Fünfter Jahrestag: Wilderer von Annaberg

Eines der schlimmsten Verbrechen der Nachkriegszeit jährt sich am Montag zum fünften Mal: Der Amoklauf des Wilderers von Annaberg (Bezirk Lilienfeld). Er ermordete drei Polizisten und einen Sanitäter. Danach erschoss er sich selbst.

Es war ein riesiges Puzzle, das aus mehreren Verbrechen bestand, und das erst nach der Todesnacht bei Annaberg zusammengesetzt wurde, und dessen erste Teile schon viele Jahre zuvor entstanden waren. Jagdhütten wurden angezündet oder geplündert, hunderte Waffen gestohlen und Hirsche illegal geschossen.

Bezirksjägermeister Martin Schacherl hatte schon Jahre zuvor gewarnt. „Wenn irgendein Überraschungseffekt einmal eintritt und ihn jemand erwischt, dann ist vielleicht auch der Mensch gefährdet“, sagte Schacherl am 20. Oktober 2010.

Wilderer Alois H. mit dem gefundenen Sturmgewehr

Landespolizeidirektion Niederösterreich

Alois H.

Die Polizei bildete eine Sonderkommission „Wilderer“. Mit der extremen Gewaltbereitschaft des 55-jährigen Alois H. aus Großpriel (Bezirk Melk) rechnete aber niemand. Er sollte am 17. September 2013 kontrolliert werden, durchbrach aber kurz nach Mitternacht eine Straßensperre. Auf der Flucht kam der 55-Jährige mit dem Auto von der Straße ab und prallte gegen einen Zaun. Alois H. tötete dann bei einem Schusswechsel einen 38-jährigen Beamten der Cobra. Ein zufahrendes Rettungsfahrzeug geriet ebenfalls ins Visier des Schützen. Ein 70-jähriger Sanitäter wurde tödlich getroffen.

Wilderer verschanzte sich auf seinem Anwesen

Auf seiner weiteren Flucht zu Fuß stieß der Mann bei Lassinghof (Bezirk Lilienfeld) auf eine Streife und feuerte auf die im Wagen sitzenden Beamten. Der Lenker kam ums Leben, der Wilderer zog den Toten aus dem Auto und warf ihn auf die Straße. Er tötete auch den zweiten Polizisten und fuhr im Streifenwagen mit der Leiche zu seinem Anwesen in Großpriel. Dort verschanzte er sich.

Das Anwesen wurde großräumig abgesperrt und umstellt. Drei Panzer des Bundesheeres rückten an, Hubschrauber wurden angefordert. Immer wieder schoss Alois H. aus dem Haus. Erst Stunden später drangen Beamte in den Hof ein. In einem Geheimraum im Keller stießen sie schließlich auf die verbrannte Leiche des Täters. Der Wilderer hatte Feuer gelegt, ehe er sich mit einem Kopfschuss tötete.

Trophaeen

Polizei

Im Geheimraum fand die Polizei ein enormes Waffenarsenal vor

In einem Geheimraum stieß die Polizei auf ein enormes Waffenarsenal, unzählige Jagdtrophäen und andere gestohlene Gegenstände. Fast drei Monate nach der Bluttat, am 19. Dezember 2013, war die Sicherstellung der gestohlenen Gegenstände abgeschlossen: Es handelte sich um 305 Schusswaffen, Munition, 90 Hirsch- und etwa 500 Reh- sowie 100 weitere Jagdtrophäen.

Alois H. wurden 108 Straftaten in mehreren Bundesländern zugerechnet, der Schaden wurde mit 9,8 Millionen Euro beziffert. Das Haus von Alois H. wurde zwei Jahre nach dem Verbrechen verkauft. In Annaberg erinnern heute zwei Gedenksteine an eine Nacht, die als eine der dunkelsten in die Polizeigeschichte Niederösterreichs einging.

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