Evangelische Kirche feiert 500 Jahre Reformation

Die Evangelische Diözese Niederösterreich hat am Donnerstag bei ihrem traditionellen Gustav-Adolf-Fest in Mitterbach am Erlaufsee (Bezirk Lilienfeld) das 500-Jahr-Jubiläum der Reformation gefeiert.

Die evangelische Kirche feiert jedes Jahr am Fronleichnamstag in einer anderen evangelischen Gemeinde in Niederösterreich das Gustav-Adolf-Fest. Namensgeber ist König Gustav II. Adolf von Schweden, der den Evangelischen im 30-jährigen Krieg geholfen hatte. Er selbst wurde im Kampf getötet.

„Gustav Adolf hatte den Mut, für Menschenrechte und Glaubensfreiheit unterdrückter Menschen in Europa - der Evangelischen - einzustehen. Auch ihm ist es zu verdanken, dass evangelische und katholische Bevölkerungsteile in ökumenischer Gesinnung miteinander leben können“, schreibt der evangelische Gustav-Adolf-Verein in Österreich auf seiner Website.

Pfarrkirche Mitterbach am Erlaufsee

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Evangelische Pfarrkirche von Mitterbach am Erlaufsee

In Niederösterreich fand das Gustav-Adolf-Fest am Donnerstag in Mitterbach statt, der ältestes evangelischen Pfarrgemeinde des Bundeslandes. Das Fest stand unter dem Motto „Des Herren Wort währet ewiglich“ und ganz im Zeichen des 500-jährigen Reformationsjubiläums, das die evangelische Kirche 2017 feiert. Neben einem Festgottesdienst konnte die Ausstellung „GLAUBENS:REICH“ besichtigt werden, zudem waren Sonderbriefmarken zu 500 Jahre Reformation zu erstehen.

„Land und Berge wichtig für evangelische Wurzeln“

„Das Land und die Berge sind besonders wichtig für unsere evangelischen Wurzeln, deshalb ist es schön, dass wir heute hier in Mitterbach feiern können", sagte Lars Müller-Marienburg, der Superintendent der evangelischen Kirche Niederösterreich. "In diesen bergigen und ländlichen Regionen hat sich das evangelische Leben seinerzeit über sieben Generationen erhalten, ohne Pfarrer und Pfarrgemeinde.“

Gustav-Adolf-Fest Mitterbach

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Festgottesdienst anlässlich des Gustav-Adolf-Fests in Mitterbach

„Wie dieses Fest gefeiert wird, ist auch Ausdruck einer ganz tiefen Partnerschaft zwischen der evangelischen Kirche und dem Land Niederösterreich, weil wir einen partnerschaftlichen und freundschaftlichen Umgang miteinander pflegen“, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Dem 500-jährigen Reformationsjubiläum ist auch eine Sonderausstellung auf der Schallaburg (Bezirk Melk) gewidmet.

Jubiläumsmotto: „Freiheit und Verantwortung“

Im 16. Jahrhundert waren 90 Prozent der Menschen in Niederösterreich evangelisch. „Die Gegenreformation brachte nicht nur das religiöse, sondern auch das kulturelle und schulische evangelische Leben zum Stillstand, vielfach auch zum Verschwinden“, heißt es auf der Website der Evangelischen Diözese Niederösterreich.

Erst das Toleranzpatent Kaiser Joseph II. im Jahr 1781 ermöglichte wieder öffentliches evangelisches Leben in Österreich. In Niederösterreich war es in Mitterbach, wo die erste evangelische Gemeinde im Jahr 1785 wieder entstand. Heute hat die Evangelische Diözese Niederösterreich 27 Gemeinden mit etwa 42.000 Evangelischen, das entspricht einem Bevölkerungsanteil von circa drei Prozent.

Pfarrkirche Mitterbach am Erlaufsee

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2016 wurde die Renovierung und Neugestaltung der Kirche abgeschlossen

Im heurigen Jubiläumsjahr gab sich die Evangelische Diözese Niederösterreich das Motto „Freiheit und Verantwortung“. Superintendent Müller-Marienburg: „Freiheit bedeutet, dass die Menschen begleitet werden, so wie ihr Leben ist, ohne dass wir als Kirche eine Vorgabe machen, was richtig ist und was falsch. Verantwortung bdeutet, dass wir uns darauf besinnen, dass wir nicht nur für uns selber da sind, sondern für die Gesellschaft. Wir müssen dazu beitragen, dass es in der Gesellschaft ein friedliches Miteinander.“

Birgit Lusche, die Pfarrerin von Mitterbach, ergänzt: „Ich denke, dass es der evangelischen Kirche gut gelingt, sich zu den entscheidenden Themen immer wieder zu Wort zu melden und auch auf das Wort Gottes zu pochen. Und auch auf die Grundwerte hinzuweisen, dass Solidarität und die Würde gegenüber jedem Menschen auch wirklich gelebt werden.“

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