Forstinger schlittert zum zweiten Mal in Pleite

Die Autozubehörkette Forstinger mit Sitz in Traismauer (Bezirk St. Pölten) ist erneut in die Insolvenz geschlittert. Das Unternehmen plant eine „Weiterführung ohne Altlasten“: 15 der 108 Filialen sollen schließen.

Beim Landesgericht St. Pölten wurde am Mittwoch ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt, für das eine Quote von mindestens 20 Prozent erforderlich ist. Das Unternehmen mit zuletzt 800 Mitarbeitern soll fortgeführt werden. 100 Mitarbeiter dürften allerdings ihren Job verlieren. „Im Sanierungsplan ist vorgesehen, dass rund 700 Arbeitsplätze erhalten bleiben“, sagte Paul Trumer, ein Sprecher von Forstinger Österreich. „Die restlichen Mitarbeiter, die nicht weiter beschäftigt werden können, sind in den Filialen beschäftigt, die gesperrt werden.“ Ein Sozialplan ist im Sanierungsplan laut Trumer nicht vorgesehen.

Sprecher: Restrukturierung „nicht ausreichend“

Schon einmal, 2001, war Forstinger insolvent gewesen, später wechselten die Eigentümer des seit 55 Jahren bestehenden Anbieters von Autozubehör, Ersatzteilen, Reifen und Felgen mehrmals. 2009 war die seinerzeitige Forstinger-Mutter zahlungsunfähig geworden. 2016/17 setzte Forstinger als größter heimischer Einzelhändler für Automobilzubehör, Zweirad und Zweiradzubehör 111 Mio. Euro um, kaum mehr als 2015/16 (109,5 Mio. Euro). An das Netz von 108 Filialen sind 104 freie Autowerkstätten angeschlossen.

Die Restrukturierungsbemühungen der vergangenen zwei Jahre haben offensichtlich nicht gefruchtet. „Es wurden wichtige Schritte gesetzt, beispielsweise eine Umstellung des Sortiments hin zu Mobilität wie E-Bikes. Es wurden vor allem im Mietbereich Kosten gesenkt. Diese Schritte waren aber nicht ausreichend“, sagte Trumer. Notwendige Einsparungen konnten somit aufgrund der Altmietverträge und Altlieferantenverträge nicht ausreichend umgesetzt werden.

Umsätze bei Winterartikeln eingebrochen

Und zuletzt seien im heurigen Jänner - durch die warme Witterung - wetterbedingt die Umsätze bei Saisonwaren wie Starterbatterien und anderen Winterartikeln um bis zu 70 Prozent eingebrochen. Geplant sei eine „Weiterführung ohne Altlasten“, erklärte das Unternehmen, das 2015 die Firmenzentrale von Wien nach Traismauer verlegt hatte. „Wir sehen uns derzeit jede Filiale auf ihre Profitabilität an und werden zeitnah entscheiden“, sagte Trumer.

Schon im Vorfeld des Insolvenzantrags habe man umfassende Vorbereitungen zur möglichst raschen Antragstellung auf Zuerkennung von Insolvenzentgelt für die zum Zeitpunkt der Verfahrenseröffnung rückständigen Löhne und Gehälter getroffen. „Die Mitarbeiter haben heute bzw. morgen leider keine Löhne oder Gehälter am Konto“, sagte der Forstinger-Sprecher. „Diese Ansprüche werden nun vom Insolvenzentgeltfonds bezahlt.“ Laut Trumer wird Forstinger die Ansprüche ab dem ersten Tag des Sanierungsverfahrens wieder bezahlen, das Unternehmen gehe von Februar aus.

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