagte Helmut Daurer und betonte, dass man spätestens eine Stunde nach Anruf die Radfahrer holen würde.
Der Hotelier darf sich auch über sprunghaft angestiegene Übernachtungszahlen freuen seitdem, es den Radweg gibt. Und glaubt man den Touristikern, dann dürfte die heurige Saison dank des frühen Saisonbeginns noch besser laufen. Die Investitionskosten von zehn Millionen Euro dürften sich für die Region rund um den Ybbstalradweg also jedenfalls gelohnt haben.
Links:
- Regionen wollen sich mit Radwegen beleben (noe.ORF.at; 11.8.2017)
- Thayatal: Radweg soll Tourismus stärken (noe.ORF.at; 25.6.2017)