Chaos bei Flügen: So kommen Sie zu Ihrem Recht

Reisende werden derzeit auf eine enorme Geduldsprobe gestellt, statt Sonne und Strand stehen vermehrt Verspätungen und Flugstreichungen am Plan. Betroffene Passagiere haben Anspruch auf Entschädigungen.

Sommerzeit ist Urlaubszeit und damit auch Hochsaison auf den Flughäfen. Doch aktuell herrscht großer Ärger bei vielen Passagieren, denn noch nie gab es so viele Verspätungen und Annulierungen wie im Jahr 2018. Das lässt sich auch an den häufigeren Beschwerden bei der Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte (apf) ablesen.

„Mit Stichtag 27. Juni 2018 sind bei uns im laufenden Geschäftsjahr 1.407 schriftliche Beschwerden und Anfragen eingegangen. Im Vergleich gab es im Jahr 2017 bis Ende Juni 1.018 eingelangte Beschwerden und Anfragen. Das bedeutet rund 300 Beschwerden mehr, was einen Anstieg von rund 38 Prozent ergibt“, beschreibt Maria-Theresia Röhsler, Leiterin und benannte Schlichterin der Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte, die aktuell angespannte Situation.

Anzeigentafel Flughafen Schwechat

APA/Georg Hochmuth

Die Gründe für das Chaos sind teils hausgemacht

Bei den Airlines argumentiert man häufig mit schlechtem Wetter, dem fragmentierten Flughimmel in Europa und den Streiks der französischen Fluglotsen, die den Luftraum über Frankreich blockieren. Das ist allerdings nur eine Seite der Medaille. Der Grund für die massiven Probleme liegt für Andreas Sernetz, den Geschäftsführer des Fluggastrechteportales FairPlane, an den Spätfolgen der Pleite von airberlin und flyniki. „Dieses Jahr im Winter, als flyniki aufgeteilt wurde, hat jede Fluglinie versucht im Sommerflugplan so viele Strecken als möglich anzubieten. Damit haben sie versucht sich das größte Stück vom Kuchen zu sichern. Das Resultat ist, dass zu viele Flüge angeboten werden, es aber gleichzeitig viel zu wenig Maschinen und Personal gibt. Im gesamten Flugplan des Sommers gibt es also keinen Spielraum für auch nur die kleinsten Probleme.“

Welche Ansprüche haben betroffene Passagiere?

Reisende, die in den fragwürdigen Genuss einer Verspätung oder gar Annulierung ihres Fluges kommen, haben laut der in der EU geltenden Fluggastrechte einen Anspruch auf Entschädigung.

Fluggastrechte, Musterbriefe und Online-Beschwerdeformular unter www.passagier.at

„Bei Abflugverspätung sind Fluglinien verpflichtet Passagieren unentgeltlich Betreuungsleistungen anzubieten, das heißt, Snacks, Getränke, Kommunikation und falls notwendig die Hotelunterbringung und den Transfer zwischen Flughafen und Hotel. Bei einer Ankunftsverspätung haben Passagiere zusätzlich auch Anspruch auf eine Ausgleichszahlung, wenn ihr Flug drei Stunden oder mehr verspätet am Zielort ankommt. Die Höhe der Ausgleichszahlung hängt dabei von der Entfernung ab und beträgt zwischen 250 Euro und 600 Euro. Wird ein Flug gestrichen, sind Fluglinien verpflichtet, Passagiere zwischen Erstattung der Flugticketkosten, alternativer Beförderung oder Rückflug zum Ausgangsflughafen wählen zu lassen“, erklärt Maria-Theresia Röhsler weiter.

Tiefstpreise, aber keine Entspannung in Sicht

Im Juli und August herrscht ohnehin Hochbetrieb, doch der September ist, ähnlich dem Juni, ein Monat das tendeziell noch problematischer werden könnte. „Die schlimmsten Monate sind Juni und September, da sich da Urlaubs- und Berufsreisende überschneiden. Diesen Sommer wird es definitiv eine sehr geringe Qualität bei den Fluglinien geben, aber als Trostpflaster gibt es auch die niedrigsten Ticketpreise“, prognostiziert Andreas Sernetz. Die Situation zusätzlich befeuern könnte ein für Donnerstag angekündigter Streik der Ryan Air Piloten. Es braucht also derzeit viel Geduld, bis man im wohlverdienten Urlaub ankommt.

Gerfried Nagel, noe.ORF.at

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