Schwechat bremst Bauboom ein
Die Sozialleistungen, die in der Stadt vor den Toren Wiens vergeben werden, ziehen immer mehr Menschen an, die dort wohnen wollen. Das ist zugleich Segen und Fluch. Die Stadtregierung versucht jetzt, den Bauboom einzubremsen, weil sie nicht mehr damit nachkommt, die nötigen Schulen, Kindergärten und Straßen zu bauen.
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Überdurchschnittlich viele Sozialleistungen
Vor wenigen Wochen wurde berrechnet, dass Schwechat - gemessen an der Einwohnerzahl - die wirtschaftsstärkste Gemeinde Österreichs ist. Der Flughafen oder auch die OMV-Raffinerie sorgen dafür, dass es in der 18.000-Einwohner-Stadt mehr Arbeitsplätze als Einwohner gibt.
Das spült gutes Geld in die Stadtkassa, das über Sozialleistungen wieder an die Einwohner weitergegeben werde, sagt Bürgermeisterin Karin Baier (SPÖ): „Wir leisten uns in vielen Bereichen, vor allem bei Familien, Kindern und Jugendlichen, Zuschüsse, welche die Lebensqualität heben. Das wird zum Teil als selbstverständlich erachtet, aber Leute, die weggezogen sind, kommen oft nach kurzer Zeit wieder und sagen: Das geht dort alles nicht!“
Bauboom bringt die Stadt unter Zugzwang
Die Folge: Viele Menschen wollen nach Schwechat ziehen, die Möglichkeiten dafür sind prinzipiell auch vorhanden. So werden derzeit auf dem ehemaligen Brauereigelände auf 5,5 Hektar Land insgesamt 800 Wohneinheiten gebaut. In Summe sollen in den nächsten Jahren 1.900 neue Wohnungen in Schwechat entstehen.
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Das bringt die Stadt aber auch Zugzwang, betont der für Bauwesen zuständige Stadtrat Simon Jahn. Denn auch die dazu nötige Infrastruktur wie Schulen oder Kindergärten müsse geschaffen werden. Das hätten frühere Regierungen, die um jeden Preis die 20.000-Einwohner-Marke übertreffen wollten, aber offensichtlich nicht bedacht.
Deshalb zieht die Stadt jetzt die Bremse und hat in mehreren Bereichen Bausperren verfügt. Damit solle das Wachstum etwas eingedämmt werden, sagt Simon Jahn (Die Grünen). Und mit einem 16-Millionen-Euro-Paket für die nächsten Jahre zieht die Stadt nun bei der Errichtung von Kinderbetreuungseinrichtungen nach.
Zukunft des Multiversum ist noch offen
Auch das Veranstaltungszentrum Multiversum sei ein Erbstück früherer Tage, sagt Bürgermeisterin Karin Baier, die seit drei Jahren im Amt ist. Es sei einfach zu groß für diese Stadt. Jetzt wird versucht, es zu verkaufen. Vorerst wird das Einkaufszentrum von der Veranstaltungshalle getrennt, dann hofft man auf bessere Angebote als jene, die bisher gelegt wurden, sagt Baier.
Aber es müsse auch nicht um jeden Preis verkauft werden, so die Bürgermeisterin. Es werde auch über die Möglichkeit nachgedacht, das Multiversum als Trainingshalle für Schwechater Vereine zur Verfügung zu stellen. Diese hätten die Halle bisher zum Teil noch nie benützt, weil zu oft hoch subventionierte Veranstaltungen darin stattgefunden hätten. Noch sei völlig offen, wie die Zukunft des Multiversums aussehe, sagt Bürgermeisterin Baier.
Robert Salzer, noe.ORF.at