Schneewittchen im Gaultier-Kostüm

Das preisgekrönte Märchenballet „Snow White“ des französischen Starchoreographen Angelin Preljocaj wird dieses Wochenende im Festspielhaus St. Pölten gespielt. Die Kostüme für das Stück wurden von Jean Paul Gaultier kreiert.

Die österreichische Erstaufführung von „Snow White“ wurde am Samstagabend im Festspielhaus St. Pölten mit frenetischem Applaus bejubelt. Zur Musik von Gustav Mahler hat der französiche Starchoreograph ein faszinerendes Stück geschaffen, das weltweit bereits beinahe 1.000 Mal gezeigt wurde, unter anderem im Schlosspark von Versailles.

Szene aus Snow White

JC Carbonne

Individuelles Kostüm für jeden Tänzer

Preljocajs Version von Schneewittchen ist der Mega-Erfolg des zeitgenössichen Ballets. „Ich überlege nie, was das Publikum sehen will. Ich mache nur das, was ich im Innersten fühle. Wenn man ein Besessener ist, dann verstehen die Menschen mitunter auch, worum es einem geht“, sagt Preljocaj im ORF-Interview. Eine Art Thriller sei ihm vorgeschwebt, hatte er im Einführungsgespräch mit Festspielhaus-Intendantin Brigitte Fürle erklärt. Und tatsächlich bietet das Stück zwei Stunden Hochspannung, viel originelle Fantasie, Klugheit und Geschmack.

Die Kostüme hat Jean Paul Gaultier beigesteuert - nicht nur in seinem signifikanten Stil entworfen, sondern auch von ihm persönlich für jeden einzelnen Tänzer adaptiert. Die Musik setzt sich aus sinfonischen Ausschnitten von Gustav Mahler und elektronischen Einschüben von 79 D zusammen. Aufwendig ist auch das opulente Bühnenbild von Thierry Leproust mit Felsenwand und Riesenspiegel.

Fesselnder Beginn mit Sterbeszene

„Snow White“ beginnt mit einem Knall und einer Sterbeszene: Schneewittchens leibliche Mutter segnet das Zeitliche. Das ist kein leichter Einstieg, und doch ist man von Anfang an gefesselt. Besonders bewundernswert, wie Schneewittchen (Virgine Caussin) als Vergiftete in den Armen des Prinzen (Fabrizio Clemente) scheinbar schlapp einen Pax de deux hinlegt, furios die böse Königin (Cecilia Torres Morillo) mit ihren zwei schwarzen Teufelskatzen, die zwischendurch in den Zuschauerreihen umherturnen und manchem Besucher die Haartracht zerzausen.

Szene aus Snow White

JC Carbonne

Sendungshinweis:

„NÖ heute“, 22.3.2015

Der absolute Blickfang waren aber die kuriosen sieben Zwerge, die sich aus ihren Felsenhöhlen an Seilen zu Boden lassen wie Spinnentiere und für alpinistische Choreografie sorgen. Wie er auf diese Idee gekommen sei, wurde Preljocaj gefragt und meinte, es sei eben langweilig, wenn die Mitwirkenden immer von der Seite her auftreten.

Link:

Festspielhaus St. Pölten (Website)