Krems: Mitdenkende Rückspiegel für Lkws

Einen verpflichtenden Abbiegeassistenten für Lkws wird es nicht geben, das wurde bei einem Verkehrssicherheitsgipfel entschieden. Eine mögliche Lösung als Schutz vor dem toten Winkel befindet sich in Krems in Entwicklung.

Über die Sicherheit auf Schutzwegen wurde nach dem tragischen Tod eines Buben in Wien diskutiert, der auf einem Schutzweg von einem Lastwagen im sogenannten toten Winkel erfasst worden ist. Um solche Unfälle zu vermeiden, tüftelt die Firma AVI Systems in Krems seit längerem an einem intelligenten Rückspiegelsystem.

22.02.2019 Lkw Abbiegeassistent Krems intelligente Rückspiegel

ORF

In Krems arbeiten knapp 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Rückspiegeln, die Gefahren erkennen

Spezielle Außenkameras behalten jeden Winkel im Blickfeld und eine ausgeklügelte Software sorgt dafür, dass der Fahrer oder die Fahrerin zu jeder Sekunde alles sieht, was vor, neben und hinter dem Fahrzeug passiert. Genau diese Technik fließt in die Entwicklung des neuen Abbiegeassistenten ein.

Kamera und Monitor statt Rückspiegel

Was auf den ersten Blick wie ein Computerspiel aussieht, ist das Ergebnis jahrelanger Forschungsarbeit. Am Firmenhauptsitz in Krems werden laufend neue Systeme entwickelt. Diese Technik aus Niederösterreich kommt bereits in vielen Straßenbahn- und anderen Nahverkehrszügen zum Einsatz.

„Hier werden herkömmliche Rückspiegel durch Kamera-Monitor-Systeme ersetzt. In der erweiterten Ausführung wird mit künstlicher Intelligenz gearbeitet, die beispielsweise eine Person im Gefährdungsbereich erkennt - wie etwa beim Abbiegen“, erklärt Geschäftsführer Johannes Traxler.

22.02.2019 Lkw Abbiegeassistent Krems intelligente Rückspiegel

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Manche Fahrzeuge fahren heute schon mit Kamera und mit Monitor statt mit einem Spiegel

Das in Krems entwickelte Know-how fließt derzeit in die Entwicklung eines neues Abbiegeassistenten speziell für Lkws ein, noch in diesem Jahr soll der erste auf den Markt kommen. Zwischen 3.000 und 5.000 Euro kostet ein solches System, abhängig von der Beschaffenheit des Fahrzeugs. Es überwache aber nicht nur das aktuelle Geschehen, sondern denke auch weiter, sagt Traxler. Da sich die Objekte, die es zu erkennen gilt, bewegen und nicht statisch sind, erkenne und berechne das System Gefahrensituationen bereits im Vorfeld.

Hightech aus Krems wird in China verwendet

„Für Fahrer bedeuten die modernen Rückspiegel einerseits eine Umstellung, andererseits muss er sich zu 100 Prozent darauf verlassen können, dass das gezeigte Bild auch tatsächlich der Realität entspricht“, so Traxler. Um sicherzugehen, dass das angezeigte Bild aktuell ist, wird jedes Bild mit einem Zeitstempel versehen. Somit lässt sich von der Fahrerkabine aus beurteilen, ob das Bild tatsächlich in Echtzeit übertragen wird.

Etwa 900 solcher Kameras mit der zugehörigen Software aus dem Kremser Unternehmen sind schon weltweit unterwegs, etwa auch in China. Neben Krems, wo knapp 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt sind, betreibt die Firma zwei weitere Standorte in Deutschland. Das Geschäft mit den intelligenten Rückspiegeln laufe dem Geschäftsführer zufolge gut: „Wir haben vor, sowohl hier in Krems weiter zu investieren, als auch einen neuen Standort aufzubauen und damit weitere innovative Arbeitslätze in Österreich zu schaffen“, so Traxler.

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