Kamille: Mehr als nur ein Tee

Sie ist die vielleicht bekannteste Heilpflanze und wird meist doch nur als Tee gegen Übelkeit eingenommen. Dabei hat die Kamille viel mehr zu bieten und kann bei zahlreichen Beschwerden Linderung verschaffen.

„Die Kraft, das Weh im Leib zu stillen, verlieh der Schöpfer den Kamillen“, schrieb schon Karl Heinrich Waggerl in seinem „Heiteren Herbarium“. Und tatsächlich zählt die Kamille mit Abstand zu den ältesten Heilpflanzen und man schrieb und schreibt ihr verschiedenste Heilwirkungen zu. So weihten die Germanen und Ägypter sie als heilige Pflanze ihrem jeweiligen Sonnengott – und setzten sie damals schon gegen Blähungen, Leberleiden, Entzündungen aller Art und auch Frauenleiden ein.

Kamillentee gehört in die Hausapotheke

Echte Kamille entspannt verkrampfte Muskeln im MD-Trakt und hilft so bei Blähungen, leichten Bauchkrämpfen, Übelkeit und Verdauungsstörungen, die auch nervös bedingt sein können wie Reisekrankheit oder Durchfall, berichtet Irina Schwabegger-Wager von der Apotheke zum Auge Gottes in Gmünd. Bei Gastritis entfaltet die Kamille ihre entzündungshemmende Wirkung und auch bei den ersten Symptomen einer Erkältung kann die Kamille helfen. Die Apothekerin empfiehlt aber eher Kamillentropfen, weil diese besser dosierbar sind.

Auf Grund ihrer entzündungshemmenden und krampflösenden Wirkung verwendet man sie gerne auch zur Inhalation bei Husten, da sie natürlich auch auf die Atemwege wirkt, aber sie trocknet auch ein wenig aus. Um dem vorzubeugen, mischt man sie oder verwendet sie abwechselnd mit Pfefferminze, Thymian, Eukalyptus oder Latschenkiefer.

Kamille Wirkungen

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Auch äußerlich hilft die Kamille

Tropfen oder Mundspray mit Kamille eignen sich zum Gurgeln und Spülen bei Geschwüren und Entzündungen im Mund- und Rachenraum oder wenn der Hals gereizt ist. Als Badezusatz kommt sie bei Entzündungen im Anal- und Genitalbereich wie Hämorriden oder Infektionen in Form von Sitzbädern zur Anwendung. Salben und Cremen mit Kamille helfen bei leichten Hautentzündungen wie Sonnenbrand, oberflächlichen Wunden oder kleinen Furunkeln, aber auch bei bakteriell bedingten Hautproblemen wie Akne. Auch zur Pflege von sensibler Babyhaut werden Cremes mit Kamille gerne verwendet.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 31.5.2017

„Die ätherische Ölessenz ,Kamille blau’ könnte man auch in die Duftlampe geben – dort wirkt sie harmonisierend und hilft gegen Missmut und Gefühlsschwankungen. Das ist aber letztlich eine Preisfrage“, betont Schwabegger-Wager. Sinnvoller sei der Einsatz des ätherischen Öls Hautölmischungen zur entkrampfenden Massage oder auf Kompressen gegen Verbrennungen und zur Wundheilung: dazu löst man 5-7 Tropfen in etwas Wasser, welches auf sterile Tupfer aufgeträufelt wird.

Von in Kamillentee getränkten Wattepads bei gereizten Augen rät die Apothekerin hingegen ab. Nicht sinnvoll dagegen ist die althergebrachte Anwendung bei gereizten oder entzündeten Augen. Auflagen, welche man mit selbst hergestellten Kamillentee- oder anderen Kräuterabkochungen tränkt, können Bakterien ins ohnehin gereizte Auge einschleppen. Empfehlenswert sei eher, auf Tropfen zurückzugreifen, die das Auge feucht halten oder die Kompressen nur mit kaltem Wasser zur Linderung verwenden.

Kamille in homöopathischen Dosen

Die beruhigende Wirkung der Kamille wirkt auch auf die Psyche. „In den romanischen Ländern greift man gerne zum Kamillentee als Schlaftrunk und es gibt mittlerweile ernstzunehmende Versuche zur Sedierung, also Schlafförderung mit etwas höher dosiertem Kamillenextrakt“ erzählt die Apothekerin. In der Homöopathie gilt Chamomilla recutita als Mittel gegen Zahnbeschwerden bei Babys und Kleinkindern. Außerdem wird es bei bestimmten Durchfallformen, Unruhezuständen sowie bei Windeldermatitis und Wundsein eingesetzt. Auch Erwachsene greifen bei Stress, Ärger oder Schlafstörungen gerne darauf zurück.