Pestizide im Garten als Gefahr für Haustiere

Für Gartenbesitzer beginnt mit dem Frühjahr wieder die Zeit der Schädlingsbekämpfung. Beim Einsatz von Schneckenkorn oder Unkrautvernichtern ist aber Vorsicht geboten: Für Haustiere können diese nämlich tödlich sein.

Frisst ein Hund eine größere Menge des in vielen Gärten ausgestreuten Schneckenkorns, zeigen sich nach ein bis zwei Stunden die ersten Symptome, beschreibt Walter Holzhacker, Altpräsident der Österreichischen Tierärztekammer: „Erbrechen, Durchfall, Krämpfe, Bewusstlosigkeit und Koliken - das sind die typischen Zeichen. Und ganz typisch ist eine ganz, ganz enge, stecknadelgroße Pupille, auch im abgedunkelten Raum.“

So schnell wie möglich zum Tierarzt

Die Symptome sind dem Tierarzt zufolge ernst zu nehmen, Erste Hilfe-Maßnahmen, die Besitzer anwenden können, gibt es nicht. Der Weg muss schnellstmöglich zum Tierarzt führen. Am besten sollte man vorher noch anrufen, damit die Ordination auf den möglichen Vergiftungsfall vorbereitet ist.

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„NÖ heute“, 12.3.2019

„Als ersten Schritt bekommt das Tier ein Gegengift. Das ist das Atropin", sagt Holzhacker, „und dann eine intensivmedizinische Infusionsbehandlung, damit der Wirkstoff so schnell wie möglich aus dem Körper herausgespült wird. Auch Leberschutzmittel können notwendig sein.“ Sind die Vergiftungserscheinungen bereits so schlimm, dass die Tiere unter stärkeren Krämpfen leiden, helfe es nur noch, sie zu narkotisieren. „Analog zur Humanmedizin hilft dann oft ein heilender Tiefschlaf über mehrere Tage“, so der Tierarzt.

Gefahr für Haustiere: Pestizide im Garten

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Speziell Schneckenkorn kann für Hunde zur Gefahr werden, da es lange auf der Erde liegen bleibt

Warnhinweise auf Verpackungen oft versteckt

Der Tierarzt kritisiert im Gespräch mit noe.ORF.at vor allem den Aufdruck auf vielen Verpackungen. Dieser sei in seinen Augen irreführend. Auf der Vorderseite sei meist angegeben, das jeweilige Produkt würde Haustiere und Nützlinge schonen oder würde ein Repellent enthalten, das Haustiere abschrecken würde. Auf der Rückseite würden sich in vielen Fällen aber kleingedruckt doch Hinweise für mögliche Gefahren für Kinder und Haustiere finden, sagt er.

Ob Bio oder reine Chemie mache in den Folgen für die Tiere keinen Unterschied, so der pensionierte Tierarzt aus Gresten (Bezirk Scheibbs): „Es ist einfach giftig. Natürlich, Paracelsus sagte schon einmal: Die Dosis macht das Gift. Wenn der Hunde zwei, drei Kügelchen Schneckenkorn aufnimmt, dann wird er vielleicht erbrechen, Durchfall haben und es passiert nichts, aber es gibt Hunderassen, die furchtbar neugierig sind, die alles aufnehmen und das in größeren Mengen. Passiert das beim Schneckenkorn, dann kommt es zu einer massiven Vergiftung innerhalb kürzester Zeit." Während seiner aktiven Zeit als Tierarzt habe Holzhacker oft drei bis vier Fälle von Vergiftungen durch Gartenpestizide pro Jahr gehabt. „Also ist es leider kein sehr seltenes Vorkommen“, so Holzhacker.

Hund während Rettungsversuch verendet

An einen Fall erinnert sich Walter Holzhacker besonders: Der Hund einer Bekannten habe plötzlich Vergiftungserscheinungen gezeigt und starke Krämpfe gehabt. „Er ist uns während der Therapie am Tisch verendet.“ Ein pathologischer Befund der Veterinärmedizinischen Universität in Wien ergab schließlich, dass der Hund Schneckenkorn gefressen hatte - und das in größeren Mengen. „Fakt ist, die Besitzer haben im eigenen Garten kein Schneckenkorn verwendet, aber im Lauf der Recherchen hat sich gezeigt, dass sie zwei Stunden vorher bei Bekannten waren. Der Hund war alleine ohne Aufsicht im Garten und die hatten Schneckenkorn“, erzählt Holzhacker. Aus diesem Grund rät der Tierarzt, einen Maulkorb zu verwenden - vor allem in Gegenden, in denen Pestizide nicht ausgeschlossen werden können.

Gefahr für Haustiere: Pestizide im Garten

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Welpen und besonders gefräßige Hunde sollten in fremder Umgebung zur Sicherheit einen Maulkorb tragen

Unkrautvernichtungs- und Düngemittel meiden

Vorsicht ist prinzipiell auch bei Düngemitteln geboten. Da diese im Vergleich zum Schneckenkorn aber schnell im Boden versickern, ist die Gefahr für Haustiere doch eher gering. Bei Unkrautvernichtungsmitteln können Reste auf Pflanzen oder in der Gießkanne gefährlich werden - vor allem dann, wenn die Gießkanne nicht gut genug ausgeschwemmt wurde und die Tiere daraus trinken.

Johanna Wohleser-Nikou ist seit knapp 20 Jahren Hundezüchterin in Gresten. Auch sie warnt ihre Kunden beim Kauf eines Welpen. „Ich rate dazu, besonderes Augenmerk auf Pestizide zu legen und kein Gift im Garten zu verwenden - sei es Schneckenkorn oder etwas anderes. Auch Giftpflanzen können gefährlich werden, weil speziell Welpen alles anknabbern. Aber Schneckenkorn ist sicher ein No-Go, wenn man einen Hund Zuhause hat“, so die Hundezüchterin.

Sofija Nastasijevic, noe.ORF.at