Es ist die Zeit der saisonalen Depression

In Österreich erkranken in einem Jahr elf Prozent der Bevölkerung an depressiven Verstimmungen, der Anteil der Frauen ist doppelt so hoch wie jener der Männer. Bei leichten bis mittelschweren Verlauf können pflanzliche Präparate aus der Apotheke helfen.

„Speziell in dieser Jahreszeit, in der die Tage wieder kürzer werden und die Nächte sehr lange werden, leiden sehr viele Personen an einem ‚Winterblues‘, einer sogenannten saisonalen Depression“, erklärt Radio NÖ-Apothekerin Christa Herz von der Apotheke Enzersdorf an der Fischa (Bezirk Bruck an der Leitha).

Viele Menschen leiden an einem „Winterblues“

Diese habe oft keinen seelischen Auslöser, sondern es handelt sich dabei um einen erhöhten Melatoninspiegel. „Melatonin steuert unseren Tag-Nacht-Rhythmus. Die Wirkung von Melatonin wird im Gehirn durch Licht gehemmt. Bei Dunkelheit wird diese Hemmung aufgehoben und die Melatoninproduktion steigt an. In der Nacht wird diese Produktion bis auf das Dreifache gesteigert und erreicht ihr Maximum gegen drei Uhr früh“ (Herz).

Bleibt dieser Spiegel dann durch mangelndes Tageslicht zu hoch, kann es zu Müdigkeit, Schlafstörungen und der sogenannten Winterdepression kommen. Als Gegenmaßnahme sollte die kurzen Phase des Tageslichts zu Spaziergängen in der Natur genützt werden. Dadurch kann der Melatoninspiegel gesenkt und das Wohlbefinden deutlich gesteigert werden.

Mensch spaziert mit Regenschirm, durch eine verregnete Glasscheibe fotografiert

APA/dpa

Durch Spaziergänge kann das Wohlbefinden gesteigert werden

„Alternativ dazu kommt die Lichttherapie in Frage. Diese Lichtdusche erzeugt ein Tageslicht ähnliches Spektrum mit hoher Intensität. Die Behandlung sollte mit einem Meter Abstand zu der Lichtquelle erfolgen und die Helligkeit sollte direkt auf die Netzhaut treffen. Die Behandlungsdauer sollte zwischen 20 und 60 Minuten liegen und im Idealfall am Morgen stattfinden“ (Radio NÖ-Apothekerin Christa Herz).

Apothekerin Herz: „Johanniskraut ist gut verträglich“

Bei leichten bis mittelschweren Verlaufsformen können ergänzend dazu auch pflanzliche Arzneimittel verwendet werden. „Schon sehr lange ist dafür die Wirkung des Johanniskrautes (Hypericum perforatum ) bekannt. Verwendet werden dafür vor allem die Knospen, Blüten und die Zweigspitzen, die zur Blütezeit geerntet werden“, sagt Radio NÖ-Apothekerin Herz. Ein Anbaugebiet dafür liegt auch im Waldviertel. Johanniskraut kann als Tee in der Apotheke gekauft werden. Die wirksamen Inhaltsstoffe dabei sind das Hypericin und Hyperforin.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 22.11.2014

„Die Wirkung kann etwas verzögert eintreten, ein wenig Geduld ist daher bei diesem Wirkstoff notwendig. Der Wirkstoff kann aber auch in Tabletten oder Drageeform in der Apotheke gekauft werden. Eine eventuelle Wechselwirkung mit der Antibabypille ist möglich und man sollte während der Anwendung vielleicht zusätzlich andere Verhütungsmittel anwenden. Zudem kann es durch UV-Einstrahlung zu einer erhöhten Empfindlichkeit der Haut kommen. Ansonsten ist dieser pflanzliche Wirkstoff sehr gut verträglich“, erklärt Christa Herz.

Auch Passionsblume wird zur Beruhigung eingesetzt

Eine weitere Arzneipflanze, die in diesem Zusammenhang gerne verwendet wird, ist die Passionsblume (Passiflora), die in Nord-, Süd- und Mittelamerika schon seit Jahrhunderten zur Beruhigung eingesetzt. Ihren Namen erhielt sie von Missionaren, die meinten, die Nebenhochblätter der Blüte erinnerten sie an die Leiden Christi. Sie wirkt sehr gut bei verschiedenen Unruhezuständen und damit verbundener Angst, Anspannung, Erregung und Beklemmung. Zur Anwendung kommt sie in Form von Dragees, Tabletten, Lösungen aber auch homöopathischer Verdünnungen.

Passionsblume Passiflora caerulea

Eran Finkle/Wikimedia Commons

Die Passionsblume wirkt gut gegen Angst und Beklemmung

Auch der Lavendel (Lavendel angustifolia) wird in diesem Zusammenhang gerne verwendet. Seine Wirkung bei Angststörungen konnte nachgewiesen werden. Lavendel kommt in den unterschiedlichsten Anwendungsformen vor. „Diese reicht von Zusätzen bei Badesalzen bis zur oralen Einnahme, aber auch in der Aromatherapie. Sehr gerne werden auch Kombinationspräparate mit Baldrian und Melisse verwendet.“

Nicht zuletzt sollte auch auf die Einnahme von Vitamin D3 bei depressiven Verstimmungen nicht vergessen werden, denn „auch dieser Vitaminspiegel kann in den Wintermonaten stark absinken und kann mitverantwortlich für diese Verstimmungen sein.“