Barbarazweige: Blühendes Orakel
Der Legende nach war die heilige Barbara die Tochter eines reichen Kaufmannes, die in der Zeit der Christenverfolgung zur christlichen Religion konvertierte. Sie wurde von ihrem eigenen Vater verraten, der unmittelbar danach vom Blitz getroffen wurde. Barbara wurde gefangen genommen. Auf dem Weg ins Gefängnis verfing sich ein Kirschzweig in ihrem Gewand, den sie mit in ihre Zelle nahm und mit Wasser aus ihrem Glas benetzte. Der Zweig soll an jenem Tag, an dem Barbara hingerichtet wurde, seine Blüten geöffnet haben.
Die Symbolik der erblühenden Zweige hat im Weihnachtsbrauchtum einen fixen Platz - erinnert sei an das Lied „Es ist ein Ros entsprungen“. Es ist aber auch viel Aberglaube mit den Barbarazweigen verbunden.
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Im Raum Amstetten etwa sollen unverheiratete Mädchen früher jeden Zweig mit dem Namen eines möglichen Heiratskandidaten versehen haben, um so Aufschluss darüber zu erhalten, wer wohl der Bräutigam sein könnte. Ebenfalls in Niederösterreich gibt es den Brauch, für jedes Familienmitglied einen Barbarazweig mit einem kleinen Namensschild ins Wasser zu stellen. Derjenige, dessen Zweig als erstes erblüht, wird im nächsten Jahr besonders viel Glück haben. Barbarazweige wurden außerdem als Ernteorakel eingesetzt. Man glaubte, dass die Blüten in einem direkten Verhältnis zur Größe der nächsten Ernte stehen sollen.
Barbarazweige im Kühlschrank „austricksen“
Damit die Zweige auf jeden Fall pünktlich am Weihnachtstag blühen, haben erfahrene Hobbygärtner einige Tipps: So wie viele Zwiebelpflanzen brauchen auch Barbarazweige den Frost, um aufzublühen. Sollte es vor dem 4. Dezember noch nicht ausreichend gefroren haben, kann man sich damit helfen, die Barbarazweige für ein bis zwei Tage ins Gefrierfach zu geben. Vorausgesetzt, die Äste sind nicht allzu groß.
Sendungshinweis
„Radio NÖ Nahaufnahme“, 28.11.2015
Danach werden sie über Nacht in lauwarmes Wasser gelegt, um den nahenden Frühling vorzutäuschen. Die Zweige sollten schräg angeschnitten werden, dickere Enden kann man auch noch mit einem Hammer weichklopfen, um die Aufnahmefähigkeit für das Wasser zu verbessern. Wichtig ist auch, das Wasser regelmäßig zu wechseln und die Vase dabei immer gut auszuwaschen, da es sonst leicht zu Schimmelbildung kommen kann.
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Auch Flieder oder Forsythie erlaubt
Die Barbarazweige sollte man von Frühjahrsblühern abschneiden. Es müssen nicht unbedingt Kirschbäume sein, auch Apfel, Flieder oder Haselnuss sowie Forsythien- und Zierribisel machen sich in der Vase hübsch, des weiteren Zweige von Birke, Weide, Schlehe, Goldregen oder Ginster. Noch ein Geheimtipp: Die Äste von Heidelbeeren sehen in weihnachtlichen Blumengestecken nicht nur hübsch aus - wer es schafft, sie zum Blühen zu bringen, kann sich an der meist unbeachteten, aber dafür umso hübscheren Heidelbeerblüte erfreuen.