Wieselburg: Studierende fürchten um Ausbildung

Nach dem plötzlichen Abgang der Studienprogrammleitung an der Fachhochschule Wieselburg gibt es große Aufregung. Die Studierenden fürchten um ihre Ausbildung. In einer Online-Petition fordern sie, dass die Leiterinnen bleiben.

Die „Fachhochschule Wieselburg soll weiterhin von Malschinger & Grimm geleitet werden“ fordern Studierende und Absolventinnen und Absolventen in der Online-Petition. Sie wird mittlerweile von mehr als 1.200 Personen unterstützt. Der Grund: „Studierende haben sich für ein Studium unter DIESER Campus-Leitung entschieden“, heißt es online. Durch die Umstrukturierung erwartet man nun einen Imageverlust.

„Wir bekommen nicht die Ausbildung, die wir uns erwartet haben“, so Student Patrick Pranger. Er steht kurz vor seinem Abschluss. „Die beiden Studienprogrammleiterinnnen hatten viel Erfahrung“, meint er. Ob Pranger ab Herbst auch sein Masterstudium in Wieselburg anhängen wird, wisse er nun noch nicht, wie er sagt.

Lehrbetrieb wird interimistisch geführt

Der Lehrbetrieb wird interimistisch bis zum Sommer von vier Mitarbeitern geführt. „Ich habe das Gefühl, dass dieser Wechsel nicht durchdacht war“, so Lisa Köberl, eine von drei Vertretern der Studierenden. Die vier Lehrkräfte seien schon „voll eingedeckt und müssen nun noch mehr leisten. Das spürt man.“

Astin Malschinger baute die Fachhochschule als Studienprogrammleiterin 20 Jahre lang auf und gab jetzt ihren Abschied bekannt. Sie begründet die Entscheidung damit, dass eine langfristige Planung nicht mehr möglich gewesen sei. So seien Zusagen von der Campus-Führung in der Fachhochschule Wr. Neustadt, etwa dass Wieselburg ein eigenständiges Institut bekomme, nicht eingehalten worden. Zudem seien mehrere offene Stellen in der Verwaltung nicht nachbesetzt worden.

Malschinger: „Kommunikative Isolation“

Gleichzeitig seien Malschinger und ihre Stellvertreterin Andrea Grimm in die langfristige Entwicklung und Ausrichtung der Fachhochschule nicht mehr eingebunden worden. „Seit eineinhalb Jahren befinden wir uns in einer kommunikativen Isolation zu unserem Mutter-Standort.“ Aus Malschingers Sicht sei es nun notwendig gewesen, die Reißleine zu ziehen. Eine geordnete Übergabe bis Juni, für die Malschinger plädierte, wurde von der Campus-Führung abgelehnt.

Josef Wiesler, Geschäftsführer der Fachhochschule Wr. Neustadt, erklärte, dass es seit eineinhalb Jahren eine Umstrukturierung gebe, wozu seither auch Gespräche mit Mitarbeitern aller Standorte geführt worden seien. Künftig sei, wie im Fachhochschulgesetz verankert, eine Trennung zwischen Lehre und Verwaltung vorgesehen. Die Leitung des organisatorisch unabhängigen Studienbereichs sei aber mit Astin Malschinger besetzt gewesen, die mit den Rechten und Pflichten einer Fakultätsleitung ausgestattet war.

Wiesler: „Forderungen nicht vereinbar“

„Einige Tage nach Abschluss der neuen Dienstverträge forderte Frau Malschinger Führungsinstrumente ein, die mit der vorgesehenen Zielstruktur bzw. der vorgesehenen Position nicht vereinbar sind“, führte Wiesler weiter aus. Weil diese Forderungen nicht erfüllt wurden, hätten Malschinger und ihre Stellvertreterin erklärt, dass sie unter diesen Umständen die Fachhochschule verlassen werden. Malschinger rechtfertigte sich: „Wir haben jetzt eine Struktur, die dazu führen wird, dass wir nicht mehr miteinander reden, dass wir in sortenreinen Dingen denken. Hier in Wieselburg sollte es anders sein.“

Laut Wiesler seien personelle Änderungen zum Semesterwechsel prinzipiell nicht unüblich. Der Studienbetrieb sei mittlerweile angelaufen und es gebe keinerlei Beeinträchtigungen, hieß es in einer Aussendung. Der ungestörte, reibungslose Studienbetrieb sei somit gesichert. In den nächsten Jahren will man jedenfalls den Bereich Gesundheit und die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) forcieren. Die Zahl der Studierenden soll von derzeit etwa 800 auf bis zu 1.500 steigern.

Stefan Sailer, noe.ORF.at

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