Mit neuen Konzepten gegen Kindesmissbrauch

Das Land versucht gemeinsam mit einem Team der Universität Wien moderne pädagogische Konzepte zu entwickeln. Damit soll der Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in landeseigenen Einrichtungen verhindert werden.

Bereits 2012 startete das Land Niederösterreich die erste Kooperation mit der Fakultät für Psychologie der Universität Wien. In den vergangenen Jahren meldeten sich mehr als 500 Missbrauchsopfer in Niederösterreich. Seit 2018 forscht ein Team rund um die klinische Psychologin Brigitte Lueger-Schuster zum Thema „Schemapädagogik“. Dabei werden Kinder und Jugendliche untersucht, wie sie die Welt sehen, spüren und wahrnehmen.

Bei Missbrauchserfahrungen, wie bei physischer und psychischer Gewalt, leiden Kinder und Jugendliche laut Lueger-Schuster oft mehrere Jahrzehnte. Die Art und Weise, wie die Betroffenen die Welt danach sehen, verändere sich dadurch stark, so die klinische Psychologin. Aus diesem Grund versucht das Team gemeinsam mit dem Land die Ergebnisse der Studie direkt in die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen in den landeseigenen Einrichtungen einfließen zu lassen.

„Erziehungsmethoden haben sich massiv verändert“

„Die Erziehungsmethoden haben sich in den vergangenen 40, 50 Jahren Gott sei Dank massiv verändert. Und deswegen ist es uns wichtig, immer wieder auf die neuesten pädagogischen Konzepte hinzusehen“, sagte Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) bei einem Pressegespräch am Montag.

Brigitte Lueger-Schuster und Ulrike Königsberger-Ludwig

Anton Heinzl

Brigitte Lueger-Schuster, klinische Psychologin, und Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig

Laut Königsberger-Ludwig, die auch Kinder- und Jugendhilfereferentin des Landes ist, werden in Niederösterreich nur im letzten Schritt Kinder von ihren Familien abgenommen und in Heime gebracht, wo sie zum Teil auch aufwachsen. Da es sich um einen sehr sensiblen Bereich handle, müsse laufend nach neuen pädagogischen Konzepten gesucht werden, damit die betroffenen Kinder und Jugendlichen keinen Misshandlungen ausgesetzt sind, so die Landesrätin.

Neue pädagogische Konzepte für Kinder

Bei der Studie zur sogenannten „Schemapädagogik“ arbeiten die Wissenschaftler gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen in landeseigenen Einrichtungen und deren Betreuern zusammen. Mithilfe von Selbst- und Fremdeinschätzungen ermittelt das Team der Fakultät für Psychologie vereinfacht gesagt, wie sich die Kinder selbst sehen und wie sie etwa von ihren Betreuern in Bezug auf ihr Verhalten eingeschätzt werden. Die Studie soll auch in diesem Jahr fortgeführt werden und weitere Ergebnisse liefern.

Das Land betreibt sechs sozialpädagogische Zentren und 14 Außenwohngruppen. 570 Mitarbeiter arbeiten in diesen landeseigenen Einrichtungen, wobei 572 Plätze für Kinder und Jugendliche im stationären bzw. teilstationären Bereich zur Verfügung stehen. Im Zuge der Studie sollen die Mitarbeiter in den Heimen geschult und die neuen pädagogischen Konzepte eingearbeitet werden.

Matthias Balmetzhofer, noe.ORF.at