„Konsumieren ja, aber auch sparen“

Gottfried Haber ist Finanz- und Wirtschaftsprofessor an der Donau-Uni Krems. Sein Wissen macht ihn weit über unsere Landesgrenzen hinaus zum gefragten Berater von Regierungen, Ministerien, Banken bis hin zur Europäischen Union.

In Geldfragen ist er ebenso gefragt wie zu gesellschaftspolitischen Entwicklungen, zuletzt zur Steuerreform oder dem Pensionssystem. „Entweder heißt es, wir werden gar nichts mehr bekommen oder es ist alles gesichert bis in alle Ewigkeit. Ich glaube, die Realität wird dazwischen liegen, das heißt die die Pensionen werden knapper werden, man wir damit den Standard des Erwerbsleben nicht halten können, ich glaube aber, dass eine Grundabsicherung durch den Staat schon möglich und auch nötig sein wird.“

Haber war als Finanzminister im Gespräch

Warum sein Expertenwissen dennoch oft nicht gehört wird, erzählt er im Gespräch mit Alice Herzog. Auch, was ihn dennoch motiviert, seine Meinung gerne öffentlich zu äußern und warum ihn immer schon die großen Zusammenhänge interessiert haben. Als Volkswirt, aber auch als Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler genießt Haber den Ruf eines Experten mit Wissenstiefe und großer Zusammenschau.

Nicht zuletzt deshalb war er auch schon einmal als Finanzminister im Gespräch: „Ich genieße den Luxus, nicht staatspolitischen Zwängen zu unterliegen und meine Meinung so kundzutun und sagen zu können, wie ich es mir nach besten Wissen und Gewissen denke.“ Der begeisterte Triathlet ist außerdem Experte für Gesundheitsökonomik und beschäftigt sich als solcher mit der künftigen Finanzierung des Gesundheitssystems in Hinblick auf demographische Veränderungen und den technischen Fortschritt.

Seine wichtigste Botschaft in diesem Zusammenhang ist die Vorsorgemedizin: „Ich glaube, die Reparaturmedizin wird weiterhin wichtig sein, aber Vorsorge und Rehabilitation werden zunehmend an Bedeutung gewinnen und das Beste ist, wie es auch beim Auto ist, erst gar keinen Unfall zu haben, dann nach dem Unfall in die Werkstatt zu fahren.“

Gottfried Haber

ORF

Gottfried Haber im Gespräch mit Alice Herzog

Sendungshinweis

„Radio Niederösterreich Nahaufnahme“, 10.1.2016

„Wir erwarten einen Aufschwung“

Für das neue Jahr 2016 rät der Finanzexperte weder zu großen Ausgaben noch zu großen Sparmaßnahmen. „Es kommt wie oft im Leben auf das Mittelmaß an, konsumieren ja – für die Dinge, die einem Spaß machen und etwas bringen, aber auch sparen“, sagt Haber und ortet doch einen leichten Wirtschaftsaufschwung: „ Wir erwarten einen Aufschwung, auch wenn er nicht astronomisch hoch sein, wenn dieser Aufschwung wirklich kommt, dann werden auch die Treibstoffpreise wieder steigen, die Inflation ansteigen und auch die Zinsen langsam nachziehen. „Es wäre ein Zeichen des Aufschwungs, wenn die Treibstoffpreise wieder steigen, wenn die Inflation anzieht, ob dieses Jahr schon die große Wende ansteht, ist schwer zu sagen.“

Haber ist Universitätsprofessor an der Donau-Universität Krems, zuständig für die Bereiche „Management im Gesundheitswesen“ sowie „Wirtschafts-, Budget- und Finanzpolitik“. Seit 2014 ist er auch Vizedekan der Fakultät für Gesundheit und Medizin. Er ist außerdem Vizepräsident des Fiskalrates der Republik Österreich und Mitglied des Generalrates der österreichischen Nationalbank.

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