Stift Altenburg: 200 Barockbilder als Geschenk

Das Ehepaar Herta und Konrad Arnold aus Innsbruck hat 200 Barockgemälde dem Stift Altenburg (Bezirk Horn) geschenkt. Seit Samstag sind die Werke in bislang unzugänglichen Räumen im Kaisertrakt in einer Dauerausstellung zu sehen.

Dramatik und Ausdrucksstärke, expressive Lichtführung, glühende Farben und stimmungsvolle Innigkeit charakterisieren die österreichische und süddeutsche Malerei zur Zeit des Barock. Dieser Faszination konnte und kann sich das Innsbrucker Ehepaar Arnold seit mehr als 40 Jahren nicht entziehen.

Neben der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Kunst des Alpenraums zwischen 1600 und 1800 entwickelten Herta und Konrad Arnold eine intensive Sammeltätigkeit. Das Ergebnis ist die wichtigste Barocksammlung Österreichs in Privatbesitz. Bis heute ist die Sammlung Arnold zu einem Umfang von mehr als 200 Gemälden angewachsen.

Stift Altenburg Ausstellung Barocksammlung Arnold

Andreas Anker

Die Sammlung Arnold ist in einer Dauerausstellung im Stift Altenburg zu sehen

„Das Kunstwerk begeistert und verführt“

Die barocken Gemälde aus dem 17. und 18. Jahrhundert ziehen mit leuchtenden Farben, Bewegung und Leidenschaft die Betrachter in ihren Bann. 40 Jahre lang sammelte das Ehepaar Arnold - er ist emeritierter Rechtsprofessor an der Universität Innsbruck und sie Kunsthistorikern - die Bilder. „Mein Zugang zu den Kunstwerken war nie berechnend, analytisch oder akademisch – sondern intuitiv, eigentlich regelrecht sinnlich. Das Kunstwerk begeistert und verführt, weckt Begehren - der Sammler will es besitzen“, so Konrad Arnold.

Mit dem Sammlungsschwerpunkt auf Tiroler Barockmalerei und dem künstlerischen Umfeld Paul Trogers bot sich im „Trogerstift“ Altenburg ein idealer Anknüpfungspunkt. In den renovierten Räumlichkeiten im Kaisertrakt des Benediktinerstifts finden die Bilder nun eine würdige Bleibe.

Stift Altenburg von links Thomas Renner Konrad Arnold Herta Arnold Michael Hüttl

ORF

Das Sammlerehepaar Herta (2.v.r.) und Konrad Arnold (2.v.l.) mit Abt Thomas Renner (l.) und Prior Michael Hüttl (r.)

Für den Abt von Stift Altenburg, Thomas Renner, wird mit der Schenkung auch eine Kriegswunde geschlossen: „Wir bekommen wieder eine Bildergalerie, die wir hatten, aber verloren haben. Diese Schenkung ist aber auch eine Verantwortung, ein Auftrag. Wir haben sie nicht bekommen, damit wir sie im Kloster in unsere Zimmer hängen und wir uns erfreuen, sondern sie wird der Öffentlichkeit geschenkt, nicht nur dem Stift, sondern letztendlich dem ganzen Land Niederösterreich. Die Menschen können kommen, um sich an diesen Meisterwerken zu erfreuen."

Breites Spektrum an Malerei aus zwei Jahrhunderten

Das Spektrum der Sammlung reicht von intimen Andachtsbildern der barocken Frömmigkeit über Entwürfen berühmter Virtuosen bis zu Altarbildern und Deckenfresken. Zu den vertretenen Künstlern zählen neben Johann Michael Rottmayr auch Johann Georg Platzer, Matthäus Günther oder Martin Johann Schmidt (Kremser Schmidt) sowie Paul Troger, der im Stift Altenburg die Fresken in der Kirche gemalt hat.

Stift Altenburg Allegro Vivo Kammermusikfestival

Dieter Schewig

Die Stiftskirche des Benediktinerstifts

Unter den 200 Gemälden findet man manch Außergewöhnliches. So zeigt zum Beispiel „Die büßende Maria Magdalena“ von Johann Michael Rottmayr verborgene Erotik. In der „Allegorie der fünf Sinne“ von Johann Heiss aus dem 17. Jahrhundert zwickt der Tastsinn als Krebs eine Frau in den Finger. Das teuerste Bild zeigt die Hochzeit des Theseus mit Phädra in Öl auf Kupfer und wurde schon vor 25 Jahren um den Gegenwert einer kleinen Wohnung angekauft.

Um diesen außergewöhnlichen Kunstschatz in einem passenden Umfeld einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen zu können, entschied sich das Ehepaar Arnold, ihre Sammlung noch zu Lebzeiten dem Stift Altenburg zu schenken. Warum sich die Sammler so großzügig und unentgeltlich von ihren Werken trennen? „Ganz einfach, weil das viel mehr Freude macht. Was macht man mit einem Haufen Geld? Die schönsten Reisen können nicht dieselbe Freude machen, weil die größte Freude für uns ist, dass sich auch nach uns Menschen über die Bilder freuen – das ist das Allerwichtigste“, sagt Konrad Arnold.

Link: