Karfreitag: Scharfe Kritik an halbem Feiertag

Der Karfreitag wird ein halber Feiertag, ab 14.00 Uhr haben alle frei. Diesen Kompromiss hat die Regierung am Dienstag vorgelegt. Die Evangelische Kirche übt scharfe Kritik. Es werde „über religiöse Minderheiten drübergefahren“.

Der Regierung ging es darum, „am Status quo möglichst wenig zu verändern“, teilten die Verhandler Walter Rosenkranz (FPÖ) und Peter Haubner (ÖVP) mit. Schon der heurige Karfreitag am 19. April soll ein halber Feiertag für alle Arbeitnehmer werden. Deshalb soll „die detaillierte Ausformulierung so zeitnah erfolgen, dass ein Beschluss im Februar möglich“ sei.

Kanzleramtsminister Gernot Blümel (ÖVP) verteidigte den Kompromiss damit, dass Österreich bei Feiertagen im Spitzenfeld liege, „deswegen sind Mehrbelastungen für die Wirtschaft schwer zu rechtfertigen." Gleichzeitig wolle die Regierung auch Betroffenen möglichst nichts wegnehmen. Die Neuregelung wurde notwendig, weil der Europäische Gerichtshof (EuGH) Arbeitnehmer, die der Evangelischen Kirche angehören, bevorzugt sah.

Auch Arbeiterkammer pocht auf vollen Feiertag

In Niederösterreich stößt der Vorschlag auf heftige Kritik. Michael Bünker, Bischof der Evangelischen Kirche, bezeichnete ihn als „nicht akzeptabel“. Denn alle Mitglieder der Evangelischen Kirche würden damit einen halben Feiertag verlieren. Und es könne nicht sein, „dass in Österreich über religiöse Minderheiten so drübergefahren wird“, betont Bünker. Viele Gottesdienste am Karfreitag würden am Vormittag stattfinden, wofür sich Gläubige erst wieder frei nehmen müssten, so Bünker. Aus religiöser Sicht sei zudem der ganze Karfreitag ein Tag der Besinnung. Bis zur Abstimmung im Parlament will der Bischof der Evangelischen Kirche nun Gespräche führen und nachverhandeln.

Die Arbeitnehmervertreter zeigten sich von der Halbfeiertagslösung für den Karfreitag empört. Laut Markus Wieser, Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich, zeigt der Vorschlag, „was die Regierung für die Arbeitnehmer übrig hat“. Den Vorschlag wolle man nun zwar prüfen, Wieser pocht aber weiterhin auf einen vollen Feiertag für alle Arbeitnehmer.

Wirtschaftskammer fordert Ausgleich für Mehrkosten

Anders bewertet man den Vorschlag in der Wirtschaftskammer. Ein halber Feiertag sei zwar besser als ein ganzer, meint Präsidentin Sonja Zwazl: „Dennoch fordern wir von der Bundesregierung einen Ausgleich für die entstehenden Mehrkosten.“ In Niederösterreich würden sich diese auf mehrere Millionen Euro belaufen. Wegen des steigenden internationalen Wettbewerbs und der Vielzahl an bereits bestehenden Feiertagen "darf es ganz einfach zu keiner weiteren Mehrbelastung für unsere Betriebe kommen“, stellte Zwazl klar.

Stefan Sailer, noe.ORF.at

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