Zwettl: Ein Puzzle mit unzähligen Teilchen

Mit einer Fläche von 256 km² ist Zwettl die viertgrößte Stadt Österreichs und die größte Gemeinde Niederösterreichs. Für die Verwaltung ist das eine große Herausforderung, ähnlich einem Puzzle mit unzähligen Teilchen.

Die Stadt Zwettl ist nicht nur das Zentrum des Waldviertels, man könnte sie als eine Stadt der Superlativen bezeichnen. Mit seiner riesigen Fläche ist Zwettl größer als das Fürstentum Liechtenstein. Zurückzuführen ist das auf die 1960er und die 1970er Jahre. Damals wurden schrittweise aus 20 Gemeinden eine gemacht. In seiner heutigen Form besteht Zwettl aus 55 bewohnten Katastralgemeinden, die von 51 Ortsvorstehern geleitet werden.

Eine Gemeinde mit 26 Feuerwehren

Insgesamt leben derzeit etwas mehr als 11.000 Menschen in Zwettl. Aufgrund der großen Fläche ist allerdings die Bevölkerungsdichte mit 43 Menschen pro km² äußerst gering. Es gibt 26 Feuerwehren und durch das Gemeindegebiet ziehen sich allein 400 Kilometer an Straßen, die erhalten sein wollen. Eine Mammutaufgabe, die nur dadurch zu lösen sei, dass es so viele Ortsvorsteher gebe, sagt Bürgermeister Herbert Prinz (ÖVP). Jeder und jede vertrete ihren Ort gegenüber der Gemeinde und diese lege fest, was wann wo zu realisieren sei, so der Bürgermeister.

Trotzdem betonen Ortsvorsteherinnen wie Gabriele Simlinger oder Monika Trappl, dass es keine Konkurrenzsituation unter den Orten und ihren Bewohnern gebe. Dasselbe gelte auch für die vielen Feuerwehren, heißt es von den Kommandanten Ewald Edelmaier (Anm.: Er befehligt den gesamten Abschnitt und seine Feuerwehr Friedersbach) und Franz Gruber von der Feuerwehr Rudmanns. In einem Fünf-Jahres-Plan wird festgelegt, welche Feuerwehr welche Ausrüstungsgegenstände erhält oder auch ob ein neues Feuerwehrhaus gebaut wird, wie es derzeit in Rudmanns der Fall ist.

Zusammenlegung bei Feuerwehr nie realisiert

Zusammenlegungen von Feuerwehren wurden nach der Gemeindefusion zwar diskutiert, aber nie realisiert. „Wenn ich an das andere Ende des Gemeindegebietes fahren müsste, würde ich mich ebenso weniger gut auskennen, als wenn etwa der Kommandant von Zwettl Stadt zu uns fahren müsste. Das hat schon seinen Sinn, wenn es so viele Feuerwehren gibt. Außerdem sind sie wichtig für das gesellschaftliche Leben im jeweiligen Ort, wenn zum Beispiel die Feuerwehr den Maibaum aufstellt", erklärt Feuerwehrkommandant Edelmaier.

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„NÖ heute“, 3.7.2016

Die 400 Kilometer Gemeindestraßen sind eine dauernde Herausforderung. Dass die letzten beiden Winter so schneearm waren, sei dem Gemeindebudget zuträglich gewesen, sagt Bürgermeister Prinz. Alles in allem aber sieht er die Zusammenlegung als Erfolgsmodell: „Durch die Größe ist der Stadtkern auch gestärkt worden, viele Betriebe haben sich angesiedelt, wir haben ein Landesklinikum und ein gutes Angebot an Arbeitsplätzen. Und in den Orten draußen herrscht hohe Wohnqualität.“ Eine Teilung in mehrere Gemeinden sei zwar immer wieder thematisiert worden, für Prinz aber ist Zwettl in der derzeitigen Form die beste Lösung.

Robert Salzer, noe.ORF.at

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