30 Jahre Sonnentor: „Gönne den Bauern Umsatz“

Mit Lorbeerblättern, Lavendel und Rosmarin wurde das Biounternehmen Sonnentor aus Sprögnitz (Bezirk Zwettl) zu einem Millionenbetrieb. Anfangs noch von vielen belächelt, werden die Produkte nun in die ganze Welt geliefert.

In der kleinen Waldviertler Gemeinde Sprögnitz herrschte am Mittwoch Ausnahmezustand. 8.000 Besucher wollten beim alljährlichen Kräuterfest den Bio-Betrieb kennenlernen, der vor 30 Jahren am Bauernmarkt in Zwettl und mit nur drei Landwirten begann. „Ich habe mit nichts begonnen und eigentlich nur gelernt Kräuter anders zu verpacken, mit Geschichten zu kombinieren und damit die Menschen in den Vordergrund zu stellen“, erinnert sich Geschäftsführer und Biopionier Johannes Gutmann.

Fest bei Sonnentor

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Sonnentor-Gründer und Biopionier Johannes Gutmann

Zu Beginn wurde er damit von vielen Seiten belächelt und als „Spinner“ bezeichnet. Doch Gutmann ging den Weg weiter und suchte nach Partnern, schildert eine der drei „Ursprungslandwirte“, Maria Berger: „Er hatte finanziell nicht viel mehr als einen rostigen VW-Bus und wir hatten auch nur eine Landwirtschaft, die finanziell nicht gut geführt war. Und so haben wir begonnen.“ Die erste Lieferung waren 50 Sackerl Pfefferminztee. „Er hat dann pünktlich bezahlt und so sind wir langsam und ganz klein gewachsen.“

Bauern von Nicaragua bis Tansania

Heute, 30 Jahre später, hat Sonnentor mehr als 300 Landwirte unter Vertrag - sogar aus Nicaragua und Tansania. Neben Tees und Kräutern werden mittlerweile auch Kakao oder Süßigkeiten hergestellt, das Sortiment umfasst bereits 900 Produkte. Im Vorjahr wurde damit 46 Millionen Euro umgesetzt - mehr dazu in Sonnentor: 46 Millionen Euro Umsatz (noe.ORF.at; 2.8.2018). An den beiden Standorten in Österreich und Tschechien beschäftigt das Unternehmen knapp 500 Mitarbeiter.

Fest bei Sonnentor

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Das Sonntorsortiment umfasst mittlerweile mehr als 900 Produkte

Das Erfolgsgeheimnis sei für Gutmann leicht erklärt: „Leben und leben lassen, Wertschöpfung mit Wertschätzung zu verbinden.“ Diese Strategie sei ihm und seinem Team bisher „gut gelungen“: „Ich war zu Beginn arbeitslos und wollte davon leben können, deshalb gönne ich es auch den Bauern, dass sie von ihren Einnahmen gut leben können.“ Landtagspräsident Karl Wilfing (ÖVP) bezeichnete Gutmann als Anti-Donald-Trump, der für fairen Handel stehe und dennoch die Waldviertler Produkte der ganzen Welt zugänglich mache.

Neue Wege im Tourismus

Auf dem Erfolg will sich der Biopionier aber nicht ausruhen. Mit den neuen Land-Lofts können Urlauber ab sofort - direkt neben der Firmenzentrale - in die Waldviertler Natur eintauchen: „Die Umgebung ist hier wunderbar, der Duft der frischen Kräuter und ich wollte den Besuchern das Tor zur Sonne öffnen.“ Für Gutmann ist das ein langsamer, dafür nachhaltiger Weg, der den Erfolg auch in den nächsten 30 Jahren sichern soll.

Wohnwagen im Grünen

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Mit den neuen Landlofts setzt Sonnentor künftig auch auf den Tourismus

Der Biotrend, auf den derzeit auch viele Supermärkten aufspringen, macht Gutmann keine Sorgen. „Wir sind mit unserer Marke eigenständig, haben eigenen Geschäfte und investieren die Gewinne in den Betrieb und die Region.“ Generell würden aber durch die Überkapazitäten wieder Preise gedrückt, weshalb Landwirte für Bioprodukte nicht automatisch einen fairen Preis bekommen. „Wenn alle wieder das gleiche produzieren und nur auf den Preis oder die Aktionäre achten, wünsche ich ihnen viel Spaß, aber da mache ich nicht mit.“

Stefan Sailer, noe.ORF.at

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