Alle 17 Minuten ereignet sich ein Wildunfall

In Niederösterreich ereignet sich alle 17 Minuten ein Verkehrsunfall mit einem Wildtier. Damit die Unfallgefahr nicht unterschätzt wird, starten Landesjagdverband und Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) eine Kampagne.

Etwa 30.700 Wildunfälle werden jährlich in Niederösterreich (Österreich: 76.000) verzeichnet. Dabei kommen sehr oft nicht nur die Wildtiere zu Schaden, auch die Fahrzeuginsassen können schwer verletzt und das Unfallauto stark beschädigt werden.

Wildunfall Reflektor

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Bei zahlreichen Unfällen kommen auch Tiere zu Schaden

Geschwindigkeiten oft zu hoch gewählt

104 Personen (Österreich: 310) verletzten sich im Jahr 2017 bei solchen Verkehrsunfällen mit Wildtieren. „Auffallend ist, dass die Zahl der Wildunfälle mit Personenschaden in den letzten Jahren auf hohem Niveau stagniert. Österreichweit ist die Zahl der Wildunfälle von 261 Unfällen im Jahr 2016 auf 276 Unfällen im Jahr 2017 sogar angestiegen“, heißt es vom österreichischen Versicherungsverband (VVO), der auch Partner der neuen Sicherheitskampagne ist.

Die statistischen Detailauswertungen des KFV zeigen, dass sich mehr als 92 Prozent der Wildunfälle mit Personenschaden im Freiland ereignen. Knapp 77 Prozent auf Landesstraßen, 21 Prozent auf Gemeindestraßen. Im Durchschnitt der letzten Jahre sind 66 Prozent der verunglückten Personen männlich. 45 Prozent der Verunglückten waren Personen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren. Das ist ein bemerkenswert großer Anteil und lässt sich laut Othmar Tann, dem Direktor des KFV, auf geringere Fahrerfahrung sowie geringere Schutzfunktion, etwa durch ein Moped, zurückführen.

„Es ist besonders wichtig, die Gefahrenzeichen ‚Achtung Wildwechsel‘ ernst zu nehmen“, sagt Thann. „Neben erhöhter Wachsamkeit ist es wichtig, die Fahrgeschwindigkeit entsprechend anzupassen. KFV-Messungen haben gezeigt, dass die Fahrgeschwindigkeit nicht bzw. nur gering um ein bis vier km/h reduziert wird, selbst wenn Wildtiere schon in einem Feld neben der Straße stehen.“

Appell an richtiges Verhalten nach dem Unfall

Besondere Aufmerksamkeit ist auf Straßen entlang von Waldrändern und vegetationsreichen Feldern geboten. Die meisten Wildunfälle ereignen sich in den frühen Morgen- und späten Abendstunden. Gerade jetzt, wenn wieder die Zeitumstellung erfolgt, fällt die Hauptverkehrszeit genau in die Dämmerung oder Dunkelheit, wo viele Tiere besonders aktiv sind.

Wildunfall

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Viele Unfälle mit Tieren passieren, wenn es dunkel wird

Wenn ein Zusammenstoß mit einem Wildtier unvermeidlich ist, sollte stark gebremst und das Lenkrad gut festgehalten werden. Wenn der Fahrer richtig reagiert, ist die Verletzungsgefahr für die Autoinsassen geringer. Ein Ausweichmanöver ist aus Sicht der Verkehrsexperten nicht zu empfehlen, denn ein solches ist weitaus riskanter als ein Zusammenstoß mit dem Tier. Nach dem Unfall muss die Gefahrenstelle unverzüglich abgesichert und die Polizei verständigt werden. Die Nichtmeldung eines Sachschadens ist strafbar.

Landesjagdverband setzt auf Warngeräte

Der niederösterreichische Landesjagdverband verfolgt laut dem Landesjägermeister Josef Pröll zwei Wege, um die Zahl der Wildunfälle weiter zu senken. Einerseits geht es Pröll um eine weitere Sensibilisierung der Fahrzeuglenker. Anderseits setzt die Jägerschaft auf Vergrämungsmaßnahmen wie Duftzäune sowie akustische und optische Warnmelder, um die Wildtiere von den Straßen fernzuhalten bzw. vor herannahenden Fahrzeugen zu warnen.

Wildunfall

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Mit Hilfe optischer Warnmelder sollen Tiere von der Straße ferngehalten werden

In den vergangenen zehn Jahren habe der Landesjagdverband in Zusammenarbeit mit dem Land in 360 Jagdrevieren Straßen mit Warngeräten ausgestattet. „Damit ist es bereits gelungen, die Zahl der Rehwild-Nachtunfälle um bis zu 70 Prozent zu reduzieren“, so Landesjägermeister Pröll - mehr dazu in Warngeräte führen zu Rückgang bei Wildunfällen (noe.ORF.at; 12.9.2018). Pröll möchte den Ausbau dieser Warnanlagen weiter vorantreiben.

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