Wenn sich Tabletten nicht „vertragen“

Viele Menschen müssen mehrere Medikamente einnehmen. Je mehr Arzneimittel verwendet werden, desto größer wird die Gefahr von Wechselwirkungen. Es drohen Wirkungsverluste oder erhöhten Nebenwirkungen.

Das Thema Arzneimittelwechselwirkungen ist nicht nur sehr komplex, sondern auch sehr umfangreich. Eine eigene Wissenschaft beschäftigt sich schon seit langem mit diesem Thema.

Gleichzeitig spielen die Wechselwirkungen eine große Rolle für die Arzneimittelsicherheit und in weiterer Folge die Gesundheit. Jeder Patient soll sich deshalb bevor er Medikamente nimmt, über mögliche Wechselwirkungen beraten lassen, empfiehlt Apotheker Heinz Haberfeld von der Landschafts-Apotheke Baden.

Wechselwirkungen können lebensbedrohlich sein

Bei den Wechselwirkungen von Medikamenten müssen zwei unterschieldiche Wirkungsweisen berücksichtigt werden. Zum einen kann die Kombination mehrerer Medikamente die Wirkstoffe verstärken.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 21.12.2016

Blutgerinnungshemmende Medikamente zur Vorbeugung gegen Herzinfarkt, Lungenembolie oder tiefe Beinvenenthrombosen können beispielsweise in Kombination mit schmerzstillenden und fiebersenkenden Medikamenten aber auch mit Erkältungs- oder Rheumamittel ihre Wirkung vervielfachen. MItunter können dann sogar lebensbedrohliche Blutungen auftreten. Auch durch Fischölprodukte die Omega-3-Fettsäuren enthalten kann die Wirkung verstärkt werden. Abschwächende Wirkung hat hingegen die Kombination mit Vitamin K. Hier besteht wiederum die Gefahr einer Thrombose.

Die Wechselwirkungen können einerseits Regulationssysteme betreffen, also die Blutgerinnung, das Nervensystem oder den Blutdruck. Sie können ihre unerwünschte Wirkung aber auch an Rezeptoren oder direkt in Organen entfalten.

Auch Alkohol kann Wechselwirkungen erzeugen

In wenigen Fällen gibt es erwünschte Wechselwirkungen von Arzneien. So werden bei der Behandlung von hohem Blutdruck Medikamente mit unterschiedlichen Wirkungsmechanismus eingesetzt, die synergistisch wirken um den gewünschten Effekt zu erzielen, schießt man aber über das Ziel hinaus, kann das zur Kollapsneigung führen.

Zu den bekanntesten Wechselwirkungen zählen jene mit Alkohol. Medikamente die auf das Zentralnervensystem dämpfend wirken (Beruhigungsmittel, Schlafmittel, starke schmerzstillende Mittel) können in Kombination mit Alkohol Atemnot und sogar komatöse Zustände verursachen. Andererseits kann man im Vergiftungsfall die Wirkung von Schlafmitteln oder Morphin durch ein Gegenmittel auch aufheben, und damit Leben retten.

Medikamente verändern den Körper

Die zweite Art möglicher Wechselwirkungen ist, wenn Arzeneien mit dem menschlichen Körper in Wechselwirkung treten, diesen also verändern. Weil das Medikament ja beispielsweise über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen und resorbiert wird, kann es diesen auch beeinflussen.

So kann etwa die gleichzeitige Einnahme von Calcium, Magnesium oder Eisen die Wirkung bestimmter Antibiotika aufheben. Das Gleiche gilt auch für die gleichzeitige Einnahme mit Medikamenten, sogenannten Bisphosphonaten, die zur Behandlung der Osteoporose eingesetzt werden.

Leber und Niere werden durch manche Medikamente in ihrer Arbeit beeinflusst, das kann wiederum die Verstoffwechslung und damit die Wirkung anderer Medikamente verändern. Außerdem, berichtet Apotheker Heinz Haberfeld von der Landschafts-Apotheke Baden gibt es auch noch Wechselwirkungen mit Nahrungsmitteln. So kann Grapefruitsaft die Wirkung vieler Medikamente verstärken, da diese langsamer in der Leber abgebaut werden. Auch die Kombination mancher Medikamente mit Milch kann zu einer verminderten Wirkung führen, etwa bei bestimmten Antibiotika oder Medikamenten gegen Osteoporose.