Vom Kanzlersohn zum Lebenscoach

Versöhnung als Weg zur Lebensfreude: das ist das große Thema von Walter Kohl. Als Sohn des ehemaligen deutschen Kanzlers Helmut Kohl hatte er als Kind nichts zu lachen, erzählt er in der Nahaufnahme mit Judith Weissenböck.

Warum ich? Diese Frage stellen sich viele, wenn es im Leben gerade nicht gut läuft. Für Walter Kohl ist sie eine Sackgasse: „Die ist meiner Meinung nach total sinnlos. Diese Frage stellen wir uns ja nicht, wenn es uns gut geht, sondern nur, wenn es schwierig ist - das ist ja schon einmal Teil des eigenen Wahnsinns.“ ‚Warum ich‘, das hat Walter Kohl sich früher allerdings auch oft gefragt, vor allem, warum er als Kind nicht aufwachsen konnte wie alle anderen auch.

Walter Kohl

Patrick Seeger / EPA / picturedesk.com

Walter Kohl war diese Woche beim Dialogikum Phönixberg im Pielachtal zu Gast

Der Sohn vom Kohl

Walter Kohl wurde 1963 als Sohn von Helmut und Hannelore Kohl geboren, seine Kindheit war geprägt vom Terrorismus der RAF. „Die Perversion war, dass ich mit Polizeibeamten, bewaffnet mit fertig geladenen Maschinenpistolen, in die Schule gefahren wurde", erzählt Kohl im Gespräch mit Judith Weissenböck, "ich stieg dann am Schultor aus und ging in die Schule als normaler Schüler, weil ja auch gerade in den Medien dieses Bild des normalen Lebens wichtig war, und dort war ich natürlich Freiwild. Ich bin sehr, sehr oft zusammengeschlagen worden, Kopf ins Klo und all diese Geschichten, weil ich war ja der Sohn vom Kohl, man hat sich an mir abreagiert, weil man konnte ja den Vater, den Alten, nicht treffen.“

Der lange Weg der Versöhnung

Es war eine harte Kindheit, später gab es eine gewaltige Krisensituation, die Walter Kohl als Wendepunkt in seinem Leben bezeichnet. „Im Jahr 2002 war ich in einer absoluten Sackgasse in meinem Leben", erzählt der Unternehmer und Autor, "da war die CDU-Spendenaffäre in Deutschland, die unsere Familie im wahrsten Sinn des Wortes zertrümmert hat. Sie hatte meiner Meinung nach auch einen direkten Einfluss auf den Suizid meiner Mutter wenige Monate später, und meine erste Ehe ist gescheitert - all das in weniger als 18 Monaten.“

Walter Kohl

Hednrik Schmidt / EPA / picturedesk.com

Walter Kohl hat zu diesem Zeitpunkt selbst geplant, sich das Leben zu nehmen. Doch es sollte anders kommen. Auf einmal hat er neue Antworten gefunden. Einer seiner großen Inspiratoren war Viktor Frankl.

Sein Leben aktiv gestalten

Walter Kohl ist Unternehmer, Coach und Gründer des Zentrums für eigene Lebensgestaltung im deutschen Königstein. „Es geht darum, unser Leben aktiv zu gestalten und nicht auf dem Beifahrersitz zu sitzen", sagt Kohl, "man sollte nicht den Umständen, dem bösen Chef oder der Schwiegermutter die Schuld zuschieben, sondern sagen: ich bin der Kapitän, auch wenn es nur ein kleines Gummiboot ist, und ich möchte meine Dinge in Ordnung bringen, in einen Frieden bringen.“

Sendungshinweis:

„Radio NÖ Nahaufnahme“, 13.7.2014

Mit der Tatsache, der Sohn von Helmut Kohl zu sein, ist Walter Kohl mittlerweile auch versöhnt, schließlich erhält er dadurch auch ein höheres Maß an Aufmerksamkeit, wenn es darum geht, seine Botschaft unter die Leute zu bringen, seine Bücher und Seminare zu verkaufen, wie er in der Nahaufnahme sagt.

Die Nahaufnahme zum Nachhören

Jeden Sonn- und Feiertag stellt Radio NÖ in der „Nahaufnahme“ von 9.04 bis 10.00 Uhr Persönlichkeiten vor, die entweder aus Niederösterreich stammen oder eine besondere Bindung an das Bundesland haben - mehr dazu in Podcasts.

Die Nahaufnahme mit Walter Kohl:

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