Ungewöhnlich viele Papageien heuer entflogen

Dem Papageienzentrum in Vösendorf (Bezirk Mödling) sind heuer ungewöhnlich viele Tiere „zugeflogen“. Im Winter haben Papageien im Freien keine Überlebenschance. Sichtungen und Verluste sollten deshalb unbedingt gemeldet werdem.

180 Papageien - dazu zählen auch Sittiche, Amazonen, Kakadus oder die großen, bunten Aras - sind derzeit im Papageienzentrum untergebracht. Die Haltung solcher Vögel ist mit Auflagen verbunden: Laut Gesetz dürfen die Tiere nur paar- oder gruppenweise gehalten werden, sie dürfen nicht in einen Käfig gesperrt, sondern müssen in einer großzügigen Voliere gehalten werden, mindestens sechs Quadratmeter groß und zwei Meter hoch. Darüber hinaus muss der Papagei die Möglichkeit haben, in der Wohnung oder im Haus frei herumzufliegen.

Verlust so schnell wie möglich melden

Auch wenn die exotischen Tiere, die eigentlich in der Karibik heimisch sind, hübsch aussehen - es ist nicht einfach, sie zu halten. Nicht selten schaffen es die Vögel, dem Besitzer zu entkommen. Sie dann wieder einzufangen ist schwierig, „denn Papageien sind fantastische Flieger“, so die Leiterin des Papageienzentrums, Julia Bellmann.

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Wichtig ist in so einem Fall, den Verlust des Tieres so schnell wie möglich bei verschiedenen Stellen zu melden, noch bevor das Tier in die Ferne fliegt und es immer schwieriger wird, es wieder einzufangen. „Man sollte auch Plakate aufhängen, so wie man es macht, wenn eine Katze weggelaufen ist. Außerdem sollte man den Tierärzten in der Umgebung Bescheid geben, und es überall melden, wo man es nur melden kann, damit es den Leuten auch auffällt. Denn die Menschen schauen einfach nicht nach oben, besonders in den Städten nicht“, so Bellmann.

Ebenfalls empfohlen wird ein Anruf im Papageienzentrum, denn dort können bereits eingegangene Sichtungen mit der Verlustmeldung verglichen werden. Ist der bunte Vogel einmal gesichtet, beginnt eine oft langwierige Fangaktion. Idealerweise werden Fallen gebaut, in die man frisches Obst und Gemüse als Lockmittel gibt. Der Ruf des Partnervogels kann ebenfalls helfen, das entflogene Tier anzulocken.

Beim Einfangen ist Kreativität gefragt

Hat man den Partnervogel nicht zur Hand, muss man kreativ werden und geduldig sein, so Bellmann: „Vor knapp drei Wochen wurde bei uns ein Pennantsittich abgeliefert. Engagierte Helfer haben seine eigenen Laute mit dem Handy aufgenommen, das Mobiltelefon dann neben die Falle gelegt und die Aufnahme laut abgespielt. Der Vogel hat sich tatsächlich von seinen eigenen Lauten anlocken lassen. Dann hat er bemerkt, dass es Futter gibt, ist immer wieder gekommen und konnte schließlich eingefangen werden“, so die Biologin.

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Warum in diesem Jahr so viele Papageien ihren Besitzern entkommen sind, ist nicht bekannt: „Entweder waren es einfach wirklich mehr, oder mehr Leute melden den Verlust bei uns, weil wir in den vergangene Jahren dazu beigetragen haben, dass Vögel wieder nach Hause gefunden haben. Vielleicht wenden sich daher auch mehr Leute mit dem Problem an uns“, so die Leiterin des Papageienheimes in Vösendorf.

Anonyme Meldungen bei Verlust sind möglich

Viele Menschen würden sich zudem nicht trauen, den Verlust ihres Tieres zu melden, da sie den Papagei nicht artgerecht gehalten haben und sich vor Konsequenzen fürchten, heißt es. Man kann aber anonym bleiben, so Bellmann. Wichtig ist, sowohl den Verlust als auch die Sichtung eines Papageien zu melden und aufgrund der Artenvielfalt am besten ein Foto mitzuschicken. Sollte jemandem ein Papagei zufliegen, sollte man ebenfalls das Papageienzentrum verständigen.

Silvia Schreiber, noe.ORF.at

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