Immer mehr Klienten bei Schuldnerberatung
Mit den Schulden ihrer Klienten wächst auch der Aktenberg der niederösterreichweit 40 Schuldnerberater. Waren es 2014 noch 6.727 Beratungsgespräche, stieg die Zahl 2018 auf 8.003 an. Die Verschuldung wuchs im Durchschnitt von damals 78.841 auf 101.137 Euro pro Person. Die Konkursverfahren schnellten in dieser Zeit von 583 auf 1.022 Fälle in die Höhe.
Zinsen lassen Schulden in die Höhe schnellen
Es sind meist die Zinsen, die die Schulden im Laufe der Jahre oder gar Jahrzehnte in die Höhe schnellen lassen, erklärte Michael Lackenberger, Geschäftsführer der Schuldnerberatung Niederösterreich. „Ein Beispiel aus dem Jahresbericht: In diesem Fall sind aus 1.500 Euro Schulden über zwei Jahrzehnte 45.000 Euro geworden. Meiner Meinung nach ist hier der Gesetzgeber gefordert, nachzudenken", so Lackenberger. "Die staatlich anerkannten Schuldnerberatungen fordern hier, dass die Zinsen auf das doppelte gedeckelt werden. Das wäre ausreichend, um die Forderungen, wenn sie nicht bezahlt werden, einbringen zu können.“
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Im Vorjahr führte die Schuldnerberatung mehr als 8.000 Beratungen durch
Je früher sich Betroffene Rat holen, desto geringer kann der Schaden gehalten werden. Davon profitieren nicht nur die Betroffenen, sagt Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP). „Weil jeder Euro, der in die Schuldnerberatung investiert wird, kommt zurück. Und nicht nur das. Er zahlt sich insofern aus, weil er soziale und wirtschaftliche Wirkungen auslöst im Gegenwert von 5,30 Euro. Es ist also nicht nur denjenigen Menschen geholfen, die es betrifft, sondern der gesamten Gesellschaft.“
Betreutes Konto für Klienten
2,08 Millionen Euro investierte das Land Niederösterreich 2018 in die Schuldnerberatung. Zusätzlich zur Unterstützung beim Bewältigen der Schulden bietet die Beratung ein betreutes Konto an. Unter anderem, um Delogierungen und damit Obdachlosigkeit zu verhindern, sagt Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ). „Weil das betreute Konto Menschen bei ihrer Lebensführung unterstützt, und auch darauf hinweist, dass es einfach Prioritäten gibt, die mit dem vorhandenen Geld abgedeckt werden müssen. Dass man nicht vielleicht das zweite oder dritte Handy kauft, sondern dass man einmal die Miete zahlt, dass man einmal den Strom zahlt.“
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Die Wartezeiten auf einen Termin bei der Schuldnerberatung betragen derzeit aufgrund des großen Andrangs sechs bis acht Wochen. Ab Mai bietet die Schuldnerberatung daher eine Internetseite an, auf der die Klienten Vorarbeit leisten können, etwa indem sie die an sie gerichteten Forderungen auflisten und vorgefertigte Briefe an ihre Gläubiger schicken. Schuldnerberatungsstellen gibt es in St. Pölten, Amstetten, Hollabrunn, Wiener Neustadt und Zwettl. In weiteren 18 Bezirken werden zusätzlich Sprechtage angeboten. Die Beratung ist kostenlos.