Arsen-Prozess: „Sie waren ein Paar“

Im Prozess um die mutmaßliche Arsenmörderin hat eine Zeugin ausgesagt, dass die Verdächtige und eines der Opfer, ein Wiener, ein Paar gewesen seien. Die Angeklagte bestreitet das. Mit Spannung wird auf die Aussage des Sohnes gewartet.

Mit Zeugenbefragungen ist am Landesgericht Krems am Mittwoch der dreitägige Prozess um den laut Anklage durch Gift eingetretenen Tod von zwei Pensionisten fortgesetzt worden. Arsen-Prozess: Zweiter Verhandlungstag. Die 52-Jährige bestritt Liebesbeziehungen zu den Männern, sie wollte nur geputzt und gepflegt haben.

Zeugin: „Sie hatte eine Beziehung mit einem Opfer“

„Sie waren ein Paar, von Anfang an“, erklärte eine Bekannte des im Oktober 2010 verstorbenen Wieners Herbert A. Sie soll den Mann ein Jahr zuvor über eine Partner-Annonce kennengelernt hatte. „Nie im Leben hat er eine Pflegerin gesucht“, meinte die Zeugin. A. sei nach dem Tod seiner „fleißigen, sparsamen“, aus Polen stammenden Ehefrau im Frühjahr 2009 sehr traurig gewesen und habe dann „unbedingt“ eine polnische, schlanke Frau gesucht.

Zwei Tage nach der ersten Verabredung sei die Angeklagte bei ihm eingezogen. Als diese 15.000 Euro für eine angebliche Operation bzw. Schwangerschaft oder wegen Schmerzensgeldzahlungen nach einem Autounfall in Polen von ihm wollte, habe sie, ihren Bekannten gewarnt, meinte die Zeugin. Die Angeklagte habe sich als Witwe ausgegeben. „Er wäre nie eine Beziehung zu einer verheirateten Frau eingegangen“, erklärte die 48-Jährige. Vom Sohn seiner Freundin habe A. gewusst.

Angeklagte im Fall der möglichen Arsenmorde

ORF / Gernot Rohrhofer

Opfer wollte Verdächtige heiraten

Zu Silvester habe sie das Paar eingeladen, erzählte die Zeugin und beschrieb die Angeklagte als elegant und schüchtern. Einen Walzer zu Mitternacht hätten sie nicht getanzt und sich auch nicht geküsst, räumte sie auf Verteidigerfrage ein. Im Februar 2010 habe, laut APA, der 68-Jährige in einem ihrer häufigen Telefonate erzählt, dass er im Mai heiraten wolle, sie selbst hätte Trauzeugin sein sollen. Dann berichtete er, dass es ihm sehr schlecht gehe, die Ärzte aber nichts finden würden. Er wolle seine Wohnung an seine Partnerin abgeben, die ihn pflegen werde. Die Zeugin sah das spätere Opfer dann nicht mehr.

Opfer suchte Partnerin, keine Putzfrau

Fünf Zeugen waren heute Vormittag am Wort. Alle aus dem Umfeld des 68-jährigen Wieners, und alle sagen, dass der Mann unglücklich war und eine neue Partnerin, auf keinen Fall aber eine Putzfrau oder Pflegerin gesucht hat. Insgesamt dreizehn Zeugen sollen heute zu Wort kommen, am Nachmittag dann auch der Sohn und der Ehemann der Verdächtigen. Verteidiger Timo Gerersdorfer ist weiterhin von der Unschuld seiner Mandantin überzeugt. Er will beweisen, dass auch andere Personen die beiden Männer gekannt haben und somit als Täter in Frage kommen.

Angeklagte im Fall der möglichen Arsenmorde

ORF / Gernot Rohrhofer

Gespanntes Warten auf Sohn der Angeklagten

Mit Spannung wird der Nachmittag erwartet. Dann sollen der Sohn und der Ehemann der Angeklagten aussagen. Die Frage ist, ob sie überhaupt vor Gericht erscheinen, denn als Angehörige können sie sich eine Aussage entschlagen. „Es ist denkbar, dass der Prozess dann vertagt wird. Aber auch ein Urteil am Donnerstag ist trotzdem möglich“, sagt Richard Simsalik, Vizepräsident des Gerichtes, zu noe.ORF.at.

Der Sohn soll bei beiden möglichen Opfern zu Besuch gewesen sein. Vom Wiener soll er auch ein Mobilheim und einen Mercedes „gekauft haben“, laut Anklage floss aber nie Geld. „Es ist eindeutig, dass auch der Sohn Zugang zu beiden hatte“, sagt Timo Gerersdorfer, „ich will ihm hier nichts anlasten, aber es ist nicht bestätigt, dass meine Mandatin das Arsen verabreicht oder besorgt hat.“

Der Rechtsbeistand von Karin Ojukwu, der Tochter des Wieners, sieht das anders. „Das ist nur ein Ablenkungsmanöver. Wenn, dann kann nur die Angeklagte das Arsen verabreicht haben“, sagt Ernst Brunner. Am Donnerstag sind noch die Gutachter am Wort, dann soll es auch ein Urteil geben.

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