Auch Jobbörse bringt keine Erntehelfer

Viele land- und forstwirtschaftliche Betriebe suchen händeringend nach Hilfspersonal. Allerdings: Auch Jobbörsen des AMS brachten keinen Erfolg. Die Landwirtschaftskammer sieht nun die Politik gefordert.

Viele land- und forstwirtschaftliche Betriebe sind auf den Einsatz und die Verfügbarkeit von Fremdarbeitskräften dringend angewiesen. Das zeigte auch die diesjährige Feldgemüsesaison einmal mehr deutlich auf. In Spitzenzeiten fehlen mehr als 300 Saisonarbeitskräfte in Niederösterreich. Das sorgte bei den Betrieben für großen Druck - mehr dazu in Heimischen Landwirten fehlen 350 Erntehelfer (noe.ORF.at; 11.5.2018)

Das Arbeitsmarktservice Niederösterreich (AMS NÖ) und die Landwirtschaftskammer (LK) riefen deshalb in einer Krisensitzung das Projekt Jobbörse ins Leben. So waren vor kurzem bei Jobbörsen in Tullnerfeld, Gänserndorf und St. Pölten 30 Vertreter land- und forstwirtschaftlicher Betriebe mit 350 Arbeitssuchenden zusammengetroffen. Das Fazit aus der Sicht der Landwirtschaftskammer: Die Bemühungen zeigten kaum Erfolg.

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ORF

Zuwenig Flexibilität und Attraktivität

Die Gründe liegen für Hermann Schultes, dem Präsidenten der Landwirtschaftkammer Niederösterreich, auf der Hand: Die vom AMS vorgeschlagenen Asylberechtigten, die als Erntehelfer heran gezogen werden sollen, wohnen im städtischen Bereich und sind nicht mobil, weil sie meist über kein Auto verfügen. Die Erntefelder befinden sich aber in entlegeneren Lagen, sodass ein Umzug nötig wäre. Das lehnten viele der möglichen Erntehelfer ab, weil sie dadurch von ihren Familienmitglieder abgeschnitten wären.

Für arbeitslos gemeldete Personen waren die Arbeitszeiten und Lohnverhältnisse wieder uninteressant, weil die kurzen Ernteeinsätze oder Hilfsdienste beim Umschneiden von Bäumen keine langfristigen Perspektiven böten, so Schultes. Sie würden bei der Kurzfristigkeit der Jobs mehr verlieren als gewinnen.

Schultes sieht die Politik gefordert

Mit dem Scheitern der Jobbörsen zeigte sich, dass der heimische Arbeitsmarkt durch die Suche nach Hilfskräften in der Land- und Forstwirtschaft nicht tangiert werde, daher könnten die Kontingente für ausländische Arbeitskräfte ohne Gefahr erweitert werden, argumentierte der Präsident der Landwirtschaftskammer. Da sei nun die Politik gefordert, rasch zu reagieren, erklärte Schultes.

Landwirtschaft Erntehelfer Feld

APA/dpa

Ein weiterer wichtiger Grund für den Mangel an Hilfskräften war die Abwanderung vieler Erntehelfer nach Deutschland. Die österreichischen Arbeitgeber würden zwar höhere Bruttolöhne bieten als deutsche Betriebe, bei den Arbeitnehmern bleibe aber deutlich weniger Netto von Brutto über, weil Gebietskrankenkassen, Landarbeiterkammer und Finanzamt kräftig zugreifen würden, heißt es.

„Gerade für Arbeitsverhältnisse, die nur für einige Wochen eingegangen werden, sei es unverständlich, dass den ausländischen Arbeitskräften Geld zur Finanzierung unseres Pensionssystems abgenommen wird. In Deutschland können sie dieses Geld mit nach Hause nehmen. Diese Situation ist unfair gegenüber den Arbeitnehmern und den Betrieben“, sagte Schultes abschließend.