(K)eine Entscheidung am Siebenschläfertag

„Regnet es am Siebenschläfertag, es sieben Wochen regnen mag“, sagt eine Bauernregel. Wer jetzt seine Sommerpläne einstampfen will, kann beruhigt werden: Diese Wetterregel hält der wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand.

Eine andere Bauernregel besagt: „Ist der Siebenschläfer nass, regnet’s ohne Unterlass.“ Aber - noch ist nicht alles verloren. Denn als Lostag für das Wetter kann der 27. Juni eigentlich nicht mehr herangezogen werden. Seit der Gregorianischen Kalenderreform ist dieser Lostag nämlich etwa zehn Tage später - am 7. Juli!

Siebenschläfer

dpa/Tilgner

Der Siebenschläfertag wird am 27. Juni begangen, es ist der Gedenktag für die sieben Schläfer von Ephesus

Auch seitens der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien beruhigt man: Die Klimadaten der letzten 50 Jahre wurden auf diese Regel hin überprüft - und die Trefferquote ist mehr als schlecht. So lag sie in Innsbruck bei nur 25 Prozent, in Wien bei 55 Prozent. Zum Vergleich - eine Trefferquote von 50 Prozent erhält man beim Werfen einer Münze.

Der wahre Kern der Siebenschläferregel

Meteorologe Martin Kulmer hat aber eine Erklärung für die Bauernregel: „Stellt sich Ende Juni bis Anfang Juli eine stabile Hochdruckewetterlage über Europa ein, stehen die Chancen gut, dass sie bis weit in den Juli hinein hält. Genauso gilt umgekehrt: Eine wechselhafte Wetterlage zu dieser Zeit kann sich dann ebenfalls für einige Zeit halten."

Für den diesjährigen Sommer ist die endgültige Entscheidung also noch nicht gefallen. Bis kommenden Sonntag, dem 3. Juli, zeigen die Prognosemodelle sowohl wechselhaftes als auch sommerliches Wetter an - noch ist also alles möglich.

Sendungshinweis

„Guten Morgen NÖ“, 27.6.2016

Dass die Wettervorhersage nicht so hunderprozentig auf einen bestimmten Tag festzulegen ist, zeigt sich auch an den Bauernregeln unserer Nachbarländer. So gilt in Tschechien und Ungarn etwa schon der 8. Juni, der Medardus-Tag, als Lostag für das Wetter: „Regnet es an Medardus, bleibt es vierzig Tage nass“, heißt es dort. Auch für die Festtage von Peter und Paul Ende Juni oder Mariä Heimsuchung Anfang Juli gibt es bei uns Wetterregeln, die den Sommer vorherzusagen glauben. Lange Zeit galt auch der der Johannestag am 24. Juni als Lostag für das Wetter.

Für jeden Tag eine eigene Bauernregel

Für die unverbesserlichen Optimisten deshalb hier noch eine Aufstellung der Bauernregeln der nächsten Tage - an irgendeinem davon wird das Wetter schon sonnig genug sein, dass man mit Anwendung der passenden Bauernregel zumindest auf einen langen sonnigen Sommer hoffen kann.

  • 29. Juni (Peter und Paul): Peter und Paul hell und klar bringt ein gutes Jahr.
  • 1. Juli (Aaron): Fängt der Juli mit Tröpfeln an, wird man lange Regen hab’n.
  • 2. Juli (Mariä Heimsuchung): Mariä Heimsuch wird’s bestellt, wie’s Wetter sich 40 Tage hält.
  • 8. Juli (Kilian, Medardus): Ist’s zu Sankt Kilian schön, werden viele gute Tage vergeh’n. An St. Medardus wird ausgemacht, ob 40 Tage die Sonne lacht.
  • 10. Juli (Siebenbrüdertag, Felicitas): Wenn sich die sieben Brüder sonnen, kommt sieben Wochen Wonnen.

Ursula Köhler, noe.ORF.at

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