Landeskriminalamt deckt Internetbetrug auf

Ermittler des Landeskriminalamts Niederösterreich haben internationalen Internetbetrügern das Handwerk gelegt. In monatelanger Kleinarbeit wurde eine Bande ausgeforscht, die Tausende Anleger betrogen haben soll.

Auf Websites sollen die Betrüger Anlagemöglichkeiten vorgetäuscht haben, das Geld wurde aber tatsächlich nie veranlagt, erklärt der Leiter des Landeskriminalamts Niederösterreich, Omar Haijawi-Pirchner: „Vorgespielt wird, dass man auf sogenannte binäre Optionen wettet, das heißt, ein spekulatives Wettgeschäft, auch termingebunden. Die Opfer gehen davon aus, dass sie auf Aktiengeschäfte wetten - und geben hier einen Einsatz, den sie dann relativ rasch auch verlieren.“ Das vermeintlich angelegte Geld wurde nämlich tatsächlich nie veranlagt, sondern floss über Geldwäschenetzwerke an diverse Scheinfirmen und war so nicht mehr auffindbar.

Mehrere hundert Millionen Euro Schaden

Der Schaden wird auf mehrere hundert Millionen Euro geschätzt, Opfer gab es in allen Teilen der Welt, auch mehrere in Österreich. Im Landeskriminalamt in Mödling gelang es Spezialisten, hinter die Kulissen der Internetauftritte zu blicken.

Hand Geld neutral Darknet

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„Man ist über diese Plattformen im Internet dann auch zu den Strukturen gelangt, die in ganz Europa aufgebaut waren. Das Landeskriminalamt Niederösterreich hat mit dem Bundeskriminalamt hier später in Bulgarien Strukturnetzwerke zerstört und einen Beschuldigten festnehmen können, unzählige Hausdurchsuchungen auch durchgeführt und Datenmaterial mit mehreren Terabyte auch sichergestellt, das jetzt im Moment ausgewertet wird“, schildert Haijawi-Pirchner.

Die Ermittlungen ergaben, dass die kriminellen Hintermänner den Betrug wie einen Konzern organisiert hatten. So gab es verschiedene Abteilungen, von der Vermarktung bis zu Telefonhotlines zur Betreuung der vermeintlichen Anleger.

Auswertung der Unterlagen wird Monate dauern

Der Fall zeige jedenfalls, dass man Geldanlagen via Internet vorher gründlich recherchieren sollte, warnt der Leiter des Landeskriminalamts: „Bevor man Geld im Internet investiert, sollte man sich immer anschauen, wer ist mein Gegenüber, mit wem habe ich es zu tun. Hier helfen Suchmaschinen, weil zumeist im Impressum auch Daten zu finden sind, wer dieses Geschäft anbietet. Und wenn man dann in verschiedenen Suchmaschinen nach diesen Personen oder Firmen sucht, dann gelangt man oft auch zu diversen Investorenwarnungen - und das sollte man bei Geschäften im Internet natürlich auch beherzigen.“

Landeskriminalamt NÖ

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In einer europaweiten Aktion ist eine Tätergruppe zerschlagen worden

Die Ermittler gehen derzeit von mehreren tausend Opfern und einem Schaden von 100 Millionen Euro aus, den die ausgeforschten Täter pro Jahr verursacht haben. Genaueres wisse man derzeit aber noch nicht. Bis die sichergestellten Unterlagen ausgewertet sind, werde es noch Monate dauern, hieß es bei der Polizei. Opferzahl und Schadenssumme könnten deshalb auch noch weit höher als bisher angenommen sein.

„Diese erfolgreiche Aktion ist ein wichtiger Schlag gegen die Cyberkriminalität, wo Täter Zugang zu modernsten Mitteln der Digitaltechnik haben. Umso höher ist die Leistung der Ermittler einzustufen, die in penibler Kleinstarbeit und dank internationalem Informationsaustausch konzernähnliche kriminelle Strukturen sichtbar gemacht und zerschlagen haben", sagte Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) in einer Aussendung am Dienstag.

Werner Fetz, noe.ORF.at

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