Wie wir im Jahr 2050 leben werden

Im fünften Teil des Energieschwerpunkts „Strom der Zukunft“ machen wir eine Reise in das Jahr 2050: „Intelligente“ Häuser werden in beinahe stromautarken „intelligenten“ Siedlungen stehen, wichtiger als das Heizen wird das Kühlen sein.

In Ornding in der Nähe von Pöchlarn (Bezirk Melk) steht das Haus von Familie Komarek - ein Passivhaus, das bereits viele Zukunftsthemen beinhaltet: Eine Photovoltaikanlage erzeugt über das Jahr gesehen mehr Strom, als die Familie - Vater, Mutter und zwei Söhne - verbraucht. Der überschüssige Strom wird in einer Batterie gespeichert. Solarpaneele an der Hausfassade sorgen für Warmwasser, geheizt wird mit Erdwärme und einer Wärmepumpe, eine kontrollierte Wohnraumlüftung bringt frische Luft in die Räume und vor dem Haus stehen zwei Elektroautos samt Ladestation.

Haus Passivhaus Photovoltaik Ornding Pöchlarn

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Das Passivhaus von Familie Komarek wird durch die Photovoltaikanlage zum Plusenergiehaus, das mehr Energie erzeugt, als es verbraucht

„Wir brauchen sehr wenig Energie zum Beheizen“, sagt Matthias Komarek. „Im Wesentlichen trägt dazu die gute Dämmung bei.“ Die Photovoltaikanlage erzeugt über das Jahr betrachtet ca. 8.000 Kilowattstunden Strom, der Verbrauch liegt einige hundert Kilowattstunden darunter. „Insgesamt - bilanziell gesehen - geht es sich über das Jahr betrachtet aus, dass wir sämtliche Energie, die wir für Heizen, Licht, Warmwasser und sonstige Energieverbräuche benötigen, selbst herstellen. Zeitlich ist es natürlich nicht immer passend, das ist klar.“

Stromversorgung wird dezentraler

An der Donau-Universität in Krems beschäftigen sich Forscher mit der Frage, wie wir künftig leben werden. „Ich glaube, dass sich die Stromversorgung in den nächsten Jahren bzw. Jahrzehnten dezentralisieren wird“, sagt Albert Treytl, stellvertretender Leiter am Department für Integrierte Sensorsysteme. „Es wird sehr viel lokale Erzeugung geben. Einer der wichtigsten Punkte ist, diese lokalen Erzeuger mit den lokalen Verbrauchern in Übereinstimmung zu bringen, weil unsere jetzigen Energienetze darauf nicht vorbereitet sind bzw. eine Umstellung zu teuer wäre.“

Die Häuser der Zukunft werden laut Treytl in sogenannten „local energy communities“ stehen, kleinen Siedlungen, die sich quasi selbst mit Strom versorgen. Große Kraftwerke werde es aber weiterhin brauchen, um die Netzstabilität zu gewährleisten. „Ich denke aber, dass insbesondere ländliche Räume einen sehr hohen Grad an Eigenverbrauch haben werden.“

„Intelligente“ Häuser kippen Fenster von selbst

Die Häuser der Zukunft - im Jahr 2050 - werden noch „intelligenter“, sagt Treytl. „Die technische Ausstattung wird unsichtbar und flexibler sein. Sie wird Intelligenz haben, sprich: kleine Computer, die im Haus eingebaut sind und Steueraufgaben übernehmen. Was wir glauben und wo wir auch unsere Forschung schwerpunktmäßig darauf setzen, ist, dass diese Systeme nicht mehr wie heute konfiguriert werden müssen, sondern dass sie automatisch auf das individuelle Haus eingehen und im besten Fall auch das Verhalten der Benutzer antizipieren werden.“ Fensterkippen oder Lichteinschalten könnten damit bald der Vergangenheit angehören.

Forscher Trauninger Treytl Donau-Universität Krems

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An der Donau-Universität in Krems beschäftigen sich Daniela Trauninger und Albert Treytl mit der Zukunft des Wohnens

„Müssen mehr in Richtung Low-Tech gehen“

Dem Ansatz vom immer „intelligenter“ werdenden Haus steht der sogenannte Low-Tech-Ansatz gegenüber - nach dem Motto: weniger ist mehr. „Wir müssen weggehen von dieser komplexen Gebäudetechnik, das überfordert die Nutzer, das überfordert teilweise auch die Techniker, die diese Systeme einregulieren müssen“, sagt Daniela Trauninger, Leiterin des Zentrums für Bauklimatik und Gebäudetechnik am Department für Bauen und Umwelt an der Donau-Universität Krems. „Sehr viele Systeme, die wir derzeit anwenden, sind zwar sehr gute Systeme, werden oft aber nur eingebaut und bleiben sich selbst überlassen. Es gibt zum Beispiel sehr viele Heizungssysteme, die sehr ineffizient laufen.“

Wobei Heizungen im Jahr 2050 laut Trauninger nur noch eine untergeordnete Rolle spielen werden. Aufgrund der globalen Erwärmung werde die Kühlung eines Hauses immer wichtiger. „Wir sind in Österreich überdurchschnittlich stark vom Klimawandel betroffen. Der weltweite Temperaturanstieg liegt bei 1 Grad Celsius, in Österreich im Landesinneren bei 2 Grad. Die Prognosen für 2050 schauen nicht sehr rosig aus. Da braucht es schon einen ordentlichen Paradigmenwechsel“, so Trauninger.

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