IV-Salzer: Lohnforderungen „völlig überzogen“

Der konjunkturelle Höhenflug in Niederösterreich ist vorbei, das berichtet die Industriellenvereinigung (IV) NÖ anlässlich ihrer aktuellen Konjunkturumfrage. Die IV mahnt deshalb bei den Lohnverhandlungen ein „vernünftiges“ Ergebnis ein.

Als „Damoklesschwert“ und „generelle Bedrohung für die Wettbewerbsfähigkeit“ bezeichnete der Präsident der Industriellenvereinigung Niederösterreich, Thomas Salzer, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag die Frage der Lohnabschlüsse in diesem Jahr. Einige große Branchen, die derzeit verhandeln, seien auch maßgeblich für die wirtschaftliche Tätigkeit in Niederösterreich, so Salzer.

Bezugnehmend auf die aktuell laufenden Metall-Lohnrunden bezeichnete er die Lohnforderungen als „völlig überzogen“. „Ich glaube, es wäre wichtig in diesen Kollektivvertragsverhandlungen, dass man wieder auf Basis der Fundamentaldaten der Unternehmen, der Situation und auch der Zukunftsaussichten einen fairen Abschluss findet, anstatt Säbel zu rasseln, große Betriebsversammlungen zu machen und ständig mit Streik zu drohen“, sagte Salzer in Richtung Gewerkschaften.

Konjunkturbarometer zeigt wieder nach unten

Anlass für die Pressekonferenz war eigentlich das aktuelle Ergebnis des Konjunkturbarometers, einer Konjunkturumfrage, die von der Industriellenvereinigung vierteljährlich in Auftrag gegeben wird. Diese Umfrage zeige, „der konjunkturelle Hochsommer ist vorbei“, fasste IV-NÖ-Geschäftsführerin Michaela Roither die Ergebnisse zusammen. Die aktuelle Geschäftslage beurteile zwar ein Großteil der 34 befragten Unternehmen in Niederösterreich als zufriedenstellend, allerdings seien die Unternehmen zunehmend skeptisch was Produktionstätigkeit, Produktionskapazität und Verkaufspreise in den kommenden Monaten betreffe.

Handelskonflikte sorgen für Verunsicherung

Ein Grund dafür ist laut IV der Fachkräftemangel. Man müsse sich fragen, ob man mit dem derzeitigen Bildungssystem für die Zukunft gerüstet sei, meinte Salzer. Außerdem sorge vor allem das unsichere, internationale Umfeld für Verunsicherung - verursacht laut Salzer etwa durch Länder mit hoher Verschuldung wie Italien oder dem von den USA ausgehenden Handelspatriotismus. Vom Brexit erwarten die meisten befragten Unternehmen (61,8 Prozent) keine oder nur geringe Auswirkungen. Immerhin jedes zehnte Unternehmen geht aber davon aus, stark (8,8 Prozent) oder sehr stark (2,9 Prozent) betroffen zu sein, so die IV.

Pressekonferenz Industriellenvereinigung Michaela Roither,Thomas Salzer und Reinhard Reisinger

Andreas Bruckner

IV-NÖ-Geschäftsführerin Michaela Roither, IV-NÖ-Präsident Thomas Salzer und Sunpor-Finanzchef Reinhard Reisinger (v.li.)

Reinhard Reisinger, CFO des Unternehmens Sunpor Kunststoff GmbH in St. Pölten, wo das Pressegespräch stattfand, verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Wirtschaftskrise in der Türkei und die dortige Baublase, die jederzeit platzen könne. Sunpor ist Hersteller von EPS-Kunststoffen, die vor allem zu Styropor weiterverarbeitet und von dem Unternehmen zu 91 Prozent exportiert werden. Das Unternehmen beschäftigt etwa 200 Mitarbeiter und erzielt einen Jahresumsatz von etwa 350 Millionen Euro. Er blicke zwar nicht pessimistisch in die Zukunft, aber auch nicht mit viel Optimismus meinte Reisinger bezugnehmend auf die Konjunkturumfrage.