Liebe, Eifersucht und Verrat auf der Opernbühne

Bei operklosterneuburg steht zum ersten Mal das berühmte italienische Operndoppel „Cavalleria Rusticana“ und „Bajazzo“ auf dem Spielplan. Intendant Michael Garschall hat ein Ensemble mit bekannten Namen engagiert.

Stella Grigorian als Santuzza, Sebastian Holecek als Alfio, Clemens Unterreiner als Tonio, Klemens Sander als Silvio sowie Stefania Toczyska als Lucia - das ist ein Teil der von Intendant Michael Garschall engagierten Sängernamen, die ab 9. Juli im barocken Kaiserhof des Stiftes Klosterneuburg in „Cavalleria Rusticana“ und im „Bajazzo“ zu sehen und zu hören sein werden.

Der Bajazzo Oper Klosterneuburg

Mark Glassner

„Der Bajazzo“ mit Clemens Unterreiner (M.) und Maximilian Mayer (r.)

„Unverstellte, lebensnahe Leidenschaft, ein Abbild des wirklichen Lebens – beides sollte laut Mascagni und Leoncavallo erstmals auf der Bühne gezeigt werden. Angesiedelt im nicht-adeligen Milieu. Die Gefühle des einfachen Volkes sollten im Handlungsmittelpunkt stehen. Sind Ehebruch und voreheliche Beziehung in einer kleinen sizilianischen Dorfgemeinschaft die Grundmotive in ‚Cavalleria‘, so steht im ‚Bajazzo‘ eine mitreißende Eifersuchtsgeschichte innerhalb einer Wanderschauspielertruppe im Mittelpunkt des Geschehens. Beide Sujets ein Novum zu ihrer Zeit!“, heißt es auf der Website von operklosterneuburg.

Sendungshinweis

„Theaterfest“, 14.7.2016

Garschall verspricht in Wiedersehen mit Publikumslieblingen wie Stella Grigorian (Isabella in „L’Italiana in Algeri“ 2005), Staatsopernsänger Clemens Unterreiner („Hoffmanns Erzählungen“ 2006, „Fidelio“ 2007, Sulpice in „Die Regimentstochter“ 2009), Klemens Sander („Don Giovanni“ 2008, Escamillo in Carmen 2010) und Bruno Ribeiro (Don Jose in Carmen 2010). Zum Ensemble gehören auch Volksopernliebling Sebastian Holecek als Alfio und Stefania Toczyska als Lucia. Regie führt Isabella Gregor. Christoph Campestrini steht am Pult der Sinfonietta Baden, die heuer ihr 20-jähriges Jubiläum feiert und seit 1999 das Orchester der operklosterneuburg ist.

Garschall: „Das Gesamtkunstwerk Klosterneuburg“

„Das Gesamtkunstwerk Klosterneuburg erfreut unser Publikum seit Jahrzehnten“, meint Intendant Michael Garschall, von noe.ORF.at nach den Gründen gefragt, warum die Opernfans nach Klosterneuburg kommen.

Intendant Michael Garschall

Herbsttage Blindenmarkt 2012/"Der fidele Bauer"/Marcel Gonzalez Ortiz

Intendant Michael Garschall

noe.ORF.at: Warum haben Sie sich für dieses Stück entschieden?

Michael Garschall: Das Operndoppel passt wunderschön in den Kaiserhof des Stiftes Klosterneuburg und die letzte Wien-Premiere der beiden Stücke liegt fast 30 Jahre zurück.

noe.ORF.at: Wo sehen Sie Ihren Spielort im Gesamtauftritt des Theaterfests positioniert?

Garschall: Exklusives Opernfestival in unvergleichbarem Rahmen in allerhöchster Qualität.

noe.ORF.at: Wie sehen Sie Ihren Spielort in drei Jahren? Wie wollen Sie ihn entwickeln?

Garschall: Der künstlerische Anspruch muss oberste Maxime bleiben. Und die Präsentation von Sängerinnen und Sängern auf dem Sprung zu einer Weltkarriere ist weiterhin unsere Aufgabe.

noe.ORF.at: Warum glauben Sie, dass die Besucherinnen und Besucher zu Ihnen kommen? Wegen des Stücks, der Inszenierung, des Ambientes oder der Region?

Garschall: Alles zusammen ist wohl ausschlaggebend. Und das pure unverstärkte Opernvergnügen. Das Gesamtkunstwerk Klosterneuburg erfreut unser Publikum seit Jahrzehnten.

Gregor: „Hoffe auf laue Sommerabende“

„Der imposante Hof des Stifts Klosterneuburg wird heuer besonders in der zweiten Oper ‚Bajazzo‘ in das Spiel mit einbezogen werden“, sagt Regisseurin Isabella Gregor über den Spielort an sich, den sie heuer in den beiden Einaktern besonders in Szene setzt.

noe.ORF.at: Was ist die Botschaft des Stücks?

Isabella Gregor: In den schönsten, überraschendsten und traurigsten Momenten des Lebens sind wir Menschen immer mit einer starken ungefilterten Direktheit konfrontiert, die in uns entsteht und die sich spontan äußert. Wenn Menschen sich von diesen Emotionen getrieben fühlen, den Verstand nicht einsetzen um zu einer Lebenslösung für sich selbst und auch für andere zu finden, treiben sie sich selbst ins Unglück.

noe.ORF.at: Wie setzen Sie Ihren Spielort bzw. die Bühnenmöglichkeiten in Ihre Inszenierung ein?

Gregor: Der Spielort als Theaterort ist speziell. Und die Bühnenmöglichkeiten entstehen durch Konzeption der Opern mit der Phantasie und Entwicklung des Bühnenbildes, das in seiner Eigenständigkeit eine Einheit mit dem Spielort bildet. Natürlich sind sie im Freien eingeschränkt, aber man findet dadurch zurück zur Direktheit des Theaters. Der imposante Hof des Stifts Klosterneuburg wird heuer besonders in der zweiten Oper „Bajazzo“ in das Spiel mit einbezogen werden.

noe.ORF.at: Wovor haben Sie Angst? Vor Regen, dem Publikum, kranken Hauptdarstellern, Kritikern oder als Sommertheaterregisseur bezeichnet zu werden?

Gregor: Ich wusste gar nicht, dass es so eine Bezeichnung gibt. Ein Regisseur arbeitet schließlich zu jeder Jahreszeit. Und hätte man als Regisseur vor all dem Angst, dann hätte man ein sehr schweres Leben und möglicherweise gäbe es keine Regisseure mehr. Aber natürlich hoffe ich, wie alle, die unter freiem Himmel spielen, auf laue Sommerabende und wünsche mir und uns allen gesunde Sänger für einen wundervoll erlebten und rezensierten Opernabend.

Das schreiben die Kritker

„Hohes Niveau auch im Vokalen: Gesungen wird im „Bajazzo“ durchgehend, und in der „Cavalleria“ über weite Strecken, ausgezeichnet. Hier ist es vor allem Stella Grigorian, die (auch szenisch) alles dominiert. Ihr herber Mezzo ist maßgeschneidert für die Partie der Außenseiterin Santuzza, die verzweifelt die Liebschaft ihres Turiddu (tapfer: Bruno Ribeiro) mit Lola (Anna Marshaniya) deren Mann (Sebastian Holecek als stimmgewaltiger, wenn auch eine Idee zu sympathischer Alfio) verpfeift. Lucia (eindringlich: Stefania Toczyska) muss machtlos zusehen."
Helmar Dumbs, "Die Presse“

„Die Sinfonietta Baden klingt im offenen Innenhof weich und silberzart, Dirigent Christoph Campestrini könnte den ohne Verstärkung musizierenden Klangkörper (wie auch Holger Kristen den Chor) noch zu mehr Kraft und Wucht animieren. Allgemeine Begeisterung in der lauen Premierennacht.“
Stefan Ender, „Der Standard“

Mehr über „Cavalleria Rusticana“ und „Der Bajazzo“

Mitwirkende: Stella Grigorian, Bruno Ribeiro, Stefania Toczyska, Sebastian Holecek und Natalia Kawalek; Eugenia Dushina, Zurab Zurabishvili, Clemens Unterreiner, Klemens Sander und Maximilian Mayer.
Intendanz: Michael Garschall
Inszenierung: Isabella Gregor
Bühne: Walter Vogelweider
Kostüme: Andrea Hölzl
Choreographie: Monica I. Rusu-Radman
Musikalische Leitung: Christoph Campestrin

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