Schulnotensystem für Brückensicherheit

Nach dem veheerenden Brückeneinsturz in Genua rückt auch hierzulande das Thema Brückensicherheit immer mehr in den Mittelpunkt. Mit einem Schulnotensystem werden die Brücken in Niederösterreich bewertet, saniert und erneuert.

In Niederösterreich gibt es 1.100 Autobahnbrücken, für die die ASFINAG zuständig ist, weitere 4.600 Brücken gehören dem Land Niederösterreich. Fast täglich sind die niederösterreichischen Straßenmeistereien unterwegs, um die Brücken zu kontrollieren und zu sanieren.

Die meisten Schäden durch Salzstreuung im Winter

Montagmittag war ein Expertenteam mit einem speziellen Brückeninspektionsgerät auf der Traisentalbrücke in Ochsenburg (Bezirk St. Pölten) im Einsatz, noe.ORF.at war bei den Arbeiten mit dabei. Helmut Postl, der Abteilungsleiter für Brückenbau beim Land, deutete in einem ersten Gespräch darauf hin, dass es bei den Kontrollen neben technischen Überprüfungen vor allem auch um das „Augenscheinliche“ geht. „Es gibt etwa technische Hilfsmittel wie einen Hammer, mit denen man diverse Hohlstellen feststellen kann. Es gibt Risslupen, wo man Rissstellen feststellen kann. Mit Bohrern kann man Elemente entnehmen, um Chlorid im Beton festzustellen. Bei einem gewissen Grenzwert muss dann eine Wiederinstandsetzung beantragt werden“, so Postl.

Brückensanierung

ORF/Benedikt Fuchs

Die meisten Schäden an Brücken entstehen laut Postl durch die Salzstreuung im Winter. „Wenn das in die Tragkonstruktion eindringt, dann greift es die Bewährung an. Es kommt dann in erster Linie zu Betonabplatzungen, was die Tragkraft in der Folge vermindert. Der zunehmende Schwerverkehr, insbesondere Sondertransporte, sind auch eine immer größer werdende Belastung für Brücken.“

Die 4.600 Brücken des Landes werden alle sechs Jahre einer Hauptprüfung unterzogen, alle zwei Jahre wird eine Sichtprüfung durchgeführt. Zudem gibt es laut Rainer Irschik, dem stv. Straßenbaudirektor Niederösterreichs, laufend Kontrollfahrten, wo man in erster Linie nach leicht erkennbaren Schäden Ausschau hält.

Kein einziges „Nicht genügend“ für Brücken

Brücken werden anhand von Schulnoten bewertet. Ein „Nicht genügend“ gibt es aktuell nicht, aber 150 Brücken haben aktuell die Note „Genügend“, also einen Vierer. Diese Brücken sind, so Irschik, nicht gefährdet, werden aber saniert und zum Teil auch erneuert. „Wenn man alle Vierer-Noten abarbeitet, dann kommt man im Lebenszyklus nicht auf einen Fünfer. Natürlich kann im schlimmsten Fall auch ein Fünfer festgestellt werden, aber dann werden Sofortmaßnahmen ergriffen, um dann mit einem Neubau die Brücke wiederherzustellen“, erläutert Irschik.

Generell werden bis zu 70 Brücken in Niederösterreich pro Jahr generalerneuert. In diesem Fall werden etwa die Fahrbahn, der Untergrund und auch der Gehsteig neu gemacht. „Es gibt kein Sicherheitsproblem von Brücken in Niederösterreich. Wir haben ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem, das fängt bei der Planung von Brücken an, wo wir nur solche Konstruktionen wählen, die auch langfristig Sicherheit garantieren", sagt Irschik. Außerdem werde schon bei der Bauausführung darauf geachtet, etwaige Mängel im Vorhinein zu erkennen.“ So könne man Probleme schon im Vorhinein ausschließen. „Es gibt ein ausgeklügeltes Monitoring-System, das sich an den Richtlinien der Straßenverkehrsordnung orientiert“, so der stv. Straßenbaudirektor gegenüber noe.ORF.at.

Benedikt Fuchs, noe.ORF.at

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