Nur noch jedes zweite Kind lernt schwimmen

Nur noch jedes zweite Kind absolviert einen Schwimmkurs. Die Folge: Die Zahl der Badeunfälle, an denen Kinder beteiligt sind, steigt. Die Wasserrettung ist während der Sommerferien deshalb in erhöhter Alarmbereitschaft.

Der Sprung ins kühle Nass kann gravierende Folgen haben, sagt Markus Schimböck, Präsident der Wasserrettung in Niederösterreich. Bereits in seichten Gewässern kann es zu gefährlichen Situationen kommen: „Es ist jedes Gewässer gefährlich, es muss nicht tief sein. Man braucht zum Beispiel nur ausrutschen, mit dem Kopf aufstoßen und bewusstlos werden. Dann kann man auch in einem zehn Zentimeter tiefen Wasser ertrinken.“

„Kinder müssen wieder schwimmen lernen“

Dazu komme, dass immer weniger Kinder und Jugendliche schwimmen können, sagt der für das Rettungswesen zuständige Landesrat Maurice Androsch (SPÖ): „Ich denke, wir werden in Zukunft ein besonderes Augenmerk darauf legen müssen, dass unsere Kinder wieder schwimmen lernen. Wir wissen, dass nicht einmal die Hälfte oder nur knapp die Hälfte unserer Kinder einen Schwimmkurs besucht.“ Dass Kinder schwimmen lernen, liege laut Androsch nicht zuletzt in der Verantwortung ihrer Eltern.

Darüber hinaus zeigte sich bei einem Lokalaugenschein im Naturbad in Amstetten, dass immer mehr Eltern ihrer Aufsichtspflicht nicht nachkommen. „Das ist bei uns der Fall, ich höre das aber auch aus anderen Bädern in Niederösterreich“, sagt der Betriebsleiter der Amstettner Bäder, Reinhard Walter, gegenüber noe.ORF.at.

„Schwimmhilfen kein hundertprozentiger Schutz“

Komme es zu einem Zwischenfall mit einem Kind, „dann hören wir: Mein Kind macht einen Schwimmkurs oder hat einen Schwimmkurs gemacht. Leider müssen wir dann aber sagen, dass es eine Sache ist, einen Schwimmkurs zu machen und eine andere Sache, schwimmen zu können“, erklärt Walter. Viele Eltern würden sich außerdem zu sehr auf Schwimmreifen oder ähnliche Hilfsmittel verlassen, ergänzt Wasserrettungs-Präsident Schimböck: „Diese Schwimmhilfen sind jedoch kein hundertprozentiger Schutz.“

Walter nimmt die Begleitpersonen von Kindern in die Pflicht: „Ich denke, dass es besonders wichtig ist, dass die Erziehungsberechtigten oder Aufsichtspersonen Verantwortung übernehmen, auf die Kinder aufpassen und sich maximal zehn Meter von Kindern, die im Wasser sind, entfernen.“ Die Wasserrettung rückte im vergangenen Jahr zu fast 530 Einsätzen aus, Tendenz steigend.

Rotes Kreuz gibt Sicherheitstipps

"Ertrinken ist neben Verkehrsunfällen die häufigste tödliche Unfallursache bei Kindern“, erklärt Elfriede Wilfinger, Chefärztin des Roten Kreuzes Niederösterreich. Das Rote Kreuz rät daher in einer Aussendung, den eigenen Garten auf Gefahrenquellen für Kinder zu überprüfen. Gartenteiche, Biotope, Regentonnen oder Planschbecken sollten umzäunt und abgesichert werden. Kinder dürften zudem nie unbeaufsichtigt bleiben, die Schwimmflügerl sollten immer angelegt werden. Dabei sei auf zwei getrennt voneinander aufblasbare Kammern zu achten.

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