Krems: 430 Millionen Euro für tierische Impfstoffe

Der US-Pharmariese MSD hat für Krems große Pläne. Ein Jahr nach dem Kauf des Shire-Standorts entsteht ein Zubau, um künftig im großen Stil Impfstoffe für Tiere zu produzieren. Insgesamt werden 430 Millionen Euro investiert.

Es war ein Schock für den Wirtschaftsstandort Krems und Umgebung. Ende 2016 beerdigte der Pharmariese Shire, ehemals Baxter, seine Pläne für den Kremser Standort. 2002 war dort eine hochmoderne Anlage gebaut worden, die vorgesehene Massenproduktion wurde aber nie realisiert. Von der Schließung des Standorts vor knapp zwei Jahren waren 65 am Aufbau beteiligte Mitarbeiter betroffen - mehr dazu in Biotechnologiefirma schließt Standort in Krems (noe.ORF.at; 6.10.2016).

Kurze Zeit des Leerstands

Wenige Monate später, im Frühjahr 2017, wurde ein Konkurrent auf das Areal aufmerksam. Der weltweit fünftgrößte Pharmakonzern MSD, der in der US-amerikanischen Heimat Merck heißt, suchte nach einer zusätzlichen Produktionsstätte - nicht für menschliche Pharmaprodukte, sondern für die Sparte Tiergesundheit.

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Der MSD Animal Health-Standort in Krems

„Wir sehen einen aktuell weltweit stark steigenden Bedarf an unseren Impfstoffen“, sagte Martin Kern, der nun für MSD Animal Health den niederösterreichischen Standort leitet, am Mittwoch. „Wir sind hier in Krems angetreten, um ein Impfstoffwerk zu bauen, das uns aufgrund der vorhandenen Infrastruktur einen Zeitvorteil von etwa eineinhalb bis zwei Jahren geben wird.“

350 Mitarbeiter im Vollausbau

Derzeit sind direkt am Standort etwa 60 Mitarbeiter beschäftigt, fast die Hälfte davon arbeitete zuvor bei Shire bzw. Baxter. Gemeinsam mit weiteren 90 Mitarbeitern, die in anderen MSD-Standorten weltweit stationiert sind, sollen sie am möglichst raschen Produktionsstart der Impfstoffe arbeiten. Bis zum geplanten Beginn der Massenfertigung Anfang 2020 soll die Zahl der Mitarbeiter in Krems auf 150 steigen, bis zum Vollausbau 2022 auf 350.

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ORF/MSD/ATP

Der geplante Zubau soll mit einem Verbindungsgang an das bestehende Gebäude angeschlossen werden

Im Inneren des bestehenden, 2002 errichteten Gebäudes wird schon seit einem Jahr gearbeitet. „Da in diesem Werk die meisten Flächen noch nicht ausgebaut waren, haben wir hier von der Gestaltung her sehr viel Freiheit“, so Werksleiter Kern. Diese Kapazitäten werden aber für die ehrgeizigen Pläne des Konzerns nicht ausreichen. Deshalb wurde ein 27 Millionen Euro teurer Zubau geplant, der nun von den Behörden genehmigt wurde. Der Baustart soll bereits am Donnerstag erfolgen - laut Kern ein „wichtiger Meilenstein“, weil die Veränderung erstmals nach außen hin sichtbar werde.

Impfstoffe als globales Exportprodukt

Im neuen Gebäude soll es unter anderem die Möglichkeit geben, die empfindlichen Roh-, Wirk- und fertigen Impfstoffe bei der jeweils exakt richtigen Temperatur zu lagern. Von diesem Lager aus sollen sie in die ganze Welt geliefert werden. So sollen in Krems künftig etwa alle Impfstoffe produziert werden, die MSD weltweit für die Schweine- und Rinderzucht vertreibt.

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Die erste Charge eines Wirkstoffs, die in Krems zum Test produziert wurden

Der Kremser Bürgermeister Reinhard Resch (SPÖ) berichtete beim Festakt zum Spatenstich des neuen Gebäudes vom ersten Kontakt mit den Vertretern des Konzerns. Er verwies auf die mit 350 Mitarbeitern und 430 Millionen Euro enormen Dimensionen des Plans. „Wer da nicht ins Schwitzen kommt, ist als Bürgermeister fehl am Platz“, meinte Resch. „Das Großartige daran ist, dass jetzt schon knapp nach einem Jahr vieles davon schon umgesetzt ist und vieles am Weg ist.“

„Sie sind, das wissen wir, ein wichtiger Innovations-, Wirtschafts- und Arbeitsmarktmotor für Krems. Aber nicht nur für Krems, sondern auch für die Region und das ganze Bundesland“, sagte Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) in Richtung der MSD-Verantwortlichen. Sie verwies auf die räumliche Nähe zu den höheren Bildungseinrichtungen in Krems. Sie glaube an Synergien, weil es „hier sehr gut passt.“

Felix Novak, noe.ORF.at

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