Andrang im Kampf gegen das Baumsterben

Das Obstjahr war heuer ertragreich. Dieser Umstand lenkt jedoch davon ab, dass viele Obstbäume sterben. Im Mostviertel werden deshalb als Gegenmaßnahme Bäume zum Sonderpreis an Grundbesitzer verkauft. Das Echo ist groß.

Seit jeher prägen gewaltige Obstbäume das Landschaftsbild im Mostviertel. Im Laufe der Jahrzehnte wurden die Streuobstwiesen aber zusehends ausgedünnt. „Laut Aufzeichnungen gab es in den 1950er-Jahren österreichweit 37 Millionen Streuobstbäume, aktuell werden es vier bis 4,5 Millionen Bäume sein“, belegt Franz Lumesberger, ein Landschaftsgestalter der niederösterreichischen Agrarbezirksbehörde, die Situation mit erschreckenden Zahlen.

Landschaft im Mostviertel

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Landschaft im Mostviertel

Zum Teil sind es Krankheiten wie der Birnenverfall, dem heute viele Bäume zum Opfer fallen. In den 1970er-Jahren wurden aber auch die Schlägerungen gefördert. Heute erlebt man im Mostviertel ein gegenteiliges Förderprogramm: Über die Obstbaumpflanzaktion des Landes werden Grundbesitzern Bäume einer gewünschten Obstsorte zusammen mit Pflock und Verbiss-Schutz zum Billigpreis angeboten. Das Echo ist enorm, beim Mostbirnhaus in Ardagger (Bezirk Amstetten) stehen hunderte potenzielle Baumpflanzer Schlange, um sich das Paket abzuholen.

Alte Sorten für eine alte Kulturlandschaft

„Die alten Bäume werden jetzt alle kaputt, da ersetzen wir sie durch neue und nehmen dabei auch wieder die traditionellen Obstsorten“, begründet etwa Alfred Ebner aus dem Mostviertel den Grund, warum er sich bei der Aktion mit Bäumen eindeckt. Und Elfriede Groißmayer aus St. Valentin (Bezirk Amstetten) ergänzt: „Die alten Sorten sind von ihrer Natur einfach beständiger und diesen Vorteil wollen wir nutzen.“

Junge Bäume werden ausgegeben/ Mostviertler Landschaft

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Mehr Nachfrage nach alten Baumsorten

Infos zur Obstbaumpflanzaktion

Die Bäume können jedes Jahr von Mitte Juli bis Ende September ausschließlich über das Internet bestellt werden - und zwar hier: www.gockl.at . Ausgegeben werden die Baumsets dann Ende Oktober beziehungsweise Anfang November an verschiedenen Abholorten, die während der Bestellung ausgewählt werden können.

Die vom Land Niederösterreich geförderten Baumsets gibt es für Landwirte und Privatpersonen. Sie beinhalten neben dem Baum auch Zubehör wie Pflock, Verbissstammschutz, Baumanbinder und einen Frischhaltesack für die Wurzeln sowie ein Wühlmausgitter bei Apfelbäumen.

Die Bäume werden im Internet bestellt, Bio-Baumschulen liefern sie dann zu den Abholplätzen, neuerdings eingepackt in verrottbaren Maisstärke-Folien. In den vier Jahren des Bestehens der Aktion in Teilen des Most- und Waldviertels wurden auf diese Weise etwa 10.000 Bäume ausgegeben. „Der Beginn war noch etwas zäh, in der Zwischenzeit hat sich das aber sehr gut eingespielt. Wichtig ist bei uns, dass die Baumpflanzer gute Qualität bekommen. Es sind lauter Hochstandbäume der Obstsorten Birne, Apfel, Zwetschke, Kirsche“, erzählt Hans Redl, der Organisator der Obstbaumpflanzaktion.

„Es gibt an die 8.000 Sorten. Mit jeder Sorte, die verschwindet, verschwindet auch ein Aspekt der Artenvielfalt. Darum ist es uns ein Anliegen, diese Streuobstbäume in ihrer Sortenvielfalt zu erhalten“, erklärt Landschaftsgärtner Franz Lumesberger die Überlegungen der Agrarbehörde. Mit der Zahl der frisch gepflanzten Bäume steigt bei den Obstbaumbesitzern auch das Bewusstsein für das Landschaftsbild und nicht zuletzt der Stolz auf Qualitätsobst im eigenen Garten.

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