St. Pölten wählt: Buschenreiter im Talk

In der Landeshauptstadt St. Pölten wird am 17. April der Gemeinderat neu gewählt. In der Interviewserie mit den Spitzenkandidaten stellt sich heute Nicole Buschenreiter (Die Grünen) den Fragen von noe.ORF.at.

Bei der Gemeinderatswahl in St. Pölten am 17. April treten sieben Parteien und Listen an. Neben den schon bisher im Rathaus vertretenen SPÖ, ÖVP, FPÖ und Grünen sind das NEOS und die Listen BLÜH sowie jetzt. Die jeweiligen Spitzenkandidaten stellen sich von 1. bis 7. April den Fragen von noe.ORF.at - mehr dazu unter St. Pölten wählt: Kandidaten im Talk.

Nicole Buschenreiter wurde 1980 in St. Pölten geboren, besuchte das BG Josefstraße in St. Pölten und legte dort auch die Matura ab. Sie ist ausgebildete diplomierte Arzthelferin, ihre bisherigen Arbeitsplätze gibt sie mit „Direktmarketing, Verkauf, Büroangestellte, Bühne im Hof, Arzthelferin, Leiterin Recruiting“ an. Buschenreiter sitzt seit Jänner 2012 für die Grünen im Gemeinderat von St. Pölten.

Nicole Buschenreiter

Die Grünen St. Pölten

Nicole Buschenreiter

noe.ORF.at: In welche Richtung soll sich das Image der Stadt St. Pölten entwickeln?

Nicole Buschenreiter: St. Pölten hat in den letzten Jahren einen enormen Imagewandel durchlebt, von der „Arbeiterstadt“ hin zu einer lebenswerten Gemeinde mit zahlreichem Angebot. Diese Beschreibung beruht tatsächlich auf Fakten, St.Pölten ist - in zentraler Lage gelegen - Bindeglied für Wirtschaft, Politik, Gesellschaft, Sport und Kultur.

Das Image bedarf keiner Kurskorrektur, mehr gilt es, die Pläne weiterzuführen. Die Stadt profitiert in allen Belangen von der Sauberkeit unserer direkten Umgebung, der Offenheit gegenüber neuen Ideen und der progressiven Umsetzung. Die Grünen St. Pölten sehen die Zukunft in der weiteren Optimierung der Lebensqualität.

noe.ORF.at: Die Innenstadt von St. Pölten kämpft in manchen Bereichen seit Jahren mit leer stehenden Geschäften und dem Aussterben mancher Straßenabschnitte. Wie wollen Sie dieses Problem lösen?

Buschenreiter: Offene Arme für Entrepreneurs: Bemühen um eine Liberalisierung der Gewerbeordnung, jedenfalls offene Haltung der Gewerbebehörde in Bezug auf Gewerbeerteilung auf Basis individueller Befähigung. Weitere Forderungen: Schaffen von Gewerbeflächen, Initiative für Einkaufen vor Ort, Kooperation mit Landwirten zur Errichtung von FoodCoops, großzügige Genehmigung von Schanigärten, Einrichtung von Kinderspielmöglichkeiten.

noe.ORF.at: Immer wieder wird in der Bevölkerung St. Pöltens über die Gestaltung des Domplatzes diskutiert. Was soll aus dem Domplatz wirklich werden?

Buschenreiter: Die Entwicklung des Rathausplatzes vom Parkplatz zum belebten Teil der Innenstadt sollte als Vorbild genutzt werden. Keinesfalls soll ein Konkurrenzdenken zwischen diesen zwei besonderen Orten in der Innenstadt forciert werden, vielmehr kann der Domplatz eine Ergänzung sein. Die Nutzung bietet vielerlei Optionen wie etwa ein stetiger Markt für die lokale Wirtschaft und ein Lebensraum für die Bevölkerung. St. Pöltens Innenstadt wird über kurz oder lang keinen besonders hohen Individualverkehr mehr sehen, die Brachlegung eines so besonderen Ortes wäre Verschwendung.

noe.ORF.at: St. Pölten ist eine wachsende Stadt, zählt mittlerweile knapp 60.000 Einwohner. Soll dieser Trend weitergehen und was muss dafür getan werden?

Buschenreiter: Das Wachstum ist schwer vorherzusehen, die Randbezirke werden über die letzte Dekade immer attraktiver. Privater und genossenschaftlicher Bau benötigt ebenso die Bereitstellung der nötigen Infrastruktur (Nahversorgung, öffentliche Anbindung, ärztliche Versorgung, Bildung etc.). Wird dieser Wachstumsschub weiterhin stark wachsen, sollte vor allem die Lebensqualität nicht zur Nebensache werden. St. Pölten ist gerade wegen dieser Werte (die Naturanbindung, der breit gefächerten Facetten aller Lebensbereiche etc.) eine erstrangige Option für die Ansiedlung.

noe.ORF.at: Was ist für Sie das zentrale Verkehrsprojekt in St. Pölten in den nächsten fünf Jahren?

Buschenreiter: Die Wissenschaft ist sich sicher, dass mehr Straßen unweigerlich zu mehr Autos führen. Das St. Pöltener Straßennetz muss durchdacht und effizient sein. Auf St. Pölten heruntergebrochen wird ein perfekteres Angebot an öffentlichem Verkehr den Status als lebenswerte Gemeinde unterstreichen. Wir müssen den innerstädtischen Nahverkehr weiterhin entlasten, dem Pendelverkehr eine Option an den Stadträndern bieten und den Fernverkehr fließen lassen.

noe.ORF.at: Der öffentliche Verkehr wird in Ballungsräumen immer wichtiger. Reicht das Angebot in St. Pölten oder besteht Handlungsbedarf?

Buschenreiter: Das Angebot war die letzten Jahre gut, ein modernes Stadtbild verlangt jedoch nach mehr Engagement. Dichtere Vertaktung, längere Betriebszeiten, preisangepasste Angebote und ein Sonn- und Feiertagsverkehr sind unumgänglich.

noe.ORF.at: Zum Frequency-Festival kommen jedes Jahr etwa 150.000 Menschen nach St. Pölten. Soll die Stadt auch Schauplatz bzw. Veranstalter anderer Festivals werden?

Buschenreiter: Ohne ein entsprechendes nachhaltiges Prozedere, das unseren Naherholungsraum schützt, nicht. Wichtiger wird sein, das Frequency auch für St. Pölten tragbar und attraktiver zu gestalten.

noe.ORF.at: Vor 30 Jahren wurde St. Pölten zur Landeshauptstadt von Niederösterreich. Wie hat sich Ihrer Ansicht nach die Stadt seit 1986 entwickelt?

Buschenreiter: Ist für mich persönlich schwierig zu sagen, war ich da doch gerade sechs Jahre alt. St. Pölten hat an Attraktivität gewonnen. Wohnen, Arbeiten und Leben zählen zu diesen Bereichen. Allerdings wird der Wert der Stadt noch immer nicht ausreichend beworben und dargestellt. Ein gutes Konzept, um St. Pölten auch für den Tourismus noch interessanter zu gestalten, wäre ein Punkt. St. Pölten ist eine eigenständige wunderschöne Kleinstadt, die nicht nur eine Drehscheibe hin zu anderen Städten sein soll, sondern ein Ort zum Verweilen.

noe.ORF.at: Welche Angebote fehlen derzeit?

Buschenreiter: Einiges an sportlichen Angeboten im öffentlichen Raum, ein entsprechendes Nachtleben, ein ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz.

Nicole Buschenreiter

Die Grünen St. Pölten

Nicole Buschenreiter vor dem Rathaus der Landeshautpstadt

Wordrap mit Nicole Buschenreiter

Wie würden Sie St. Pölten mit einem Wort beschreiben? Zuhause.

Wo ist Ihr Lieblingsplatz in St. Pölten? Schwierig, mein Garten und die Traisen.

Wenn Sie jemand fragt, wo St. Pölten ist, was ist Ihre Antwort? Die Landeshauptstadt von Niederösterreich.

Was ist für St. Pölten typisch? Man trifft Menschen, die man kennt.

Was ist für Sie das Wahrzeichen von St. Pölten? Dom.

Wenn Sie es sich aussuchen könnten, wo in St. Pölten würden Sie gerne wohnen? Da wo ich lebe, in Wagram.

Was fehlt in St. Pölten? Ein ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz, politischer Mut, Vorreiter zu sein.

Was ist 2021 in St. Pölten anders? Ich hoffe vieles, genaueres auf der HP www.gruenestp.at.