Mit Medikamenten ans Steuer

Viele Medikamente beeinflussen die Fahrtüchtigkeit, darunter nicht nur Schlaf- und Beruhigungsmittel. Deshalb empfiehlt Apothekerin Irina Schwabegger-Wager aus Gmünd, die Packungsbeilagen genau zu lesen.

Eine pauschale Beurteilung eines Arzneistoffes in dem Sinn, dass bei einer bestimmten Dosis die Fahrsicherheit beeinträchtigt ist, ist in der Regel nicht möglich, sagt Apothekerin Irina Schwabegger-Wager aus Gmünd. Denn individuelle Faktoren, wie etwa Alter, Geschlecht, Körperbau und Gewicht haben einen wesentlichen Einfluss auf die Wirkung eines Medikaments.

Einen ersten Hinweis gibt es auf der Medikamentenschachtel. Das Warndreieck mit dem Rufzeichen symbolisiert den Gefahrenhinweis: „Dieses Medikament verringert die Fahrtüchtigkeit". „Wir weisen auch bei der Abgabe derartiger Medikament darauf hin“, so Schwabegger-Wager. Schaut man sich seine Arzneimittel aufmerksam durch, so wird man erstaunt sein, wie oft derartige Gefahrenhinweise zu finden sind - sogar auf vermeintlich harmlosen Mitteln. In erster Linie jedoch sind es natürlich die Schlaf- und Beruhigungsmittel sowie Narkosemittel, die das Risiko für Verkehrsunfälle auf fast das Doppelte erhöhen, so die Apothekerin.

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APA/dpa-Zentralbild/Matthias Hiekel

Generell gilt laut Irina Schwabegger-Wager: Die kritischste Phase ist der Start der Einnahme, da ist die Dosis oft noch nicht optimal eingestellt und wirkt noch nicht so gut. Wenn der Patient dann stabil eingestellt ist, ist die Fahrtüchtigkeit oft wieder voll hergestellt. Dann machen manche Arzneimittel eine Teilnahme am Straßenverkehr überhaupt erst möglich, sagt die Apothekerin.

Müdigkeit, Schwindel und Verwirrtheitszustände

Schlaf- und Beruhigungsmittel sind in puncto Verkehrssicherheit sicherlich die gefährlichste Gruppe, führt die Apothekerin weiter aus. Besonders die sogenannten Benzodiazepine, auch als „Tranquillizer“ bekannt. Sie wirken angst- und spannungslösend, beruhigend und schlafanstoßend und haben häufig auch muskelentspannende Wirkung. Das kann nicht nur zu Müdigkeit, sondern auch Schwindel und Verwirrtheitszuständen führen. Bei älteren Personen sind paradoxe Symptome und Koordinationsstörungen möglich - da ist Autofahren verboten!

Auch das Lokalanästhetikum beim Zahnarzt hat seine Tücken: Die Spritze kann blutdrucksenkend und dämpfend wirken. Dazu kommt auch noch der Schmerz. Hier sollte der Patient direkt nach Anwendung nicht selbst fahren.

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24-Stunden-Fahrverbot bei Narkosemittel

Der richtige Zeitabstand zwischen der Arzneimitteleinnahme und der Teilnahme am Straßenverkehr ist enorm wichtig, sagt Irina Schwabegger-Wager aus Gmünd. Für Narkosemittel gilt mindestens ein 24-Stunden-Fahrverbot.

Zwischen einer Schlafmitteleinnahme und der morgendlichen Autofahrt sollten mindestens acht bis zehn Stunden liegen. Wenn diese bestimmungsgemäß am Abend vor dem Zubettgehen eingenommen werden, ist eine Bürofahrt am nächsten Morgen meist kein Problem. Wenn die Einnahme erst um 3.00 Uhr in der Früh erfolgt und man muss trotzdem morgens los, besteht die Gefahr eines „Hang-overs". Müdigkeit, Abgeschlagenheit, erhöhte Sturzgefahr und verminderte Reaktionsfähigkeit sowie Aufmerksamkeit können die Folge sein.

Auch harmlose Medikamente verursachen Probleme

Auch vermeintlich harmlose Medikamente können Probleme verursachen: Butdrucksenker können gerade am Beginn der Therapie den Blutdruck ebenso stärker als gewünscht absenken, wie Antidiabetika den Blutzuckerspiegel. Schwindel, Benommenheit und Kopfschmerzen sind hierbei keine Seltenheit, ebenso wie Aufmerksamkeitsstörungen. Dann können Stoppschilder übersehen, Mittel- und Seitenstreifen überfahren werden oder es wird zu schnell oder zu langsam gefahren. Wer codeinhaltige Hustenmittel einnimmt, sollte nur mit großer Vorsicht am Straßenverkehr teilnehmen. Denn als Abkömmling vom starken Schmerzmittel Morphin kann das Hustenmittel auch enorm müde machen.

Rezeptfreie Schmerzmittel, wie beispielsweise Paracetamol, haben meist keine oder nur eine geringe Auswirkung auf die Verkehrstauglichkeit, so die Apothekerin. Bei Ibuprofen in höherer Dosierung sind bereits Müdigkeit und Schwindel möglich.

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Präparate gegen Grippe können müde machen

Aufpassen muss man bei Kombinationspräparaten gegen Grippe. Hier sind meist weitere Bestandteile drinnen, die müde machen können, wie das Antihistaminikum Diphenhydramin oder Dextromethorphan gegen Reizhusten.

Und für all jene, die beim Augenarzt „eintropfen“ müssen, gilt: Derartige Mydriatika erweitern die Pupille und man sieht in der Nähe und in der Ferne nicht mehr gut für drei bis vier Stunden. Zudem ist die Blendempfindlichkeit enorm erhöht. Auch bei einer Langzeitanwendung derartiger pupillenerweiternder Tropfen mit Atropin ist eine Teilnahme am Straßenverkehr nicht erlaubt.

Wirkstoffe in Augensalben oder -gele machen prinzipiell keine Probleme, können jedoch aufgrund ihrer Konsistenz die Sehleistung für mehrere Minuten bis Stunden mindern. Die Apothekerin rät daher diese abends vor dem Schlafengehen anzuwenden.