Kreative Ideen gegen das Greißlersterben

Immer mehr Gemeinden sind vom Greißlersterben betroffen. Neue Verkaufsflächen entstehen meist nur mehr in Städten, am Land bleiben viele Geschäfte leer, weil es keinen Nachfolger gibt. Wer das nicht hinnehmen will, muss kreativ sein.

Der Greißler ums Eck ist in vielen Gemeinden schon Geschichte. Dieser Trend wird durch aktuelle Zahlen der Wirtschaftskammer Niederösterreich bestätigt: „Seit 2003 hat sich die Zahl der Gemeinden ohne Nahversorger von drei auf zehn Prozent erhöht“, sagt Gerhard Holub, Spartenobmann des Lebensmittelhandels. Nach Angaben von Holub seien derzeit etwa 50 der 573 niederösterreichischen Gemeinden ohne Nahversorger.

Ein Beispiel ist Neidling nahe St. Pölten. Die Lebensmittelhändlerin ging in Pension, einen Nachfolger gibt es trotz intensiver Suche nicht. Deshalb soll nun ein Verein gegründet werden, der das Geschäft führt. Das ist kein Einzelfall. „In erster Linie müsste die Gemeinde dementsprechende Fördermaßnahmen für Betriebe setzen, die Nahversorgung bieten. Dann gibt es noch andere Systeme wie zum Beispiel Vereine, damit man dieser Entwicklung Einhalt gebieten kann“, so Holub.

Bärnkopf schreibt als Betreiber eine „schwarze Null“

Derzeit sind es in zwei Orten die Gemeinden, welche Nahversorgergeschäfte betreiben, zehn Geschäfte werden von Vereinen geführt. Das erste Geschäft dieser Art war vor fünf Jahren in Bärnkopf (Bezirk Zwettl). „Die fünf Jahre sind sehr positiv verlaufen, wir sind zufrieden. Wir erreichen die Ziele, die wir uns gesteckt haben, und auch die Vorgaben, die wir von unseren Zulieferfirmen hatten. Wir laufen momentan wirklich auf sehr gutem Niveau“, freut sich Mitinitiator Arnold Bauernfried (SPÖ), der Bürgermeister von Bärnkopf.

Lebensmittelgeschäft Nahversorger Bärnkopf

ORF

Nahversorger in Bärnkopf: „Wir sind zufrieden“, so Bürgermeister Arnold Bauernfried

„Es kommt jedes Jahr eine schwarze Null heraus, was eigentlich bemerkenswert ist gegenüber anderen. Das ist aber deswegen so, weil wir als Vereinsführung selber kein Geld dafür bekommen, sondern alles ehrenamtlich machen“, erklärt Otto Hofer, Obmann des Vereins „Unser G’schäft“.

Blumau-Neurißhof richtet Einkaufsshuttledienst ein

Vier Jahre lang war auch die Gemeinde Blumau-Neurißhof (Bezirk Baden) ohne Nahversorger, früher gab es in der 2.000-Einwohner-Gemeinde sogar neun Geschäfte. Das Problem wurde dort ähnlich wie in Bärnkopf gelöst. Keine Lebensmittelkette wollte das Geschäft übernehmen, daher wurde ein Verein gegründet.

Lebensmittelgeschäft Nahversorger Blumau Neurißhof

ORF

Die Mietkosten für das Lebensmittelgeschäft in Blumau-Neurißhof übernimmt die Gemeinde

„Das Geschäft wurde auf Vereinsbasis aufgebaut, das wurde dann weiterentwickelt. Wir haben zusätzlich eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung gegründet, der Verein ist Eigentürmer dieser Gesellschaft, die das operative Geschäft leitet“, erläutert René Klimes (PUL), Initiator und Vizebürgermeister von Blumau-Neurißhof. Die Gemeinde übernimmt die Mietkosten, das Arbeitsmarktservice fördert Arbeitsplätze von über 50-Jährigen. Auch ein Einkaufsshuttledienst für Senioren wurde eingerichtet.

Links: