„Normale Menschen, die einen Huscher haben“

Dunja Sowinetz ist Ensemblemitglied am Burgtheater und spielt im neuen Film von Ulrich Seidl „Paradies: Liebe“. Die Tochter des Volksschauspielers Kurt Sowinetz ist mit allerlei Berühmtheiten aufgewachsen wie Helmut Qualtinger und Oskar Werner.

Dunja Sowinetz hat den gleichen Beruf wie ihr Vater gewählt: Kurt Sowinetz, berühmter Volksschauspieler und Kabarettist, der unter anderen mit Helmut Qualtinger gearbeitet hat. Als Kind erlebte sie viele berühmte Persönlichkeiten hautnah. „Es war der Qualtinger bei uns zu Hause. Diese Leute waren oft bei uns zu Besuch. Das war für mich nichts Besonderes. Der Qualtinger war sympathisch. Ich habe gelernt, dass das ganz normale Menschen sind, die mehr oder weniger einen Huscher haben.“

„Hat die Illusion bisschen zerstört“

Auch Oskar Werner war öfters bei Kurt Sowinetz zu Gast. „Es war spannend, das zu erleben. Manchmal wäre es mir lieber gewesen, diesen Menschen nicht gegen Ende seines Lebens kennengelernt zu haben, sondern nur als Bühnengott. Das hat die Illusion ein bisschen zerstört.“

Dunja Sinowetz

Burgtheater

Dunja Sowinetz

Diese Persönlichkeiten waren im Haus des Vaters in Traunfeld im Weinviertel zu Gast. „Meine Eltern wollten ein Haus am Land. Das war ein Haus in einer Zeitung, und so sind sie hergekommen. Ich war damals zehn Jahre alt. Es war sehr baufällig damals, weil es ein altes Haus ist. Da ist ein Baum aus dem Haus gewachsen, deswegen hat es mein Vater gekauft.“ Dunja Sowinetz wohnt noch immer in diesem Haus, zusammen mit etlichen Hunden und Pferden. „Es ist schon anstrengend, wenn man nach einem Probentag noch Stall ausmisten muss.“

„Sehr geprägt, aber nicht protegiert“

Ihr Vater hat sie natürlich geprägt, aber nicht protegiert, erzählt Sowinetz in der „Nahaufnahme“ mit Judith Weissenböck. „Es wurde mir oft vorgeworfen, aber es war nicht so. Jeder, der meinen Vater kennt, dass er nie seine Tochter auf dem Tablett präsentieren würde, sozusagen.“ Obwohl sie in der Welt der Schauspielerei aufwuchs, stolperte sie in den Beruf hinein. „Zuerst wollte ich Tierärztin werden, aber diese Welt hat mich schon in den Bann gezogen. Dann wollte ich Theaterwissenschaft studieren, und dann bin ich doch in die Schauspielschule reingerutscht. Ich hab diesen wahnsinnigen Drang aber nie verspürt. Es ist ein schöner Beruf, aber es fehlt einem die Illusion, wenn man so aufwächst. Man weiß genau, dass das ein Beruf mit vielen Höhen und Tiefen ist.“

Sendungshinweis:

„Radio NÖ Nahaufnahme“, 17.6.2012

Jetzt ist Dunja Sowinetz im neuen Film von Ulrich Seidl „Paradies: Liebe“ zu sehen. Der Film erzählt von Sextourismus in Kenia, wenn europäische Frauen hoffen, bei jungen schwarzen Beachboys die Liebe zu finden. Seidl arbeitet ohne Drehbuch: „Ich mag das Improvisieren sehr gerne. Es gibt sehr viele Gespräche im Vorfeld. Seidl schaut einem sehr tief in die Seele. Er kennt einen und weiß dann, was er beim Drehen sehen will. Wir haben da ein sehr gutes Verhältnis zueinander gehabt.“ Der Film wurde vor kurzem bei den Filmfestspielen in Cannes präsentiert.

Jeden Sonn- und Feiertag stellt Radio NÖ in der „Nahaufnahme“ von 9.04 bis 10.00 Uhr Persönlichkeiten vor, die entweder aus Niederösterreich stammen oder eine besondere Bindung an das Bundesland haben - mehr dazu in Podcasts.