Durch Zufall im internationalen Rampenlicht

Sieben Sommer lang sind Bilder von Waldviertler Geschwistern entstanden, die mittlerweile mit dem renommierten World Press Photo Award ausgezeichnet wurden. Die Fotoserie der Kinder geht derzeit um die Welt.

Hannah und Alena sind zwölf und 15 Jahre alt. Fotos ihrer Kindheit sind – wie bei vielen Familien - im ganzen Haus zu finden. Bei den Bildern handelt es sich mittlerweile aber um besondere Aufnahmen, die auf der ganzen Welt Beachtung finden. Eine Auswahl der Fotos wurde mit dem World Press Photo Award ausgezeichnet, dem wohl weltweit wichtigsten Preis für Fotojournalismus.

Die niederländische Fotografin Carla Kogelman gewann mit der Fotoserie den ersten Platz in der Kategorie der Langzeitprojekte. Angefangen hat alles mit einer zufälligen Begegnung mit der Bäuerin Sonja Liebhart. Die beiden Frauen waren einander in der knapp 170 Einwohner zählenden Ortschaft Merkenbrechts (Bezirk Zwettl) über den Weg gelaufen, erinnert sich Sonja Liebhart: „Ich habe Carla gefragt, warum es sie nach Merkenbrechts verschlagen hat und erfahren, dass sie für ein Projekt in Horn arbeitet und vor allem Kinder fotografiert. Dann habe ich sie spontan auf Kaffee und Kuchen zu uns hier auf den Hof eingeladen.“

Fotos von Kindheit am Land

Aus Kaffee und Kuchen wurde ein längerer Aufenthalt in der Ferienwohnung am Bauernhof von Familie Liebhart und Carla Kogelman begann, die Kinder beim Spielen zu fotografieren. Die Fotografin wollte das Leben der Kinder auf dem Land festhalten, erzählt sie: „Das Leben im Waldviertel hat mich interessiert und speziell das Leben der Kinder. Weil ich bei ihnen gewohnt habe, haben mich Hannah und Alena ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr wahrgenommen. Dadurch war es mir möglich, immer mit dabei zu sein bei all ihren Beschäftigungen, ohne sie beim Spielen zu stören.“

Ab diesem Zeitpunkt kam sie sieben Sommer lang je drei Wochen nach Merkenbrechts und hielt die Ferienzeit von Hannah und Alena fest. Die Bilder zeigen sie beim Spielen und Schwimmen im Ort, beim Streicheln von Katzen und gegenseitigen Verkleiden, beim Tollen auf Heuballen und der Arbeit am Hof.

Fotos auf der ganzen Welt zu sehen

Die festgehaltenen Momente auf Schwarzweißbildern haben Kogelmans Fotoserie „Ich bin Waldviertel“ eine wertvolle Auszeichnung eingebracht und Hannah und Alena aus Merkenbrechts plötzlich auf der ganzen Welt bekannt gemacht. Ihre Bilder reisen in Form einer Ausstellung über den gesamten Erdball. Derzeit macht diese in Wien Station. In der Galerie Westlicht sind Kogelmans Serie und alle anderen mit World Press Photo Awards ausgezeichneten Werke noch bis 21. Oktober zu sehen.

Die beiden Schwestern finden es jedenfalls lustig, wenn sie auf die Bilder angesprochen werden. Berühmt fühlen sie sich aber nicht. „Für uns ist es normal gewesen, dass Carla da ist und uns fotografiert. Wenn wir merken, dass sich andere Leute die Fotos anschauen, dann ist das cool. Vor allem, wenn ihnen die Bilder gefallen“, erzählt Alena. Die Fotoserie ist mittlerweile zwar beendet, aber aus der Bekanntschaft zwischen der Waldviertler Familie und Carla Kogelman ist eine enge Freundschaft mit regelmäßigen Besuchen entstanden. Im Moment versucht Carla Kogelman, die Fotoserie „Ich bin Waldviertel“ in Buchform zu veröffentlichen.

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