Orth an der Donau baut „Haus mit Leben“

In Orth an der Donau (Bezirk Gänserndorf) verfolgt man ein ehrgeiziges Projekt. Konkret geht es um das „Haus mit Leben“, in dem Menschen mit Behinderung rund um die Uhr von Angehörigen betreut werden sollen.

„Alle 47 Vereine im Ort ziehen bei dem Projekt ‚Haus mit Leben‘ an einem Strang“, freut sich Bürgermeister Johann Mayer (ÖVP). Der gemeinsame Tenor: „Wir wollen das und wir machen das“. Die Einwohner wollen damit ihre Kinder mit Behinderung in ihrer Nähe haben, man will sie mitten im Ort betreuen können. „Für schwerstbehinderte Kinder gibt es derzeit in der Region überhaupt nichts. Für Kinder mit einer geringeren Behinderung, also Pflegestufe eins bis fünf, gibt es Wohnhäuser, aber die sind voll“, sagt die Obfrau des Vereins „Haus mit Leben“, Elisabeth Kovacs.

In drei Jahren 114.000 Euro gesammelt

Seit drei Jahren sammelt der Verein deshalb Geld. Auch die anderen 46 Vereine im Ort haben mit verschiedenen Veranstaltungen immer wieder mitgeholfen, so sind bereits 114.000 Euro zusammengekommen.

Vereinsobfrau Elisabeth Kovacs hat drei Kinder. Ihre Tochter Diana ist behindert - und das Letzte, was ihre Mutter will, ist, sie an einer anderen Stelle unterzubringen. „Es wäre schade, sie irgendwo anders hinzuschicken, weil sie hier in der Gemeinde aufgewachsen ist. Und was ist, wenn ich einmal alt bin und nicht mehr Autofahren kann - wie komme ich dann zu ihr? Das ist der Beweggrund, warum wir es unbedingt hier in der Ortschaft bauen wollen“, begründet sie ihr großes Engagement.

Orth an der Donau Haus mit Leben

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Für das „Haus mit Leben“ stehen grundsätzlich zwei Projekte zur Diskussion. Zunächst ein sogenanntes Gemeinwesenzentrum mitten im Dorf, unmittelbar hinter dem Schloss. „Auf diesem Grundstück der Bundesforste haben wir die Möglichkeit, 16 Einheiten für betreutes Wohnen für ältere Menschen zu schaffen, 14 Startwohnungen für junge Familien und zwölf Wohnungen für die Betreuung behinderter Kinder“, führt Projektleiter Ronald Pelikan aus. Außerdem ist die Errichtung einer Rettungsstelle und einer Arztpraxis geplant.

Betroffene Mutter stellt Grundstück zur Verfügung

Diese umfangreiche und große Projekt kostet rund zehn Millionen Euro, die Finanzierung ist allerdings noch nicht gesichert. In Orth an der Donau hat man aber auch einen Plan B. Auf einem 2.000 Quadratmeter großen Grundstück, das Frau Kovacs gehört, kann auf jeden Fall gebaut werden, denn hier ist Platz für die zwölf Wohnungen für Menschen mit Behinderung. Das „Haus mit Leben“ kommt also auf jeden Fall. Die Kosten von rund 1,7 Millionen Euro seien zu finanzieren, bestätigt die Gemeinde.

Orth an der Donau Haus mit Leben

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Ein Plan für das neue Gebäude

Das gegenseitige Helfen und auch freiwilliges Engagement wird in Orth an der Donau großgeschrieben. Dafür ist man voriges Jahr auch mit dem Henri, dem Freiwilligenpreis des Roten Kreuzes und des Club Niederösterreich, ausgezeichnet worden, und zwar für verschiedene Projekte, die auch bereits umgesetzt wurden.

Damit es nicht nur beim Reden bleibt, sondern auch zum Tun kommt, findet man sich immer wieder in Arbeitskreisen zusammen, erklärt der Bürgermeister. So sei etwa auch der Meierhof entstanden. Ein alter Kuhstall wurde zu einem Veranstaltungszentrum für 15 Vereine umgebaut. Gemeinsam beschlossen wurde auch die Neugestaltung des Kirchenplatzes oder der Mini-Leseclubs, durch den allen Kindern von Orth die Freude am Lesen vermittelt werden soll.

Mit Arbeitskreisen seit 15 Jahren erfolgreich

„Wir haben sehr gute Erfahrungen mit den Arbeitskreisen gemacht, denn engagierte Bürger können wesentlich besser ins Detail gehen. Außerdem haben wir dann den großen Vorteil, dass die Themen in der Bevölkerung wesentlich bekannter sind und mehr Verständnis da ist. Andernfalls hieße es, die machen eh alles, was sie wollen, und wir erfahren nichts. So aber können auch alle mitreden“, erklärt Bürgermeister Johann Mayer den Erfolg der Arbeitskreise, die man mittlerweile schon seit 15 Jahren in Orth an der Donau immer wieder einsetzt.

Otto Stangel, noe.ORF.at

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