Hausapotheke aus der Natur

Fast die Hälfte der Medikamente wird aus Pflanzen gewonnen oder aus ihnen entwickelt. „In der Natur sind gegen manche Symptome und Probleme Kräuter gewachsen“, sagt Radio NÖ-Apothekerin Michaela Zöchling (Traisenpark-Apotheke St. Pölten).

Es sei eine sanfte Medizin, die zumeist auch in unseren Gärten wächst, so die Expertin. „In der Apotheke bekommt man nicht nur die Information und Beratung zu der sanften Medizin, sondern auch die fertigen Mixturen, Salben, Tinkturen und Kräutermischungen“, sagt die Radio NÖ-Apothekerin.

Der Vorteil sei, dass diese Kräuter standardisiert sind, das heißt, sie enthalten nachweislich den wirksamen Inhaltsstoff in bestimmter Konzentration, „außerdem sind die Zubereitungen so angefertigt, dass sie auch richtig wirken können“ (Zöchling).

Erkältung

Die Erkältung ist die häufigste Erkrankung in unseren Breitengraden. Zumeist im Winter auftretend, ist es ein Sammelbegriff für virale Infektionen der Atemwege. „Die Natur bietet eine Fülle von Kräutern, welche die Symptome lindern, das Immunsystem stärken oder sogar Viren bekämpfen“ (Zöchling).

Thymianstock und Kraut

ORF

Thymian

Bei Husten eignet sich hervorragend Thymian oder Spitzwegerich (die frischen Spitzwegerichblätter werden aber auch gerne bei Insektenstichen verwendet: dafür frische Blätter zerquetschen und direkt auf den Insektenstich legen). In Form von Tee, Säften oder einer Bronchialsalbe.

Thymian ist eine Pflanze, welche die Menschen schon seit einigen Jahrhunderten und länger begleitet. Im alten Ägypten wurde sie als Salböl verwendet und zum Präparieren der Mumien eingesetzt. Die ätherischen Öle des Thymians wirken desinfizierend und fäulniswidrig. Die hocharomatische Pflanze braucht einen frostsicheren Platz und guten Boden. Thymian wirkt bei Husten schleimlösend und öffnet die Bronchien für ein besseres Abhusten. Außerdem wirkt Thymian desinfizierend.

Bronchialsalbe: Bienenwachs schmelzen, Thymian in Olivenöl ansetzen oder das ätherische Öl mit Olivenöl mischen. Beim Kaltrühren des Bienenwachses nach und nach die Thymian-Öl-Mischung zufügen.

Salbei (Salvia officinalis)

A. Barra/Wikipedia

Salbei

Bei Halsweh ist Salbei der Klassiker. Der echte Salbei ist aber nur als Zuchtform erhältlich. Der Wiesensalbei ist milder und hat weniger Inhaltsstoffe als der Gartensalbei. Salbei gilt seit langer Zeit als Gewürz- und Heilmittel. Er hat eine zusammenziehende (adstringierende) Wirkung, ist aber auch entzündungshemmend, antibakteriell, antiviral und pilzhemmend.

Bei leichtem Fieber kann Basilikumtee helfen: Er wirkt nicht nur fiebersenkend, sondern auch hustenlindernd, harntreibend, desinfizierend und verdauungsanregend. „Vorsicht ist nur bei Schwangeren geboten, da ein hoher Konsum von Basilikum in den Hormonzyklus eingreifen kann“ (Zöchling).

Basilikumtee: 1 Esslöffel frischer Basilikum oder getrocknete Blätter mit heißem Wasser übergießen, fünf bis sieben Minuten ziehen lassen und schluckweise trinken.

Erste Hilfe bei drohender Erkältung: Lindenblüten wirken schweißtreibend und erhöhen die Körpertemperatur. Dadurch können sich Bakterien und Viren nicht mehr so gut ausbreiten und die Erkältung wird eingedämmt, „dazu noch eine Vitaminbombe in Form eines Smoohties“ (Zöchling).

Blüte des echten Johanniskrauts

Michael H. Lemmer/Creative Commons Attribution/SA 3.0

Johanniskraut

Fieberblasen

Johanniskraut wirkt antibakteriell und antiviral, hemmt also den Fieberblasenvirus in seiner Ausbreitung und stoppt damit das Wachstum der kribbelnden Blase. Innerlich angewendet kann Johanniskraut die Psyche stärken und eine Winterdepression bessern. Johanniskrautöl eignet sich außerdem bei Gelenksschmerzen und als Narbenpflege!

Bewegung

Im Oktober ist das Thema in den Apotheken „Bewegung“ und diese sollte - wenn möglich - auch ohne Schmerzen erfolgen können. Ein Schwenk durch den Kräutergarten bietet Linderung, wenn die Muskeln und Gelenke quälen.

Eine Rückenschmerzsalbe mit Rosmarien und Lavendel. Dafür: 50 g Lanolin, 30 g Sheabutter schmelzen, 15 g Jojobaöl dazugeben und kaltrühren. In die kalte Masse 15 Tropfen Lavendelöl und 20 Tropfen Rosmarinöl hineinrühren.

Eine Veilchensalbe wird gerne bei Narben eingesetzt, und das wusste auch schon Hildegard von Bingen. Frische Veilchen in Olivenöl einlegen und drei bis vier Wochen lang an einem warmen Ort stehen lassen, aber täglich umrühren. Nach dem Abseihen in geschmolzenes Bienenwachs einrühren.

Rosen

ORF/Minniberger

Rose

Stimmung

Gerade im Winter ist durch weniger Sonne die Stimmung ebenfalls trüb. Da schafft die Rose Abhilfe. Denn die „Königin der Blumen“ hat auch heilende Kräfte. Bereits im Mittelalter wurde sie bei Halsschmerzen, Durchfall, Entzündungen im Rachenbereich und Verdauungsbeschwerden eingesetzt, denn die duftende Schönheit enthält viele Gerb- und Bitterstoffe. Rosenblüten stärken nicht nur die Nerven, sondern bringen auch gute Laune. Als purer Tee oder als Rosenwasser warm oder kalt getrunken.

Rosenblütentee: 1 TL getrocknete oder 2 TL frische Rosenblüten mit 150 ml heißem Wasser übergießen und fünf bis sieben Minuten ziehen lassen. Der Tee lässt sich auch mit einer einzelnen Duftrosenknospe herstellen. Die Knospe dehnt sich dabei aus und sieht wunderschön aus. Täglich 3drei bis vier Tassen schluckweise trinken.

Sendungshinweis: „Radio NÖ am Vormittag“, 18.10.2014

Rosenblütenhonig: In einem Glas im Wechsel eine Schicht von 2 cm Rosenblüten mit ebenso viel Honig auffüllen, vier Tage verschlossen stehen lassen und dann durch ein Tuch auspressen. Mit Mineralwasser gespritzt ist das Rosenwasser ein nervenberuhigender Durststiller.

Melisse wirkt beruhigend und entspannend. Als Tee, als Fußbad oder als Melissensirup eingesetzt zur Beruhigung oder vor dem Schlafengehen. Auch ein Schlafkissen mit Lavendel, Hopfen und Melisse in einem Kräutersäckchen im Bett auf die Brust gelegt (die Körperwärme aktiviert die Heilkräfte), fördert den Schlaf.