Heuras: „Herbstferien pädagogisch sinnvoll“

Ab dem Schuljahr 2020/21 wird es bundesweit einheitliche Herbstferien geben. Elternvertreter befürchten Probleme mit der Kinderbetreuung. Bildungsdirektor Heuras hält die Ferien hingegen für „pädagogisch sinnvoll“.

Die neue Ferienordnung, die am Mittwoch im Ministerrat beschlossen werden soll, sieht ab 2020 österreichweit einheitliche schulfreie Tage von 26. Oktober bis 2. November vor. Umgekehrt wird an den Dienstagen nach Ostern und Pfingsten unterrichtet und es werden (je nach Fall des 26. Oktober) ein bis drei schulautonome Tage gestrichen.

Im Schuljahr 2019/20 können die Bildungsdirektionen in den Bundesländern diese Regelung auf freiwilliger Basis bereits einführen. Bisher haben dies aber die meisten Bundesländer bereits ausgeschlossen: Kärnten, Wien, Niederösterreich, Salzburg und die Steiermark kündigten bereits an, 2019 noch bei der derzeitigen Regelung zu bleiben.

Elternvertreter: „Für Kinderbetreuung Sorge tragen“

Kritik an den Herbstferien kommt unter anderem von Elternvertretern. „Generell sehe ich es problematisch, wenn man Sechsjährige bis 19-Jährige in einen Topf schmeißt“, sagt Susanne Schmid, Mitglied des Bundeselternverbandes. „Das sind nicht die gleichen Bedürfnisse, nicht die gleichen Schulen und nicht die gleichen Probleme. Volksschüler haben ganz andere, da geht es etwa um die Betreuung.“ Auch Stefan Szirucsek, Obmann des Landeselternvereins der Pflichtschulen in Niederösterreich, fordert, dass für die Kinderbetreuung „Sorge zu tragen ist.“

Kalender Herbstferien

APA/Harald Schneider

In Niederösterreich wird es 2020/21 erstmals verpflichtend Herbstferien geben

Für Niederösterreichs Bildungsdirektor, Johann Heuras, ist die Kinderbetreuung durch die Bündelung der freien Tage durch die Herbstferien „einfacher und besser zu organisieren“. Die „kurze Rast“ zwischen dem Schulbeginn Anfang September und Weihnachten sei „pädagogisch vernünftig“, sagt Heuras im „Niederösterreich heute“-Interview.

noe.ORF.at: Von Elternvertretern kommt Kritik, was die Kinderbetreuung betrifft. Wie sehen Sie diese Kritik?

Johann Heuras: Die Diskussion dauert schon jahrelang, wenn nicht jahrezehntelang. Ich glaube, dass mit dem heutigen Tag eine Entscheidung getroffen und eine Lösung angeboten wird, auch für die Eltern. Ich habe sehr viele Briefe und Mails von Eltern, die schreiben: ‚Kann man das nicht vereinheitlichen?‘ Eltern, die Kinder in Wien und Niederösterreich in unterschiedlichen Schulen haben, sind etwa für eine Vereinheitlichung im Sinne der Betreuung der Kinder und im Sinne der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

noe.ORF.at: Wird es Unterstützung im Bereich der Kinderbetreuung geben?

Heuras: Wenn Herbstferien die freien Tagen bündeln und es vorher ein Fleckerlteppich war, dann ist die Betreuung konzentriert einfacher und besser zu organisieren. Wenn Eltern eine Betreuung brauchen, müssen wir ihnen ein Angebot machen. Das Land Niederösterreich, allen voran die Landeshauptfrau (Johanna Mikl-Leitner; Anm.) und die zuständige Landesrätin (Christiane Teschl-Hofmeister; Anm.) stehen Gewehr bei Fuß, wenn es darum geht, unsere Kinder und Familien zu unterstützen. Es wird dieses Unterstützungsangebot geben. Das ist aber keine Frage der Herbstferien, sondern generell eine Frage der Betreuung während freier Tage und während Ferien. Dieses Thema wird natürlich auch in den Herbstferien zum Tragen kommen.

noe.ORF.at: Ist das also eine fixe Zusage, dass es Betreuungsmöglichkeiten geben wird?

Heuras: Man muss schon sagen, dass das Sache des Schulerhalters, der Gemeinden, ist. Daher sind die Gemeinden jene, die initiativ werden müssen. Das Land Niederösterreich wird hier allerdings unterstützend eingreifen: personell, organisatorisch, beratend und so weiter. Gemeinden und Land werden gemeinsam ein Angebot entwickeln.

Nadja Mader Johann Heuras

ORF

Bildungsdirektor Johann Heuras im „Niederösterreich heute“-Interview

noe.ORF.at: Kritik gibt es auch am Zeitpunkt für die Herbstferien, der in die offenbar intensivste Zeit für Schülerinnen und Schüler fällt, in der es viele Schularbeiten gibt. Werden die Kinder künftig herausgerissen?

Heuras: Das ist das pädagogische Argument. Es gibt viele Experten, die das anders sehen. Ich persönlich sehe es auch anders. Wenn Sie das Schuljahr mit Anfang September beginnen, dann ist die Wegstrecke bis Weihnachten eine sehr lange. Das ist letztendlich für die Kinder eine lange Wanderung. Während dieser langen Wanderung eine kurze Rast, eine Verschnaufpause, einzulegen, halte ich pädagogisch für vernünftig. Ich glaube, dass in dieser Zeitspanne von Anfang September bis Ende Dezember durchaus ein paar Tage Freizeit für die Kinder gut, vernünftig und pädagogisch mehr als vertretbar sind. Sie brauchen hin und wieder eine Pause und die ist hier gut angesetzt.

noe.ORF.at: Sie sind also überzeugt, dass sich der Stoff im Lehrplan trotz Herbstferien ausgehen wird?

Heuras: Die Anzahl der freien Tage wird nicht mehr, es wird nur konzentrierter angegangen, verdichtet zusammengelegt und gebündelt und damit eine Ruhephase eingeleitet, die die Kinder auch dringend brauchen. Ich sehe das pädagogisch durchaus sinnvoll.

noe.ORF.at: Die einheitlichen Herbstferien kommen auch in Niederösterreich erst 2020/21. Warum nicht schon heuer?

Heuras: Selbstverständlich hätte man schon im heurigen Herbst beginnen können. Sehr viele Schulen sind aber schon in der Planung des nächsten Schuljahres, manche haben diese schon abgeschlossen. Hier wieder den Retourgang einzulegen und sie aus dieser Planung herauszureißen, halte ich nicht für besonders geschickt. Im Übrigen: Wenn die Schulen möchten, dass sie heuer Herbstferien haben, können sie durch ihre Schulautonomie und das Festlegen der schulautonomen Tage es auch durchaus bewerkstelligen, zu Herbstferien zu kommen. Das liegt heuer noch in der Autonomie der Schulen und es ist machbar.

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) hat den Wunsch geäußert, dass Lehrer die Herbstferien für Weiterbildungen nützen sollen. Soll das verpflichtend sein oder nicht?

Heuras: Ich plädiere dafür, diese Fortbildung verpflichtend zu machen, aber durchaus Flexibilität im Sinne der Lehrerinnen und Lehrer zu wahren, und auch für die Schulen flexibel zu sein, wann diese Fortbildung am besten angebracht ist und wann sie durchgeführt wird.

Das Gespräch mit Johann Heuras führte Nadja Mader