Rappottenstein verschenkt Baugründe

Vor zehn Jahren hatte man in Rappottenstein (Bezirk Zwettl) eine Idee. Die Gemeinde wollte Baugründe verschenken, um die Abwanderung zu stoppen. Im Endeffekt wurden nur zwei Gründe verschenkt, die Aktion war aber erfolgreich.

Die Waldviertler Gemeinde Rappottenstein liegt etwa 20 Kilometer von der Bezirkshauptstadt Zwettl entfernt. Noch vor zehn Jahren hatte man Angst, dass der Ort ausstirbt und man hoffte vergeblich auf den Zuzug junger Familien - bis der heutige Vizebürgermeister die Idee hatte, Baugründe an junge Paare, die eine Familie gründen wollen, zu verschenken. Diese Idee schlug er vor zehn Jahren dem damaligen Bürgermeister Friedrich Wagner (ÖVP) vor.

Baugründe die noch zu haben sind

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Fünf Baugründe, direkt in Rappottenstein, sind noch zu haben

Anfragen aus Mexiko und Südkorea

„Ich dachte mir, er wird am nächsten Tag anrufen und fragen, ob ich verrückt geworden bin. Aber nein, das Telefon hat geläutet und er hat mich gefragt, ob ich Zeit hätte. Der Notar sei wegen des Verschenkens der Bauplätze da“, erinnert sich der jetzige Vizebürgermeister Manfred Preiser (ÖVP). Dann sei es Schlag auf Schlag gegangen. „Die Anfragen sind aus der ganzen Welt gekommen, aus Korea, Holland, Mexiko, Australien.“

Obwohl es viele Anfragen gab, sind nur zwei Familien übrig geblieben, die sich bis heute hier angesiedelt haben. Durch die geschenkten Baugründe konnte sich Familie Bauer etwa 15.000 Euro sparen, denn der Quadratmeterpreis für den Baugrund beträgt hier etwa 15 Euro.

Ortsbild von Rappottenstein

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Die Waldviertler Gemeinde sorgte mit ihrer Aktion für viel Aufsehen

Bis heute hat es die junge Familie nicht bereut, nach Rappottenstein gezogen zu sein. „Es war eine riesige Ersparnis und unser Wunschplatz. Wir leben jetzt seit sieben Jahren im Haus, die Nachbarschaft ist super, die Infrastruktur passt perfekt, wir haben hier alles - Schule, Kindergarten und Geschäfte“, freut sich Barbara Bauer, die mit ihrem Mann und den Kindern nun hier lebt, noch heute über die Aktion.

„Ich war nach der Schule für einige Jahre in Wien. Für mich war aber klar, dass ich wieder ins Waldviertel zurück will. Da war die Gratisaktion ideal“, erinnert sich Karin Almeda, eine Nachbarin Barbara Bauers, die ebenfalls von der Aktion profitierte.

Aktion der Gemeinde löste einen Bauboom aus

Auch wenn sich schlussendlich nur zwei Familien ansiedelten, hat sich für die Gemeinde dennoch ein enorm positiver Effekt ergeben, „nämlich jener, dass viele Leute auf uns aufmerksam geworden sind“, sagt Bürgermeister Josef Wagner. Die Leute würden sich die Gemeinde anschauen und dann, wenn es gefällt, auch kaufen.

Bauboom in Rappottenstein

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Vom Bauboom ist man im Ort überrascht

Zuletzt wurden 35 Baugründe völlig regulär verkauft. Mittlerweile wird in Rappottenstein eifrig gebaut, es gibt etwa 400 Arbeitsplätze durch zahlreiche Betriebe im Ort und so manche nehmen auch das Pendeln bis nach Krems oder Wien in Kauf, um hier leben zu können.

„Wenn einmal in den Kindergartengruppen kein Platz mehr ist und es im Schulbus eng wird, dann weiß man, man hat es geschafft“, freut sich der Bürgermeister. Und tatsächlich: eine vierte Kindergartengruppe kommt nun hinzu. Noch immer sind in Rappottenstein fünf Baugründe zu verschenken.

Otto Stangel, noe.ORF.at

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