Franz Viehböck und die Schönheit des Alls

Die neue Ausstellung im Karikaturmuseum in Krems „Wettlauf zum Mond“ zeigt, wie in den 1960er Jahren das Wettrüsten der USA und der damaligen Sowjetunion in den Orbit auch Zeichner und Autoren aus aller Welt beschäftigte.

Die Faszination vom Weltall, die in der Ausstellung sichtbar wird, kennt auch Franz Viehböck aus eigener Erfahrung. Er ist Österreichs bisher einziger Mann, der im Weltall war. Er weiß, wie es sich anfühlt, in einem startenden Raumschiff zu sitzen und die Erde von oben zu sehen. Nach wie vor setzt er sich mit dem Weltraum auseinander und war am Samstag bei der Eröffnung der neuen Ausstellung im Kremser Karikaturmuseum dabei.

noe.ORF.at: Viele Kinder wünschen sich, einmal in einer Rakete zu sitzen. Herr Viehböck, Sie sind in einer Rakete mitgeflogen. Wie haben Sie im Jahr 1991 den Start bei Ihrem Flug zur Raumstation MIR erlebt?

Franz Viehböck: Der Start ist ein immens aufregender Moment. Vor allem die Sekunden vor dem Zünden der Triebwerke, wo noch alles relativ ruhig ist, da spürt man das Herz schlagen. Man hört im Kopfhörer die Bodenstation und den Countdown. Das Abheben ist aber nicht so wie bei einem Flugzeug, es ist ein sanftes, langsames Hochsteigen. Allerding wird die Beschleunigung immer höher, sodass man immer mehr in seine Liegeschale hineingedrückt wird.

Franz Viehböck

ORF

Franz Viehböck, Österreichs Kosmonaut in der Raumstation MIR 1991, im Gespräch mit noe.ORF.at im Karikaturmuseum Krems

Am Anfang vibriert alles und manches scheppert. Die Belastung, die einen in den Sitz drückt, erreicht schließlich 5-g-Kräfte. Man wiegt also in diesem Moment das Fünffache seines Körpergewichts und es wird sehr anstrengend, die Arme zu bewegen. Im Gesicht wird die Haut nach hinten gezogen. Im Orbit umkreist man die Erde mit 28.000 Kilometern pro Stunde - und dann schwebt man.

noe.ORF.at: Spürt man diese 28.000 km/h nicht?

Viehböck: Nein, man spürt keine Geschwindigkeit. Auch im Flugzeug spürt man sie nicht, man merkt nur Beschleunigung und Bremsen. Es dauerte rund neun Minuten bis zu diesem Moment des Schwebens.

noe.ORF.at: Wie war dann der Blick durchs Fenster auf unsere Welt und das Weltall?

Viehböck: Das erste, das sich mir eingeprägt hat, ist das Schwarze des Orbits. Und dann sieht man natürlich schon die Schönheit unseres wirklich sehr blauen Planeten. Allerdings ist es schon so, dass man - wieder anders als beim Fliegen - nicht immer hinunterschaut, sondern dass man plötzlich die Erde über sich hat. Die Sonnensegel werden immer optimal zur Sonne hin ausgerichtet, daher dreht sich stets alles und man muss sich genau orientieren.

Was sich mir eingeprägt hat, ist dieses faszinierende Schwarz des Weltalls, ein Schwarz, wie ich es davor noch nie gesehen habe. Außerdem erscheinen der Mond, die Sonne, die Erde und die anderen Sterne viel heller und klarer, als wir es gewohnt sind, weil der Blick durch keine Atmosphäre getrübt wird. Dazu kommt noch diese Größe, die dir keine Abbildung in einem Atlas vermitteln kann. Da wurde mir die Kleinheit des Menschen sehr deutlich vor Augen geführt.

Franz Viehböck 1991

APA/Wolfgang Wagner

Franz Viehböck nach der Landung am 10. Oktober 1991 in der Steppe von Kasachstan

noe.ORF.at: Als Sie in die Raumstation MIR „hineinschwebten“, hatten Sie eine kleine österreichischen Fahne in der Hand. Was waren da Ihre ersten Eindrücke?

Viehböck: Die MIR kannte ich davor nur vom Simulator auf der Erde. Beim Hineinschweben hatte ich zuerst Orientierungsschwierigkeiten. Auf der Erde ist alles klar, es gibt ein Oben und ein Unten. Beim Hineinschweben gibt es kein Oben oder Unten, weil man das nicht spürt. Dann bemerkte ich erst, wie groß die Raumstation tatsächlich war. Nach zwei Tagen ohne warme Getränke oder Speisen wurde ich in der MIR mit heißem Tee empfangen, das war auch sehr schön.

noe.ORf.at: Verstehen Sie, wenn Menschen behaupten, es habe 1969 die Landung auf dem Mond gar nicht gegeben, dass dies alles in Studios produziert worden sei?

Viehböck: Nein, diese Verschwörungstheorien kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Ich habe nach meinem Raumflug in den USA im Raumfluggeschäft gearbeitet. Ich habe so viele Hintergrundgeschichten von ehemaligen Astronauten erfahren und kannte die meisten der Astronauten, die am Mond spazieren gegangen sind. Ich habe Raketenstarts gesehen. Das alles zusammen ist so real, das kann man nicht erfinden.

noe.ORF.at: Können Sie sich Leben im All vorstellen?

Viehböck: Wenn wir davon reden, ob es Leben auf einem anderen Planeten gibt, dann behaupte ich, dass es das Leben in jener intelligenten oder unintelligenten Form, wie wir Menschen es sind, nicht gibt. Dass es Leben in einer primitiven Form gibt, wie Einzeller oder Bakterien, das ist schon möglich.

noe.ORF.at: Sind Sie ein religiöser Mensch?

Viehböck: Ich glaube nicht an Gott, zumindest nicht an den Gott, der mir hier auf Erden durch die Kirchen vermittelt wird.

Das Gespräch mit Franz Viehböck führte Hannes Steindl, noe.ORF.at

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