„Jäger aus der Luft“ im Schloss Waldreichs

Im Schloss Waldreichs in der Gemeinde Pölla (Bezirk Zwettl) ist es lange Zeit ruhig gewesen, mit dem Einzug des Falknerei- und Greifvogelzentrums hat sich das geändert. Bei Flugshows zeigen die „Jäger aus der Luft“ ihr Können.

Der Schrei eines Greifvogels ertönt aus der Luft, plötzlich braust ein Vogel mit mehr als zwei Meter Flügelspannweite nur knapp über die Köpfe der Zuschauer hinweg. Die Greifvogelvorführung auf Schloss Waldreichs - in der Nähe des Ottensteiner Stausees - ist ein beeindruckendes Erlebnis. Vor allem beeindruckt, dass die Tiere immer wieder zum Falkner zurückkehren.

„Es ist das Um und Auf der Falknerei, dass der Greifvogel wieder kommt“, sagt die Leiterin des Greifvogelzentrums auf Schloss Waldreichs, Monika Hiebeler. „Das ist die Kunst, dem Greifvogel jeden Tag Freiheit zu schenken und ihn doch so an sich zu binden, dass er immer wieder zurückkehrt. Dem geht natürlich viel Zeit und Mühe voraus.“

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Spektakuläre Greifvogel-Vorführung

Auf Schloss Waldreichs zeigen Falkner verschiedenste Trainingsübungen mit Greifvögeln - vom „Faustgehorsam“ bis zum „Federspiel“.

Zwei Mal täglich können Besucherinnen und Besucher die Greifvögel bei den Flugshows beobachten - jeweils um 11.00 Uhr und 15.00 Uhr, im September von Dienstag bis Sonntag, im Oktober von Donnerstag bis Sonntag. Flugvorführungen finden allerdings erst ab einer Mindestbesucheranzahl von zehn Personen statt.

Falken, Adler und Geier zeigen Flugkünste

Mit einem männlichen Falken werden Trainingsübungen vorgezeigt: Beim „Faustgehorsam“ geht es darum, dass der Vogel zur Faust des Falkners zurückkehrt, mit dem „Federspiel“ werden Jagdflüge trainiert. Das Glöckchen, das die Tiere tragen, dient als Hilfe für die Falkner, damit sie den Vogel zumindest hören können, wenn er außer Sicht gerät.

Mit dem Riesenseeadler gibt es auf Schloss Waldreichs die weltweit größte Adlerart zu sehen. Die Flügelspannweite der Männchen beträgt bis zu 2,40 Meter, jene der Weibchen 2,70 Meter. Die Tiere mit dem markanten dottergelben Schnabel werden zwischen sieben und zehn Kilogramm schwer. Sie kommen aber in Österreich nicht vor - im Gegensatz zum europäischen Seeadler, der aufgrund der vielen Fischteiche auch im Waldviertel brütet und die größte heimische Adlerart darstellt. Wieder heimisch geworden ist zudem in den letzten Jahren der Kaiseradler, Populationen gibt es im nördlichen Burgenland und östlichen Niederösterreich.

Falkner Schloss Waldreichs Falke

ORF

Falknerei: „Die Kunst, dem Greifvogel jeden Tag Freiheit zu schenken und ihn doch so an sich zu binden, dass er immer wieder zurückkehrt.“

Neben Falken und Adlern sind bei den Flugshows auch der blau gefiederte Blaubussard oder der Mönchsgeier zu sehen, dessen Flügelspannweite drei Meter beträgt. Verspielt laufen zudem Karakara - auch „Indianervögel“ genannt - vor den Füßen des Publikums vorbei.

Sendungshinweis

„Niederösterreich heute“, 22.9.2016

Falknerei stammt aus Zentralasien

Die Ursprünge der Falknerei sind vor etwa 3.000 Jahren in Zentralasien zu finden, erklärt Falknermeisterin Monika Hiebeler. „Begonnen hat die Falknerei in Kasachstan und Kirgisien. Von dort ist sie schließlich über Arabien nach Süditalien gekommen, wo der Staufferkaiser eine große Rolle gespielt hat. Dann ging es in der Renaissance- und Barockzeit nach Mitteleuropa weiter. Mit dem Aufkommen der Schusswaffe hat die Falknerei jedoch an Bedeutung verloren“, sagt Hiebeler. Im 20. Jahrhundert ist die älteste Jagdmethode der Welt aber wieder aufgekommen und wurde mittlerweile aufgrund ihrer langen Tradition von der UNESCO auf die Liste der immateriellen Kulturgüter gesetzt.

Schloss Waldreichs

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Das Falknerei- und Greifvogelzentrum ist seit 2011 im Schloss Waldreichs im Waldviertel angesiedelt

Auf Schloss Waldreichs lässt sich die Geschichte der Falknerei im Falknereimuseum nachvollziehen. Darüber hinaus ist den Eulen, die nicht zu den Greifvögeln zählen, sondern eine eigene Art darstellen, ein Park gewidmet. Beim Rundgang durch den Wald gibt es seltene Uhus, Käutze und zahlreichische Eulenarten in Gehegen zu sehen.

Thomas Koppensteiner, noe.ORF.at

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