Schönster Platz: Mohndorf Armschlag

Die Suche nach dem schönsten Platz Niederösterreichs beginnt. Drei Plätze gehen ins Rennen, einer davon ist das Mohndorf Armschlag im Waldviertel (Bezirk Zwettl). Jedes Jahr taucht die Mohnblüte die Landschaft in ein prachtvolles Blütenmeer.

15 Millionen Mohnblüten und 15 Hektar Mohnfelder lassen die Felder rund um das kleine Dorf Armschlag, mit seinen 35 Häusern und etwa 100 Einwohnerinnen und Einwohnern, im Juli erblühen. Seit 27 Jahren führt das Dorf den Beinamen „Mohndorf“. Ab Mitte Juli erblühen die Mohnblüten in den unterschiedlichsten Farben, sie zeigen sich in Lila, einem kräftigen Rot oder Weiß in voller Pracht.

Mohndorf Armschlag

ORF

1400 Hektar Mohn werden im Waldviertel angebaut

„Mogn“ seit 700 Jahren im Waldviertel angebaut

Der Mohn, umgangssprachlich auch „Mogn“ genannt, wird im Waldviertel seit 700 Jahren angebaut. Früher ist der Mohn etwa in Form von Mohnöl für das „ewige Licht“ in den Kirchen verwendet worden. Doch auch kulinarisch hatte Mohn bereits früh eine große Bedeutung. Weil Mohn auch Energielieferant ist, haben Bauern ihn als runde oder eckige Mohnzelten, wie man sie heute kennt, während der Arbeit am Feld gegessen. Lange Zeit war der Mohn zudem ein entscheidender Wirtschaftsfaktor. Bis in die 1930er Jahre ist der Mohn aus dem Waldviertel unter der Bezeichnung „Zwettler Mohn“ an der Londoner Börse gehandelt worden.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

15 Millionen Mohnblüten

Rund um das Mohndorf Armschlag im Waldviertel erblühen jedes Jahr im Juli etwa 15 Millionen Mohnblüten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ist der Mohn aus dem Waldviertel verschwunden. Ohne passende Maschinen, war der Aufwand der Handarbeit zu groß. Aufgrund zusätzlicher Importe hat sich der Anbau von Mohn im Waldviertel nicht mehr ausgezahlt. Erst in den 1980er Jahren wurde wegen eines Getreideüberschusses eine Alternative gesucht. Aufgrund der Initiative des Vereins zur Förderung von Sonderkulturen ist der Mohn deshalb wieder ins Waldviertel zurückgekehrt.

Kraftvolles, buntes aber kurzes Leben

Gesät werden die Mohnsamen in Armschlag von Anfang bis Mitte April. Je nach Witterung stehen die Mohnfelder 70-90 Tage danach, meist Mitte Juli, in voller Blüte. Der Mohn bevorzugt raues Klima, regelmäßigen Niederschlag und einen nährstoffreichen Boden. Vor allem der Morgentau sorgt dafür, dass sich der Mohn im Waldviertel bestmöglich entwickeln kann. Er fängt sich in den kleinen Borsten der Mohnpflanze und versorgt diesen bis in den Vormittag mit der nötigen Feuchtigkeit.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Blinder und sehender Mohn

Wenn die Mohnpflanze verblüht trocknet die Kapsel. Edith Weiß, Obfrau des Mohndorfs Armschlag, erklärt den die zwei Arten.

Der farbenfrohe Anblick der Mohnblüte währt nur kurz. Zwölf bis vierzehn Stunden benötigen die Blütenblätter, damit sie sich zur Gänze entfalten können. Die Pracht ist einen Tag zu sehen, bevor die Blüte wieder verwelkt. Je mehr Blütenkronen ein Stängel trägt, desto länger kann man blühende Mohnfelder beobachten, weil jeden Tag eine neue Knospe aufgeht.

Die bösen Geister und der Galgenstrudel

„Im Zweiten Weltkrieg war es eigentlich verboten Mohn anzubauen, oder man musste das Öl abliefern. Trotzdem haben viele leute im Waldviertel Mohn angebaut. Der Strudel hat damals Galgenstrudel geheißen. Würde man erwischt werden beim Mohnstrudel backen, wäre eine Strafe vorgesehen gewesen“, erlärt Edith Weiß, die Obfrau des Mohndorfes Armschlag.

Um die alte Kulturpflanze ranken sich auch viele Geschichten und Mythen. Da eine Mohnkapsel mehrere tausend Mohnsamen beinhaltet, stand der Mohn für Fruchtbarkeit. Deshalb wurde den Hühnern Mohn ins Futter gemischt, damit sie mehr Eier legen. Mohn wurde für eine Förderung der Fruchtbarkeit aber auch unter den Kopfpolster gelegt. Der Mohn soll zudem auch eine schützende Wirkung vor Geistern und Dämonen gehabt haben. Der Legende nach, mussten die Mohnsamen bis Mitternacht gezählt werden. Sind die Geister damit nicht fertig geworden, verloren sie ihre magische Wirkung.

Margit Laufer, noe.ORF.at

Links: