Wie die Wählerstimmen gewandert sind

Das vorläufige Ergebnis der Nationalratswahl bringt in Niederösterreich neue Machtverhältnisse. Die ÖVP legte noch deutlicher zu als im Bundesschnitt. Die FPÖ landete noch vor der SPÖ auf Platz zwei, die Grünen verloren deutlich.

Selten brachte eine Nationalratswahl in Österreich derart deutliche Verschiebungen. Laut dem vorläufigen Ergebnis inklusive Wahlkartenprognose landet die ÖVP in Niederösterreich mit großem Abstand vor FPÖ und SPÖ - mehr dazu in NR-Wahl: ÖVP klar vor FPÖ und SPÖ (noe.ORF.at; 15.10.2017). ÖVP und FPÖ konnten jeweils deutlich zulegen, SPÖ und Grüne mussten Verluste hinnehmen. Wie die Stimmen gewandert sind, zeigt die Wählerstromanalyse, die das Forschungsinstitut SORA im Auftrag des ORF durchführte.

ÖVP zog ehemalige FPÖ-Wähler an

Der Wahlsieger ÖVP schaffte es wie keine andere Partei, seine Stammwähler zu mobilisieren. Acht von zehn Wählern, die schon bei der Nationalratswahl 2013 ihre Stimme der ÖVP gegeben hatten, machten auch dieses Mal ihr „Kreuzerl“ bei der ÖVP. Außerdem zog die Partei mit ihrem Spitzenkandidaten Sebastian Kurz viele ehemalige FPÖ-Wähler an. Gleich 35.000 von ihnen stimmten dieses Mal für die ÖVP. Zusätzliche Stimmen holte sich Kurz außerdem von ehemaligen Wählerinnen und Wählern des mittlerweile aufgelösten Team Stronach, von den Grünen und von NEOS. Auch zahlreiche Nichtwähler konnte die ÖVP mobilisieren.

Wählerstromanalyse NÖ NRW17 Wahl

SORA

384.000 Wählerinnen und Wähler gaben ihre Stimme bei der Nationalratswahl der ÖVP, die damit im Vergleich zu 2013 deutlich zulegte

FPÖ holte sich Stimmen von den Großparteien

Die FPÖ konnte nicht nur ihre Stammwähler mobilisieren, sondern holte sich auch viele Stimmen von Wählern, die bei der Nationalratswahl 2013 entweder SPÖ oder ÖVP angekreuzt hatten. 17 Prozent der Wähler, die dieses Mal für die Freiheitlichen stimmten, gaben ihre Stimme beim letzten Mal der SPÖ. Weitere 12 Prozent der FPÖ-Wähler kamen von der ÖVP. Größere Zugewinne holten sich die Freiheitlichen auch von ehemaligen Wählern des Team Stronach und des BZÖ sowie von ehemaligen Nichtwählern.

SPÖ fischte bei den Grünen, verlor an die FPÖ

Laut dem vorläufigen Ergebnis musste die SPÖ in Niederösterreich Verluste hinnehmen und landete hinter der FPÖ auf Platz drei. Auffallend ist, dass die SPÖ zwar viele Stammwähler mobilisieren konnte, allerdings mit 47.000 Wählerinnen und Wähler auch einen größeren Teil der Stimmen an die Freiheitlichen verlor. Damit wählte ein Fünftel der Wähler statt der SPÖ dieses Mal die FPÖ. Diese Verluste konnten zumindest zu einem Teil ausgeglichen werden, allen voran weil die Sozialdemokraten ehemalige Wähler der Grünen an sich binden konnten. Gleich 26.000 von ihnen stimmten dieses Mal für die SPÖ.

Grüne verloren 70 Prozent der Wähler

Bei den Grünen brach im Gegensatz zur Nationalratswahl 2013 ein großer Teil der Wählerschaft weg. Nur 22.000 ehemalige Grün-Wähler gaben auch dieses Mal ihre Stimme der Linkspartei. Markant ist, dass 26.000 ehemalige Grün-Wähler dieses Mal für die SPÖ stimmten. Damit ist die Gruppe der Wähler, die zu den Sozialdemokraten wechselte, sogar größer als die Gruppe jener Wähler, die den Grünen treu blieben. Weitere Wählerstimmen verloren die Grünen an die ÖVP und an NEOS. Außerdem zog auch der ehemalige Abgeordnete der Grünen, Peter Pilz, der mit seiner eigenen Liste antrat, massiv Stimmen an sich. Insgesamt kamen den Grünen 70 Prozent der Wähler abhanden. Damit wechselten 74.000 ehemalige Grün-Wähler zu anderen Parteien.

NEOS profitierte vom Einbruch der Grünen

NEOS konnte in Niederösterreich leicht zulegen und profitierte dabei in erster Linie von den Verlusten der Grünen. 19.000 Wähler, die bereits 2013 für NEOS stimmten, wählten auch dieses Mal „pink“. Dazu kamen 11.000 ehemalige Grün-Wähler. Allerdings wechselten auch zahlreiche Wählerinnen und Wähler zu anderen Parteien. Gleich 12.000 ehemalige NEOS-Wähler gaben ihre Stimme dieses Mal der ÖVP, weitere 10.000 gingen an die Liste Pilz.

Stimmen von Team Stronach und BZÖ verfügbar

Das Team Stronach und das BZÖ traten bei der Nationalratswahl nicht mehr an. Deren Wählergruppen galt es für die antretenden Listen und Parteien für sich zu gewinnen. Mit Abstand am meisten profitieren konnten ÖVP und FPÖ. 20.000 ehemalige Wähler des Team Stronach gingen an die ÖVP, weitere 17.000 an die FPÖ. Bei den ehemaligen BZÖ-Wählern zeigt sich ein umgekehrtes Bild: 15.000 von ihnen wählten dieses Mal die FPÖ, 7.000 die ÖVP.

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