Arsen: Handelte Verdächtige nicht allein?

Im Arsenprozess ist am Mittwoch mit Spannung die Aussage des Sohnes der Verdächtigen erwartet worden. Ein Knalleffekt blieb dabei zwar aus. Der Anwalt der Verdächtigen ließ unterdessen aber mit einer Mehrtätertheorie aufhorchen.

Die 52-jährige Angeklagte bestreitet nach wie vor, dass sie zwei Pensionisten mit Arsen vergiftet hat. Sie will nur Putzfrau und Pflegerin gewesen sein. Die Frau wohnte ein Jahr lang in der Wohnung des 68-jährigen Wieners.

Der Pensionist soll gegenüber Nachbarn und Bekannten von seiner neuen Freundin und dem tollen Sex mit ihr geschwärmt haben. Er hatte sich sogar ein Potenzmittel besorgt, wie am zweiten Prozesstag am Mittwoch mehrere Zeugen, Bekannte des Toten und seine Hausärztin bestätigten - mehr dazu in Arsen-Prozess: „Sie waren ein Paar“.

Tatverdächtige Polin

ORF

Bogumila W.: War sie nur Putzfrau und Pflegerin oder doch auch Liebhaberin der beiden Männer?

Sohn besuchte Mutter häufig in Österreich

Am Mittwochnachmittag trat der Sohn der Angeklagten in den Zeugenstand. Der 29-Jährige hätte sich der Aussage entschlagen können - auch deshalb, weil laut der Richterin ein Zusammenhang mit einem Betrugsfaktum rund um ein Fahrzeug in Diskussion stehe.

Er gab an, seine Mutter häufig in Österreich besucht zu haben - das sei für ihn als Sohn „selbstverständlich“. Dabei habe er in der Wohnung des Pensionisten übernachtet. Seine Mutter habe den Mann allerdings nur gepflegt. Von Arsen habe er nichts gewusst.

Mehrtätertheorie für Anwalt „wahrscheinlich“

Sein Vater sei im Februar zu Besuch gewesen und dann mit ihm zusammen im Mai, als der damals schon bettlägerige Wiener Pensionist sein Auto verkaufen wollte. Laut dem Anwalt der beschuldigten Polin, Timo Gerersdorfer, waren das möglicherweise genau jene Zeitpunkte, als dem Wiener das Arsen verabreicht worden sein soll.

Eine Mehrtätertheorie erscheint für Gerersdorfer als wahrscheinlich: „Aus meiner Sicht schon“, so der Anwalt der Beschuldigten. „Aber für die Staatsanwaltschaft stellt sich die Frage gar nicht. Sie will die Tat alleine meiner Mandantin in die Schuhe schieben.“ Ein Urteil in dem Prozess wird für Donnerstag erwartet.

Ehemann störte nicht, dass Frau bei Fremden wohnte

Auch der 51-jährige Mann der Beschuldigten, der laut der Richterin ebenfalls in einem Punkt der Anklageschrift vorkommt, wollte am Mittwoch aussagen. Er bestätigte, drei Mal bei Herbert A., dem laut Anklage ersten Opfer, in Wien gewesen zu sein, „um seine Frau zu besuchen“. Er habe sich mit seinem vollen Namen vorgestellt und mit seiner Frau in einem Zimmer geschlafen.

Dass seine Frau bei fremden Männern wohnte, habe ihn nicht gestört, sagte er auf Frage der Anklägerin. Zu Alois F., dem möglichen zweiten Opfer, habe er keinen Kontakt gehabt. Er hatte nicht den Eindruck, dass seine Frau dessen Lebensgefährtin war, außerdem habe er ihr vertraut, meinte er auf Verteidigerfrage. Arsen könne man sicher nicht einfach so in Polen kaufen, er habe sich nie dafür interessiert, und vom Internet habe er keine Ahnung.

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